Frankfurt/San José/Essen. Nach der juristischen Niederlage von Samsung im Patentstreit mit Apple sind die Finanzmärkte in Bewegung. Die Aktie des koreanischen Konzerns stürzte am Montag ab, das Apple-Papier hingegen schoss in Frankfurt auf ein Rekordhoch. Auch der finnische Handy-Bauer Nokia profitiert von der Samsung-Schlappe, die Apple-Chef Tim Cook als “wichtigen Tag für den Konzern und für Erfinder in der ganzen Welt“ feiert.

Der Sieg des amerikanischen Computerherstellers Apple im Patentstreit mit Samsung bewegt die Börsen: Während die Aktie des unterlegenen koreanischen Konzerns am Montag um 7,5 Prozent absackte und das Unternehmen damit zwölf Milliarden Dollar an Börsenwert verlor, markierten Apple-Anteile im Frankfurter Handel ein Rekordhoch von 547,89 Euro. Samsung hatte vor einem US-Gericht bei einem Mammutprozess eine viel beachtete Niederlage erlitten und muss nun 1,05 Milliarden Dollar (838 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen.

Auch das Unternehmen Nokia hat am Montag von der Samsung-Niederlage gegen Apple profitiert. Der Kurs des finnischen Handyherstellers stieg im frühen Geschäft um sechs Prozent auf 2,64 Euro.

"Das ist ein gewaltiger Sieg von Apple", kommentierte Peter Misek vom US-Broker Jefferies das Urteil. Nun sei damit zu rechnen, dass Apple auch gegen andere Smartphone-Hersteller vorgeht, die Googles Handy-Betriebssystem Android nutzen - das sind etwa 65 Prozent aller Smartphones weltweit. Nordea-Analyst Sami Sarkamies schrieb in einem Kommentar: "Neben Apple halten wir Microsoft und Nokia für die größten Profiteure dieses Urteils". Die auf dem Microsoft -Betriebssystem "Windows8" basierenden Smartphones von Nokia liefern sich einen heftigen Konkurrenzkampf mit den Android-Smartphones von Samsung.

Apple-Chef Tim Cook schrieb in einem Blog, dass das Urteil die klare Botschaft aussende, dass Diebstahl nicht richtig sei. Er sprach von einem wichtigen Tag für den Konzern und für Erfinder in der ganzen Welt. In dem Prozess sei es um Wichtigeres als Geld und Patente gegangen, so Cook. Apple schätze Originalität und Innovation und bemühe sich, die besten Produkte der Welt herzustellen. "Und das tun wir, um unsere Kunden zu erfreuen, nicht damit unsere Wettbewerber schamlos kopieren."

Samsung reagierte verschnupft

Samsung reagierte entsprechend verschnupft. "Das Urteil sollte nicht als ein Sieg für Apple, sondern als Verlust für den amerikanischen Verbraucher betrachtet werden", teilte das in Seoul ansässige Unternehmen in einer ersten Reaktion mit. So werde es zu weniger Auswahl, weniger Innovationen und möglicherweise zu höheren Preisen führen.

Es sei "bedauerlich, dass das Patentrecht so manipuliert werden kann, dass ein Unternehmen ein Monopol über Rechtecke mit abgerundeten Ecken bekommt", fügte es am Samstag hinzu. Gleichzeitig gab sich Samsung kämpferisch. "Dies ist nicht das letzte Wort in diesem Fall oder Auseinandersetzungen, die vor Gerichten und Tribunalen weltweit ausgefochten werden", erklärte der Konzern.

Nach Ansicht der Geschworenen im kalifornischen San José hat Samsung geistige Eigentumsrechte des Konkurrenten verletzt. Sie fällten ihr Urteil am Freitag nach nur zweieinhalb Tagen der Beratungen. Es fiel vernichtend für die Südkoreaner aus. Sie kamen mit keiner ihrer Forderungen gegen den Konkurrenten durch.

Apple hingegen gewann auf ganzer Linie. Demnach erhalten die Amerikaner zwar weniger als die Hälfte der eingangs geforderten Summe von 2,5 Milliarden Dollar. Doch die Jury sah es als erwiesen an, dass Samsung bei der innovativen Technologie von iPhone und iPad abkupferte. Die Forderung der Südkoreaner in Höhe von 399 Millionen Dollar wurde daher rundheraus abgewiesen.

Deutschland, Großbritannien, Australien

Apple ist das wertvollste Unternehmen der Welt, Samsung der weltgrößte Smartphone-Hersteller. Der US-Prozess zwischen den zwei Giganten ist nur einer von vielen, die beide Konzerne gegeneinander führen. Andere werden in Deutschland, Großbritannien oder Australien ausgetragen. (dapd/Reuters)