Essen. . Computer-Tastaturen sind unhygienischer als eine Klobrille und ein wahres Biotop für Viren und Bakterien. Mit Reinigungsbenzin bekommt man zwar die Tasten mit einiger Mühe sauber, doch oft wird damit auch der Kunststoff angegriffen. Ein Test zeigt, dass es viel leichter gehen kann: in der Spülmaschine.

Computer sind ein paradiesisches Biotop für Viren, und damit sind ausnahmsweise mal nicht nur die programmierten virtuellen Schädlinge gemeint, sondern die ganz realen. Auf Maus und Tastatur hinterlässt jeder Nutzer seine Fingerabdrücke, und nach einiger Zeit hat sich ein zäher, klebriger Belag aus Handschweiß, Hautfett und Staub gebildet; das ist schon optisch abstoßend, darüber hinaus aber auch ein höchst vitales Verbreitungsmedium für Erkältungserreger - besonders dann, wenn wechselnde Personen den PC nutzen.

An der Universität von Arizona ergab eine Untersuchung, dass eine solche Tastatur unhygienischer ist als eine Klobrille - es fanden sich 400mal so viele Bakterien wie auf einer regelmäßig gereinigten öffentlichen Toilette Dazu kommen bei vielgenutzten Geräten noch Brötchenkrümel, die sich in den schmalen Ritzen auf ewig verbergen können und klebrige Flecken von Kaffee, Cola und Co. - Zeit für eine Grundreinigung.

Dass gerade Tastaturen ziemlich oft ziemlich unappetitlich aussehen, liegt daran, dass sie so unhandlich zu reinigen sind. Maus und Monitor bieten sich mit ihren glatten Flächen zum schnellen Abwischen an. Die viel stärker angefingerte Tastatur hat unzählige Ecken und Kanten und Ritzen; dazu birgt sie im Innern ihre empfindliche Steuerelektronik, die man nicht fluten möchte, und die Kunststoffe und ihre Beschriftung vertragen keine ganz aggressiven Chemikalienkaliber.

Tastaturen sind schwerer zu reinigen als Maus und Monitor

Der erste Griff bei stromführenden Geräten geht oft zum Reinigungsbenzin - doch das ist keine optimale Idee. Die Flüssigkeit greift zwar die Elektronik nicht an und löst ganz passabel fettige Rückstände, unter Umständen aber auch den Kunststoff. Und selbst wenn die Tastatur die Reinigung scheinbar unbeschadet überstanden hat, ist in vielen Fällen die Oberfläche der Plastiktasten aufgeraut; das ist zunächst nur mikroskopisch sichtbar, zeigt sich aber darin, dass die Tastatur nun merklich schneller verschmutzt. Und schließlich: Auch mit Benzin bleibt die Frage, wie man am besten in die vielen Zwischenräume kommt.

Porentief sauber - hätte wohl früher Clementine gesagt, die Frau aus der Waschmittelwerbung. Eine Computertastatur nach der Behandlung in der Spülmaschine und nach einigen Tagen des Trocknens. Ob jedes Tastatur-Modell eine solche Behandlung übersteht, kann freilich nicht garantiert werden. (Foto: von Faber)
Porentief sauber - hätte wohl früher Clementine gesagt, die Frau aus der Waschmittelwerbung. Eine Computertastatur nach der Behandlung in der Spülmaschine und nach einigen Tagen des Trocknens. Ob jedes Tastatur-Modell eine solche Behandlung übersteht, kann freilich nicht garantiert werden. (Foto: von Faber)

Wer Zeit und Energie für eine gründliche Reinigung hat, folgt einer der zahlreichen Anleitungen im Internet und zerlegt seine Tastatur vollständig. Dabei werden alle Tastenkappen abgehebelt, das Gehäuse auseinandergeschraubt, die Kontaktmatten und Isolationsfolien entnommen, die Platine ausgebaut. Die so isolierten Plastikteile kann man verhältnismäßig bequem mit Wasser und Spülmittel säubern und schließlich wird alles wieder in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt.

Komisches Gefühl - die Tastatur in der Spülmaschine

Bei Preisen von nur noch einer Handvoll Euro für eine Billigtastatur mag mancher den Aufwand scheuen und kauft wohl gleich eine neue. Wir aber wollten wissen, ob man die Tastatur vielleicht sogar in Gänze samt Elektronik und Platine in die Spülmaschine stellen kann.

Als Kaninchen dieses Versuchs mit eventuell letalem Ausgang musste ein stark strapaziertes Exemplar von Fujitsu- Siemens herhalten, mit seinem angenehmen Tastenanschlag zu schade zum Entsorgen. Ein elektronisches Gerät samt Kabel zwischen Teller und Töpfe in die Spülmaschine zu stopfen, ist ein merkwürdiges Gefühl - und am Ende des Spülvorgangs ist die Tastatur ziemlich unhandlich heiß geworden und dampft, selbst im 55°-Schonprogramm.

Blitzblank und ausreichend lange getrocknet

Sauber allerdings ist sie, die Tasten sind blitzblank wie am ersten Tag, griffig und ohne jeden Fettfilm, kein Krümelchen rieselt mehr aus dem Gehäuse. Erst jetzt fällt auf, dass sich das Gehäuse im Laufe der Jahre verfärbt hat, die Tasten hingegen nicht - da kann das beste Spülprogramm nichts daran ändern.

Und tatsächlich funktioniert die Tastatur noch - einwandfrei. Voraussetzung ist, dass sie ausreichend lange an der Luft trocknen kann, mehrere Tage. Danach fühlt sie sich an wie neu. Sicher gibt es keine Garantie, dass das mit jeder Tastatur klappt, aber ganz offenbar halten Platine und Folien sowohl Wasser als auch Temperatur des Maschinenspülgangs aus.