Essen. Für die meisten Arbeitnehmer gibt es im Jahr 2012 beim Gehalt einen Hauch mehr Netto. Die Steueränderungen bringen in den mittleren bis kleinen Einkommensstufen bis zu 125 Euro zusätzlich. Gutverdiener mit Familie haben allerdings das Nachsehen - sie kriegen häufig nicht mehr als einen Euro extra raus.

Für die einen ist es ein Tropfen auf dem heißen Stein, für andere besser als gar nichts: Millionen gesetzlich versicherte Arbeitnehmer werden aufgrund von Steueränderungen im nächsten Jahr einen Hauch mehr Netto in der Lohntüte drin haben. Je nach persönlicher Situation kann das Mini-Plus bis zu 125 Euro im Jahr ausmachen, wie der Bund der Steuerzahler (BdSt) in Berlin berechnet hat. Im Vorteil sind diesmal die mittleren bis kleinen Einkommensstufen. Gutverdiener mit Familie kriegen häufig nicht mehr als einen Euro extra raus.

"Die Entlastungen zum Jahreswechsel sind eher kosmetischer Natur und werden kaum spürbar sein", erläutert BdSt-Fachfrau Anita Käding. Das Mini-Plus sei immerhin noch bis zu den neuen Bemessungsgrenzen für die Sozialversicherung bemerkbar, "in oberen Gehaltsregionen dann nicht mehr", sagt auch Uwe Rauhöft vom Neuen Verband der Lohnsteuerhilfevereine (NVL).

Über eine kleine Steuerersparnis konnten sich Beschäftigte schon jetzt beim Dezember-Gehalt freuen. Viele hatten netto zwischen 12 und 34 Euro mehr, je nach Steuersatz. Der Grund für das einmalige Extra: Die Anhebung des Arbeitnehmer-Pauschbetrags von 920 auf 1.000 Euro rückwirkend zum 1. Januar 2011 drückte den Lohnsteuerabzug. Ab 2012 kommen dann monatlich kaum wahrnehmbare 1 bis 3 Euro raus.

Singles fahren besser als Familienväter

Wie sich das Drehen von Steuer-Stellschrauben im nächsten Jahr 2012 auf die Lohntüte auswirken, haben die Experten des Steuerzahlerbundes anhand von Beispielfällen so berechnet: Ein lediger Arbeitnehmer mit Steuerklasse eins, kinderlos und einem monatlichen Bruttoverdienst von 3.750 Euro bringt im nächsten Jahr etwa 124,20 Euro mehr nach Hause.

In der Gehaltsgruppe von 1.500 Euro kriegt der Single ein Plus von gut 68 Euro im Jahr heraus, bei einem Verdienst von 5.800 Euro nur noch etwa 47 Euro.

Auch für ledige Alleinerziehende mit Steuerklasse 2 und einem Kind bleibt ein bisschen mehr netto übrig. Bei 1.500 Euro brutto liegt das Plus bei fast 59 Euro, bei 3.750 Euro macht es gut 123 Euro aus und in der Gehaltsregion von 5.800 Euro ganze 48,48 Euro.

Deutlich mehr vom Lohn abgezogen kriegt dagegen ein verheirateter Familienvater, zwei Kinder, Lohnsteuerklasse drei. Verdient er 3.750 Euro, kann er sich immerhin noch über gut 96 Euro Plus im Jahr freuen. Bei 1.500 Euro Verdienst schrumpft die Entlastung auf 27 Euro im Jahr. Bei 5.800 Euro Gehalt fällt sie mit ganzen 1,20 Euro praktisch nicht mehr ins Gewicht.

Dass viele Bundesbürger 2012 ein wenig mehr vom Verdienst rauskriegen, liegt vor allem an den neuen Rechengrößen in der Sozialversicherung. Der Beitrag für die gesetzliche Rentenversicherung sinkt von 19,9 auf 19,6 Prozent. Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen jeweils 0,15 Prozentpunkte weniger dafür aufbringen. Beschäftigten bringt das bis zu 8,25 Euro mehr Nettolohn im Monat.

Strich durch die Rechnung

Weil aber im nächsten Jahr neue Bemessungsgrenzen für Sozialabgaben gelten, sieht die Rechnung für Gutverdiener am Ende doch anders aus. Die Bemessungsgrenze für die Renten- und Arbeitslosenversicherung steigt in den alten Bundesländern um 100 Euro auf 5.600 Euro pro Monat (im Jahr: 67.200 Euro). Der Arbeitnehmerbeitrag für die Rente klettert damit in der Spitze von 547,25 auf 548,89 Euro. In den neuen Bundesländern bleibt die Hürde wie bisher bei 4.800 Euro (57.600 Euro).

Außerdem steigt die Messlatte für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung bundesweit, und zwar von derzeit 3.712,50 auf 3.825 Euro (im Jahr: 45.900 Euro). Wer 2012 also mehr als 3.825 Euro brutto im Monat verdient, muss künftig 313,65 statt bisher 304,43 zur Krankenversicherung beisteuern. Und zur Pflegeversicherung bis zu 46,86 statt 45,48 Euro. Zugleich erhöht sich aber der steuerfreie Anteil der Altersvorsorgeaufwendungen von 72 auf 74 Prozent. (dapd)