Gelsenkirchen. . Einen Hund über das Internet aus Osteuropa kaufen? Für die Gelsenkirchenerin Mandy Habermehl wirkte das auf den ersten Blick wie ein Schnäppchen. Doch der Welpe überlebte nur wenige Tage. Kein Einzelfall, sagt ein Tierarzt. Er beobachtet einen Anstieg von illegalen Hundeimporten.

Sie war so süß, als die kleine Chihuahua-Dame in den Händen von Mandy Habermehl lag. Doch drei Tage später musste der Welpe eingeschläfert werden. Mandy wurde zum Opfer einer ungarischen Hundehändlerin.

„Im Nachhinein war das schon dumm von mir. Aber als der Hund mir in die Arme gedrückt wurde, konnte ich ihn nicht mehr abgeben“, sagt die 19-Jährige. Sie wollte schon lange einen kleinen Hund haben. „Über das Internet stieß ich auf Beata Bauer aus Ungarn.“ Diese Beata Bauer war nach Mandys Aussage stets freundlich und offen für Rückfragen. Die beiden tauschten Fotos aus, bis sich Mandy für das zehn Wochen alte kleine Chihuahua-Weibchen entschied.

410 Euro zahlte sie für den Welpen

Am 12. April klingelte Mandys Handy und zwei Männer mit osteuropäischem Dialekt riefen an, um ihr zu sagen, dass sie gegen vier Uhr morgens den Hund mitbringen würden. „Selbst da wurde ich nicht misstrauisch.“ Als die Männer dann vor ihrer Tür standen, wurde der Welpe dem Mädchen in die Arme gelegt und die Papiere abgegeben. „Ich habe mir den Impfpass angeschaut und den Chip noch mal überprüft. Den Vertrag habe ich nie unterschrieben, aber das Geld habe ich natürlich in bar bezahlt“, erinnert sich Mandy an die Nacht, in der die Männer schnell wieder verschwanden, weil sie „noch weitere Hunde nach Recklinghausen und Oer-Erkenschwick bringen mussten.“ 410 Euro zahlte sie für den Welpen. In Deutschland kosten Chihuahuas mindestens das Doppelte.

Der Hund zeigte sich zwar erschöpft, aber sonst „ganz fit“. Er aß und tollte herum. Als der Welpe drei Tage später ständig sabberte, ging Mandy zum Tierarzt. Dr. Joachim Kemper war sofort klar, welchen Fall er da vor sich hatte. „Diese Hunde werden in Ungarn viel zu früh geimpft.“ In der Regel, so sagt der Arzt, beginnen die Impfungen bei Welpen ab der 16. Lebenswoche. „Dann“, sagt er, „sind die Tiere aber nicht mehr niedlich. Also müssen sie eher verkauft werden und für die Einfuhrbestimmungen in Deutschland ist eine Impfung nötig.“

Viruserkrankungen führen zum Tod

Die Folge: Die Tiere erkranken an Parvovirose, eine virale Infektionskrankheit, oder an Staupe. „Da kann man nichts mehr machen“, erklärt Dr. Kremer, der den Welpen einschläferte. Beata Bauer ist bis heute im Übrigen nicht mehr zu erreichen. Trotzdem ist sich Mandy sicher: „Ich möchte gerne wieder einen Hund haben. Dann aber auf gar keinen Fall einen aus dem Ausland. Und die Elterntiere werde ich mir dann auch vor Ort anschauen.“

Dr. Joachim Kremer beobachtet in den vergangenen Monaten einen Anstieg ähnlicher Fälle, die letztendlich nicht mehr behandelbar sind: „Ich würde jedem Käufer abraten, von einem osteuropäischen Züchter über das Internet zu kaufen, ohne den Hund jemals gesehen zu haben.“ Die Tiere wirkten häufig unauffällig und fit, da sie mit Spritzen aufgeputscht wurden, so der Arzt. Lässt die Wirkung nach, treten Krankheitssymptome auf. „Der Transport ist für die Tiere sehr anstrengend“, sagt der Arzt. Er vermutet, dass die Hälfte der Welpen die Fahrt nicht überlebt. „Wer zu schwach ist, wird vermutlich getötet.“