Das Reich von René Benko zerfällt weiter. Jetzt melden zwei zentrale Firmen von Signa Insolvenz an. Es geht auch um die RAG-Stiftung.
Zwei zentrale Unternehmen aus dem Firmenimperium von René Benko melden Insolvenz an. Der Vorstand der Signa Prime Selection AG habe am 28. Dezember einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung beim Handelsgericht Wien eingebracht, teilte das Unternehmen mit. Auch die Konzerntochter Signa Development Selection sei „in derselben Situation“ und werde einen Antrag auf Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung stellen.
Es handelt sich um die Signa-Firmen, an denen auch die Essener RAG-Stiftung beteiligt ist. Der österreichische Geschäftsmann Benko hatte über Jahre hinweg ein breites Netzwerk aufgebaut und namhafte Investoren für sich gewinnen können, unter anderem Tierfutter-Unternehmer Torsten Toeller („Fressnapf“), Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne – und auch die Essener RAG-Stiftung, die auf dem Welterbe-Gelände Zollverein residiert.
Jürgen Rupp, der Finanzchef der RAG-Stiftung, die auch Mehrheitsaktionärin des Chemiekonzerns Evonik ist, übernahm sogar eine Funktion in einem Signa-Gremium. Noch bei der jüngsten Jahresbilanz der Stiftung äußerte er sich zufrieden mit Blick auf die Beteiligung an Signas Immobilien-Firmen „Prime“ und „Development“. Die RAG-Stiftung wolle an ihren Signa-Investitionen festhalten, sagte Rupp im Juni. Ein halbes Jahr später sind die Gesellschaften nun in der Insolvenz.
RAG-Stiftung: Finanzielle Belastung noch nicht zu beziffern
Welchen finanziellen Schaden die RAG-Stiftung erleiden wird, ist noch offen. „Wie groß eventuelle Belastungen letztlich sein werden, hängt auch vom weiteren Fortgang des Verfahrens ab. Darüber sind zum jetzigen Zeitpunkt keine seriösen Angaben möglich“, erklärt die RAG-Stiftung am 28. Dezember auf Anfrage unserer Redaktion.
Die Stiftung hat die Aufgabe, die Folgekosten nach dem Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus zu decken und legt dafür Geld in zahlreichen Geschäften an. Zu den Beteiligungen gehören neben dem Essener Chemiekonzern Evonik auch das Gelsenkirchener Wohnungsunternehmen Vivawest und die frühere Thyssenkrupp-Aufzugsparte TK Elevator mit Sitz in Düsseldorf. „Sicher ist, dass die RAG-Stiftung mit ihren breit diversifizierten Kapitalanlagen und einer weltweiten Risikostreuung gut aufgestellt ist, um auch der aktuellen Situation bei Signa gelassen und mit Umsicht zu begegnen“, wird bei der Stiftung betont.
Dass die Signa-Firmen, an denen die RAG-Stiftung beteiligt ist, nun Insolvenz anmelden, sei „eine wichtige Voraussetzung, eine geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs der Unternehmen zu erreichen und auf den langfristigen Werterhalt der Beteiligungen hinzuwirken“, so die Essener Stiftung. Signa erklärte in einer am 28. Dezember verschickten Mitteilung, es sei bekannt, dass „sich im Immobilienbereich in den vergangenen Monaten externe Faktoren negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt“ hätten.
Zur Gesellschaft „Prime“ gehören die Luxus-Immobilien des Signa-Reichs, unter anderem das Kaufhaus KaDeWe in Berlin, der in Bau befindliche Hamburger Elbtower sowie die Warenhäuser Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg.
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Auch Muttergesellschaft von Warenhauskette Galeria hat bereits Insolvenz angemeldet
„Es gilt, langfristige Lösungen zu finden“, wird Erhard F. Grossnigg, der Sprecher des Vorstandes von Signa Prime Selection, in der Mitteilung zitiert. Die Qualität des Immobilien-Portfolios von „Prime“ sei „hervorragend“ und die Entwicklungsperspektive für die Projekte der Sparte „Development“ in den „Toplagen der deutschsprachigen Metropolen“ sei sehr gut. Trotz „erheblicher Bemühungen in den vergangenen Wochen“ habe gleichwohl nicht „die erforderliche Liquidität“ sichergestellt werden können.
Bereits im Oktober hatte die Online-Sportartikelsparte von Signa Insolvenz angemeldet. In den vergangenen Wochen gaben die Signa Holding sowie eine Reihe kleinerer Teil-Gesellschaften ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt. Die Signa Retail Selection AG mit Sitz in der Schweiz hat angekündigt, die Gesellschaft geordnet abzuwickeln. Zur Retail-Sparte gehört auch die Essener Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die damit zum Verkauf stehen dürfte.