Düsseldorf. . Je nach Branche gibt es große Unterschiede beim Weihnachtsgeld. Das geht aus einer neuen Studie hervor. Auch die großen Unternehmen der Region wie Evonik, RWE und Thyssen-Krupp zahlen in der Regel ein 13. Gehalt. Doch bei der Ausgestaltung gibt es keine einheitliche Linie.

Das Weihnachtsgeld ist beileibe keine Selbstverständlichkeit. Etwa jeder zweite Beschäftigte in Deutschland kommt in den Genuss der Sonderzahlung, die häufig mit dem November-Gehalt überwiesen wird. Je nach Branche fallen die Summen unterschiedlich hoch aus. Wie aus einer Analyse des WSI-Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht, erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bankgewerbe, in der Süßwarenindustrie, in der westdeutschen Chemieindustrie sowie in der Druckindustrie ein vergleichsweise hohes Weihnachtsgeld – 95 bis 100 Prozent eines Monatseinkommens.

Darunter liegen unter anderem die Versicherungen (80 Prozent), der Einzelhandel (62,5 Prozent) sowie die Metallindustrie (55 Prozent). Für Angestellte im öffentlichen Dienst der Gemeinden beträgt die Jahressonderzahlung aus Urlaubs- und Weihnachtgeld je nach Vergütungsgruppe zwischen 60 und 90 Prozent.

Gebäudereiniger gehen leer aus

Beschäftigte, die in einem Unternehmen ohne Tarifbindung arbeiten, haben deutlich schlechtere Chancen, ein Weihnachtsgeld zu erhalten, berichtet das WSI-Institut. 71 Prozent der Tarifbeschäftigten haben demnach ein Anrecht auf Weihnachtsgeld, ohne Tarifvertrag sind es lediglich 42 Prozent.

Kein Weihnachtsgeld erhalten Beschäftigte im Gebäudereinigerhandwerk. Auch in den Tarifverträgen für das Fleischerhandwerk und Angestellte im Dachdeckerhandwerk ist die Zahlung eines Weihnachtsgeldes laut NRW-Arbeitsministerium nicht vorgesehen.

Etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer bekommen Weihnachtsgeld.
Etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer bekommen Weihnachtsgeld. © dpa

RWE hat keine einheitliche Regelung

Bei Tariferhöhungen steigt in aller Regel auch das Weihnachtsgeld automatisch, es gibt aber auch Fix-Beträge – im Steinkohlenbergbau zum Beispiel sind es 2000 Euro. Unübersichtlich wird die Lage dadurch, dass es zahlreiche Haustarifverträge gibt.

Auch beim Energieversorger RWE gibt es nach Unternehmensangaben „keine konzernweit einheitliche Regelung“. Eine Vielzahl von Mitarbeitern habe allerdings mindestens einen Anspruch auf ein volles Grundgehalt als Weihnachtsgeld – zusätzlich zu einer „freiwilligen Sonderzuwendung“.

Weihnachtsgeld-Verzicht für Job-Sicherung

Bei Thyssen-Krupp bekommen die Tarifangestellten ein 13. Einkommen in Höhe von 55 Prozent der Monatsvergütung. Abhängig von Branche und Standort kann die Zahlung variieren. Einschränkungen gibt es in Konzernbetrieben, in denen Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung gelten.

Hintergrund Weihnachtsgeld

Was ist Weihnachtsgeld?

Zunächst einmal ein schwammiger, gesetzlich nicht geregelter Begriff für eine Sonderzahlung. Den Ausschlag gibt eigentlich der Auszahlungstermin zum Jahresende. Grundlage des Anspruchs ist in den meisten Fällen ein Tarifvertrag, der in aller Regel einen Prozentsatz zwischen 25 und 100 Prozent des Monatseinkommens nennt. Bei Tariferhöhungen steigt so auch das Weihnachtsgeld automatisch, es gibt aber auch Fix-Beträge. Neben den tariflichen Zahlungen sind durchaus auch freiwillige Leistungen der Arbeitgeber üblich.

Wer bekommt Weihnachtsgeld?

Nur gut die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland. Entscheidend ist vor allem die Frage, ob die Betroffenen nach einem Tarifvertrag bezahlt werden. 71 Prozent der Tarifbeschäftigten haben ein Anrecht auf Weihnachtsgeld, ohne Tarifvertrag sind es nur 42 Prozent.

Kann Weihnachtsgeld vom Arbeitgeber gekürzt werden?

Nicht, wenn es sich um ein tariflich vereinbartes Weihnachtsgeld handelt. Häufig ist die Zahlung im Manteltarif festgehalten, der bei Verhandlungen nur in seltenen Fällen "aufgemacht" wird. Freiwillige Zahlungen können hingegen gekappt werden, wenn in den Vorjahren immer klar war, dass sie veränderbar sind.

Wie ist das Weihnachtsgeld entstanden und wie entwickelt es sich weiter?

Wie das gesamte Tarifrecht sind die Regelungen zum Weihnachtsgeld historisch gewachsen und daher von Branche zu Branche sehr unterschiedlich. Für Angestellte des Öffentlichen Dienstes und in der Stahlindustrie werden die Sonderzahlungen Urlaubs- und Weihnachtsgeld zusammengezogen.

Was machen die Menschen mit dem Weihnachtsgeld?

Sie geben es meistens sofort wieder aus. Das Weihnachtsgeld in Milliardenhöhe wirkt im Weihnachtsgeschäft wie ein Turbo. Konsumforscher gehen davon aus, dass ein großer Teil der Sonderzahlungen in Geschenke, Urlaubsreisen oder auch in den feierlichen Rahmen des Weihnachtsfestes geht. Viele Menschen sorgen mit der zusätzlichen Zahlung aber auch fürs Alter vor und bezahlen per Gehaltsumwandlung in ihre Verträge ein.

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Die Tarifmitarbeiter von Evonik erhalten 95 Prozent ihrer Monatsbezüge als „Jahresleistung“. Die Zahlung basiert auf dem Flächentarifvertrag der Chemieindustrie.

Beim Energiekonzern Eon erhalten die meisten Beschäftigten kein Weihnachtsgeld mehr. Die Zahlung sei weitgehend verrechnet und auf die zwölf regulären Gehälter übertragen worden, heißt es.

Die Konsumforscher der GfK gehen davon aus, dass ein großer Teil des Weihnachtsgelds in Geschenke oder Urlaubsreisen fließt. Eine Umfrage der Gewerkschaft Verdi hatte zudem ergeben, vor allem in den unteren Lohngruppen sei das zusätzliche Geld häufig schon fest für Alltagsausgaben verplant.