Essen. Händler und ADAC empfehlen, baldmöglichst Winterreifen montieren zu lassen. Wer jedoch starken Schneefall abwartet, muss deutlich mehr Geld bezahlen.

Wegen der ersten Schneeflocken frohlocken jetzt die Reifenhändler und Werkstätten, denn viele Autobesitzer folgen der Empfehlung, von „O bis O“ (von Oktober bis Ostern) auf Winterreifen zu fahren. Wer wartet, bis es stark und flächendeckend schneit, muss vielleicht tief in die Tasche greifen.

"Der Winter beginnt diesmal sehr, sehr früh", freut sich Markus Meißner von Auto-Teile-Unger (ATU): "Die Nachfrage hat in den letzten Tagen deutlich angezogen." Das ist lukrativ, denn die Vorsaison ist vorbei und damit die Zeit für Sonderrabatte und Preisaktionen. Immerhin, wollen Kunden ihre Reifen gewechselt haben, bekommen sie noch innerhalb weniger Tage einen Termin. "Wenn der erste Schnee im Flachland fällt, wird es einen richtigen Ansturm geben", weiß Meißner aus Erfahrung. Dann gibt es keine kurzfristigen Werkstatttermine mehr. Deshalb empfiehlt er, früh auf Winterreifen umzusatteln.

Ohne geeignete Reifen droht ein Bußgeld

Wer auf winterlichen Straßen, also bei Glatteis, Glätte oder Schneematsch, ohne geeignete Reifen fährt, muss ein Bußgeld von mindestens 60 Euro zahlen und könnte bei einem Unfall den Schutz der Kaskoversicherung verlieren.

"In der Eifel schneit's schon. Machen Sie sich jetzt auf den Weg und lassen sich Winterreifen montieren", empfiehlt ebenfalls ADAC-Techniker Heinz-Gerd Lehmann. "Selbst wenn es im November wieder heißer wird, ist das sicherer. Denn die Straßen bleiben kalt." Außerdem hilft die bessere Bodenhaftung der Winterreifen, wenn Laub auf dem Asphalt liegt. Ausreichend Grip bietet laut ADAC Nordrhein jedoch nicht die gesetzlich vorgeschriebene Profiltiefe von 1,6 Millimetern, mindestens vier Millimeter sollten es sein.

Bloß nicht auf stärkeren Schneefall warten

Bloß nicht auf mehr Schnee warten, warnt Lehmann. "Dann werden die Reifen knapp, und es werden Preise verlangt, als wären die Winterreifen vergoldet." Dem widerspricht ATU-Sprecher Meißner: "Die Reifen werden nicht knapp." Dank großer Zentrallager in Weiden und Werl blieben die Werkstätten gut versorgt. Wird es denn auch nicht teurer? Das schließt der Unternehmenssprecher nicht aus, sondern bleibt vage: "Reifenpreise ändern sich tagtäglich." Das sei branchenüblich. Stimmt, bestätigt der ADAC-Techniker.

Wer keine überhöhten Preise beim Händler bezahlen möchte, sollte ihn nicht unvorbereitet aufsuchen, empfiehlt Lehmann. Das Internet bietet Orientierungshilfen, was Reifensätze für den eigenen Wagen kosten. Autofahrer sollten nicht an der falschen Stelle sparen, findet er.

Auch interessant

So rät Lehmann Laien ab, auf eine fachmännische Montage zu verzichten. Notwendig sei ein Experte immer, wenn das Auto ein elektronisches Reifendruckkontrollsystem besitzt. Ein Radwechsel in Eigenregie eigne sich nur für Menschen mit handwerklichem Geschick. Zudem brauche man das richtige Werkzeug. Besonders wichtig sei ein Drehmomentschlüssel. "Den hat man nicht mal eben in der Garage liegen, dafür muss man auch Geld investieren." Ohnehin solle man vorsichtig sein, sich mit dem selbstgemachten Reifenwechsel nicht zu viel zuzumuten.

Im Ruhrgebiet können Ganzjahresreifen genügen

Der ADAC warnt vor Billigreifen aus China. „Die sind eine Katastrophe“, sagt Lehmann. Mit einem Markenreifen mache man hingegen nichts falsch – und die seien teils ebenfalls günstig zu bekommen. Für das Ruhrgebiet könnten Ganzjahresreifen mit Schneeflocken-Symbol ausreichen.

ADAC-Techniker Heinz-Gerd Lehmann rät von gebrauchten Reifen ab. "Sie sollten nicht älter als zwei Jahre sein." Das Alter kann jeder selbst ablesen: Das Herstellungsdatum steht auf jeder Reifenflanke, als vierstellige Nummer in einem Oval. Die ersten beiden Ziffern geben die Kalenderwoche an, die letzten beiden das Jahr.

Weitere ADAC-Tipps fürs Autofahren im Winter

Doch Autofahrer sollten bei winterlichen Temperaturen noch mehr beachten, um ihren Wagen wintertauglich zu machen. Der ADAC Nordrhein hat einige Tipps gesammelt.

  • Frostschutz: Sowohl das Kühlsystem als auch die Scheibenwaschanlage sollten Autofahrer überprüfen und mit Frostschutzmittel befüllen lassen, das bis mindestens minus 25 Grad Celsius wirkt.
  • Scheiben: Schmutzige Scheiben behindern die Sicht jetzt noch mehr. Daher ist es sinnvoll, sie von innen gründlich zu reinigen. Saubere Scheiben beschlagen auch weniger schnell. Ziehen Scheibenwischer Schlieren oder sind porös, ist es Zeit für einen Austausch.
  • Klimaanlage: Weil sie der Luft Feuchtigkeit entzieht und dadurch beschlagene Scheiben schneller frei werden, ist die Klimaanlage auch in den kalten Monaten hilfreich. Ob dafür noch genügend Kältemittel vorhanden ist, können Fachleute überprüfen.
  • Licht: Sehen und gesehen werden ist gerade in der dunklen Jahreszeit wichtig. Autofahrer sollten prüfen lassen, ob alle Lampen funktionieren und die Scheinwerfer richtig eingestellt sind.
  • Batterie: Bei niedrigen Temperaturen lässt der Akku nach und wird gleichzeitig stärker gefordert, etwa durch die Sitzheizung oder die beheizbare Heckscheibe. Autofahrer sollten sicherstellen, dass die Batterie für den Winter noch genug Saft hat.
  • Fahrweise: Selbst wenn die Technik komplett in Ordnung ist, sollten Autofahrer ihr Verkehrsverhalten an Regen, Nässe oder Nebel anpassen. Dazu gehört: vorausschauend und nicht zu schnell fahren, ausreichend Abstand zum Vordermann halten und auf heftiges Gasgeben, starkes Bremsen und abrupte Lenkbewegungen verzichten.