Essen. Startschuss für den Stadtteilpark Hassel und die „Neue Zeche Westerholt“.

Über Jahrzehnte sind die Stadtteile Gelsenkirchen-Hassel und Herten-Westerholt und ihre Bewohner vom Bergbau und seinen Folgeindustrien geprägt worden und dabei über die Stadtgrenzen hinaus zusammengewachsen. Zum Ende der Steinkohlenära werden die Quartiere im Norden der Städte jetzt im Rahmen einer beispiellosen Neugestaltung zu einem Labor für die Zukunft.

Im Zentrum der Entwicklung stehen dabei der Stadtteilpark Hassel und die „Neue Zeche Westerholt“ als eine der zentralen Zukunftsaufgaben der Städte Gelsenkirchen und Herten sowie der RAG Montan Immobilien. „Wir haben eine Verantwortung, das Bergwerksareal nach vorne zu bringen“, sagt Westerholt-Projektleiter Bernd Lohse. „Die Bürger haben eine hohe Identifikation mit diesem Standort, sprechen davon, auf Kohle geboren zu sein.“

Seit Ende August steht nun der Masterplan des Architektenbüros Gysin + Partner und der wbp Landschaftsarchitekten aus Bochum für die Entwicklung der „Neuen Zeche Westerholt“. Das Planungsteam stellt das 33 Hektar große Bergwerksareal gemeinsam mit dem benachbarten Stadtteilpark Hassel in Gelsenkirchen unter das Leitthema „Labor des Wandels“. Das Konzept sieht für unterschiedliche Quartiere einen Nutzungsmix aus Wohnen, Gewerbe, Forschung, Technologie, Bildung, Kultur, Gastronomie und Freizeit vor. Im neuen „Hybridquartier“, bestehend aus den prägenden Bestandsgebäuden, sollen Angebote für die Kunst- und Kreativwirtschaft oder auch Gastronomie mit einladenden Außenbereichen und Wohnmöglichkeiten entstehen. Westlich und südlich auf dem Bergwerksgelände sind neue Gewerbeflächen für Unternehmen und Handwerksbetriebe geplant. Und die ehemalige Parkplatzfläche nördlich der Egonstraße wandelt sich im Laufe der Zeit zu einem neuen, gartenstädtischen Wohnquartier.

Das Rückgrat der „Neuen Zeche Westerholt“, die bis 2025 fertiggestellt werden soll, ist die Allee des Wandels. Entlang dem Zechen- und dem alten Fördermaschinenhaus, aber auch dem neuen „Patio- Rundeindicker“ und denkmalgeschützten Gebäuden entsteht so im Kern der Anlage eine attraktive grüne Mitte, die die einzelnen Stadtteile für Fußgänger und Radfahrer verbindet.

Diese übergeordnete räumliche Verbindung, die verschiedene Energie-Projekte in Herten und Gelsenkirchen miteinander verknüpft, bietet auch den Anlass, die besonderen Beziehungen und Entwicklungspotenziale zwischen der „Neuen Zeche Westerholt“ und dem Stadtteilpark Hassel herauszustellen. Wo noch bis Anfang dieses Jahrtausends die Kokerei Hassel stand, soll nach Planungen der Stadt Gelsenkirchen, der Ruhr Oel GmbH und der RAG Montan Immobilien in den nächsten drei Jahren auf mehr als 30 Hektar eine ökologisch anspruchsvolle Freifläche mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen. Die beiden Landschaftsbauwerke „Olymp“ sollen dann in 13 Metern Höhe luftige Aussichten gewähren, während die Vierbeiner auf einer Hundefreilaufwiese umhertoben. Das Highlight des neuen Stadtteilparks wird ein rund 10.000 Quadratmeter großer See, eingerahmt von Fahrrad- und Fußwegen, Liegewiesen und einem Schilfgürtel, der auch der ökologischen Reinigung dient. Außerdem werden etwa zehn Hektar des Areals für den Anbau von Energieträgern genutzt. Hier wird die HVG GmbH – eine Tochter der Vivawest Dienstleistungen GmbH – eine Kurzumtriebsplantage betreiben. Es sollen mehrere Baumarten angepflanzt, regelmäßig geerntet und als Holzpellets zur energetischen Verwertung weiter verarbeitet werden.

Damit wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der Identität der Bergbauflächen von gleicher Bedeutung ist wie der Umgang mit Materialien und Energie. Im „Labor des Wandels“ soll einerseits ein möglichst großer Teil der Gebäude, Infrastrukturelemente und Materialien auf Westerholt erhalten bleiben, um sie zum Ausgangspunkt für die anstehende Entwicklung zu machen. Andererseits werden auch die Energie-Projekte an beiden Standorten integriert in die Allee des Wandels und den zukünftigen Charakter des Ortes entscheidend prägen.