Düsseldorf. Der Telekommunikationsriese Vodafone bringt das schnelle Maschinennetz nach Deutschland. Start vom “Internet der Dinge“ ist in Düsseldorf.
Besorgte Besitzer von Hunden und Katzen können ihren Tieren einen Sensor um den Hals binden und sind per Smartphone jederzeit im Bilde, wo sich die Vierbeiner gerade herumtreiben. Das „Internet der Dinge“ macht die Überwachung möglich. Die Technik will Deutschlands zweitgrößter Telekommunikationskonzern Vodafone nun auch nutzen, um Maschinen miteinander zu vernetzen. Ob Aufzüge, Kaffeemaschinen oder ganze Bahnhöfe: Vodafone braucht für das Maschinennetz schnelle Leitungen. Der Startschuss dafür fällt am 15. Dezember in Düsseldorf und Berlin.
Im 18. Stock der Düsseldorfer Konzernzentrale haben die Tüftler von Vodafone bei gutem Wetter nicht nur einen Blick bis zum Kölner Dom. Sie schauen auch in die Zukunft. Und die sieht Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter in der „Gigabit-Gesellschaft“, die ein Internet mit rasend schnellen Übertragungsgeschwindigkeiten nutzt. „Die Zukunft gehört den Gigabitnetzen, also allen Infrastrukturen, die wirklich Gigabits bringen“, sagt der Manager, der seinen Konzern als „Schrittmacher“ hin zum schnellen Internet für alle versteht . Das DSL-Festnetz mit seinen Kupferkabeln komme schon heute an seine Grenzen – und liefere „oft nur Kriechgeschwindigkeit, wo Lichtgeschwindigkeit gefragt“ sei.
„Deutschland hat den digitalen Trend bislang verschlafen“, kritisiert Ametsreiter. Lange habe Politik an dem Glauben festgehalten, dass Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Megabit ausreichten. Der Vodafone-Deutschlandchef hat ganz andere Ziele im Visier – die Verzwanzigfachung des bisherigen Tempos: „Ein Gigabit muss die Untergrenze sein. Wir brauchen einen Ruck für den Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland.“
Der Bundesverband Glasfaser rechnet damit, dass am Ende dieses Jahres erst drei Millionen der bundesweit 40 Millionen Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen sein werden. Ametsreiter geht das nicht schnell genug. Auch im Vorfeld der Koalitionsgespräche von Union und SPD im Bund fordert der Vodafone-Manager: „Die Politik muss sich klar dazu bekennen, dass Glasfaseranschlüsse nicht länger nur bis zum Straßenrand, sondern bis ins Haus und in die Keller hineingelegt werden.“ Die letzten Meter vom grauen Schaltkasten auf der Straße bis ins Gebäude hinein wurden bislang mit Kupferkabel überbrückt. Das führe zu Leistungseinschränkungen. Für den Kupferausbau, so Ametsreiter, solle es in Zukunft keinerlei staatliche Förderung mehr geben. „Steuergelder nur noch für die schnelle Glasfaser“ lautet seine Maxime.
Schnelles Netz auch im Ruhrgebiet
Wie die Wirtschaft vom Breitbandnetz profitieren kann, will Vodafone mit seinem „Maschinennetz“ demonstrieren, das in dieser Woche zunächst in Düsseldorf und Berlin gestartet und in den nächsten Monaten auf elf weitere Metropolstädte wie Hamburg, Essen, Dortmund, Köln und Bonn ausgeweitet werden soll. „Am Ende soll das Maschinennetz in ganz Deutschland funken“, kündigt Ametsreiter an.
Die Vernetzung der Maschinen werde die Wirtschaft revolutionieren. „Die Unternehmen können damit nicht nur Produkte, sondern auch Serviceleistungen anbieten“, sagt der Manager. Die Deutsche Bahn will ihre Abfalleimer in den Bahnhöfen mit Vodafone-Technik ausstatten. Sensoren und SIM-Karten in den Behältern melden, wann sie geleert werden müssen.
Sensoren funken auch im Keller
Ametsreiter sieht eine Fülle weiterer Anwendungsbeispiele. „Wir können alle Maschinen mit Sensoren ausstatten, die frühzeitig etwa über die Temperatur- oder Druckmessung dem Nutzer mitteilen, dass sie bald kaputt gehen.“ Die Unternehmen könnten mit dieser Information rasch Ersatz beschaffen, um Produktionsausfälle zu verhindern. Getränkehersteller, die im Handel und in der Gastronomie eigene Kühlschränke aufstellen, könnten durch die Vernetzung aus der Ferne die richtige Trinktemperatur steuern und automatisch nachliefern, wenn der Flaschenvorrat zur Neige geht.
Die Informationsübertragung, die bis in den letzten Winkel eines Kellers funktioniert und vor dicken Mauern und Stahlträgern nicht Halt macht, ermöglicht das LTE-Mobilfunknetz, das Vodafone nun sukzessive um das Maschinennetz erweitern will. Die Sensoren mit der SIM-Karte verfügen nach Unternehmensangaben über eine Batterie, die bis zu zehn Jahre hält.