Dortmund. . Beim Hundekauf werden Kunden oft über den Tisch gezogen. Das Gewährleistungsrecht macht keinen Unterschied zwischen Waschmaschinen und jungen Hunden.
Erst kam die Freude, dann schnell der Ärger. Kurz vor Weihnachten wollte sich Birgit L. einen jungen Labrador anschaffen. Über die Kleinanzeigen bei Ebay fand sie ein passendes Angebot. Eine Familie wollte das Tier nach kurzer Zeit wieder abgeben. „Man hat mir gesagt, dass das Kind gegen Hundehaare allergisch sei und sie sich deshalb wieder von dem Hund trennen müssten“, erinnert sie sich. 600 Euro wollte die Verkäuferin, die angeblich selbst 1000 Euro für den Welpen auf den Tisch des Züchters gelegt hätte. Immerhin gab es einen ordentlichen Impfpass dazu und der Labrador war auch mit einem Datenchip versehen. Frau L. freute sich.
Der Ärger kam mit einem Besuch beim Züchter des Tieres. Dort erfuhr sie, dass die vorgeblich besorgte Mutter nur 430 Euro für den jungen Hund bezahlt hatte. Eine Rückzahlung des Differenzbetrages verweigert diese bis heute.
Billig eingekaufte Hunde werden teuer weiterverkauft
Mit ihrem zweifelhaften Geschäftsgebaren kommt die Familie wohl durch, wie der auf Tierrecht spezialisierte Rechtsanwalt Andreas Ackenheil glaubt. „Sie hat das Angebot angenommen und den Vertrag abgeschlossen“, erläutert der Jurist. Gemäß den Regeln von Angebot und Nachfrage könne hier auch kein Betrug oder Ähnliches gesehen werden.
Birgit L. ist kein Einzelfall. „Das ist ein klassischer Fall des Welpenhandels, wo billig eingekaufte Hunde per Kleinanzeige teuer weiterverkauft werden“, vermutet der Geschäftsführer des Verbands für das deutsche Hundewesen (VDH) in Dortmund, Jörg Bartscherer. Seriöse Züchter nähmen die Welpen zurück, wenn sich Unverträglichkeiten zeigen sollten.
Im Geschäft mit Haustieren sind unsaubere Praktiken weit verbreitet. Es geht um viel Geld. Die Uni Göttingen schätzt die Umsätze rund um Wellensittiche, Katzen, Hunde und Fische auf über neun Milliarden Euro im Jahr.
Die meisten Welpen kommen von dubiosen Zuchten
Fast sieben Millionen Hunde gibt es in den deutschen Haushalten. Jährlich werden der Studie zufolge bis zu 335.000 Welpen von Rassehunden auf den Markt gebracht. Nur 77.000 stammen aus kontrollierten Zuchtbetrieben, die zum Beispiel im VDH organisiert sind. Tausende kommen aus teilweise dubiosen Zuchten, vor allem aus Osteuropa, wo skrupellose Züchter Muttertiere unter erbärmlichen Verhältnissen als Gebärmaschinen ausbeuten. Je nach Herkunft und Rasse kosten Welpen bis zu 1500 Euro. Die Tierquälerei lohnt sich für die Hintermänner des Handels.
Wie kann ein Interessent nun feststellen, ob er an einen seriösen Züchter geraten ist? „Lassen Sie sich das Elterntier zeigen“, rät Experte Bartscherer. Verdächtig ist zum Beispiel, wenn ein Anbieter viele Hunderassen gleichzeitig verkaufen will. Die Finger sollte man von einem Kauf lassen, wenn er zum Beispiel auf einer Autobahnraststätte oder einem Parkplatz vollzogen werden soll. Welches Ausmaß der Schwarzmarkt für Welpen hat, lässt sich anhand einer Zahl ablesen. Von der aktuellen Moderasse Mops stammen weniger als fünf Prozent der verkauften Welpen aus deutscher Zucht.
Auch der Preis ist ein Indiz für die Seriosität eines Angebots. „Ein seriöser Züchter kann einen Rassehund nicht für 400 Euro anbieten“, sagt Bartscherer. Denn die Kosten der Aufzucht in den ersten Wochen sind beträchtlich. Dreimal wird das Tier geimpft, bevor es frühestens nach acht Wochen veräußert werden darf. Dazu wird dem Tier ein Chip implantiert. Allein diese Besuche beim Tierarzt veranschlagt ein Züchter auf rund 200 Euro. Es kann aber je nach Tierarzt noch deutlich teurer werden. Deshalb ist insbesondere bei Kleinanzeigen für besonders preisgünstige Hunde Vorsicht geboten.