Frankfurt/Main. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die Lufthansa ihr Gewinnziel für 2015 gekappt. Ob der Plan wenigstens für dieses Jahr aufgeht, hängt an den streikfreudigen Piloten. Deren zahlreiche Ausstände dieses Jahr hätten bisher rund 170 Millionen Euro gekostet.
Trotz eines Gewinnanstiegs im dritten Quartal kommt die Lufthansa immer weiter vom selbstgesteckten Kurs ab. Der teure Pilotenstreik, der heftige Preiskampf und die schwächelnde Weltwirtschaft haben dazu beigetragen, dass der größte Luftverkehrskonzern Europas zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Gewinnprognose nach unten korrigieren musste. Im kommenden Jahr soll der operative Gewinn statt bei zwei Milliarden Euro nur noch deutlich über einer Milliarde Euro liegen, kündigte der Dax-Konzern am Donnerstag in Frankfurt an.
Unverändert strebt Lufthansa die operative Milliarde für das laufende Jahr an. Doch ob sie tatsächlich eingefahren wird, hängt nicht zuletzt an den streikfreudigen Piloten. Sollte die Vereinigung Cockpit (VC) im November und Dezember zu weiteren Arbeitsniederlegungen aufrufen, stehe auch dieses Ziel infrage, erklärte Finanzchefin Simone Menne.
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Acht teure Streikwellen dieses Jahr
Die Anleger reagierten verärgert auf die erneute Gewinnwarnung und die von Menne angekündigte Überprüfung der Dividendenpolitik. Sie schickten am Vormittag die Lufthansa-Aktie zusammen mit Linde ans Ende des ohnehin schwächelnden Börsenbarometers Dax.
Die bislang acht Streikwellen der um ihre Vorruhestandsrenten kämpfenden Piloten haben Lufthansa im Jahr 2014 bislang rund 170 Millionen Euro gekostet, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Zuletzt waren die zerstrittenen Tarifparteien wieder in Verhandlungen eingestiegen. Strittig sind zusätzlich noch die Gehälter der Piloten und die künftige Billig-Strategie des neuen Konzernchefs Carsten Spohr, die von den Piloten nicht mitgetragen wird. Der Konflikt könne sich bis ins kommende Jahr hinziehen, meinte der Lufthansa-Chef.
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Wachstum im Billigflieger-Segment geplant
Spohr bekräftigte sein Umbauprogramm, das Wachstum vor allem im Billigflieger-Segment unter der Wings-Marke und abseits des bisherigen Fluggeschäfts vorsieht. In den ersten neun Monaten 2014 lieferten vor allem die Service-Gesellschaften für Technik und Catering sowie die Frachtsparte Lufthansa Cargo steigende Gewinne ab. Das Passagiergeschäft warf infolge der Streiks und des heftigen Preisdrucks acht Prozent weniger operativen Gewinn ab.
In den ersten neun Monaten verdiente die Lufthansa konzernweit operativ 849 Millionen Euro - das waren 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Überschuss verdoppelte sich nahezu auf 482 Millionen Euro. Der Umsatz schrumpfte in den neun Monaten auch wegen der Streiks um 0,6 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro. (dpa)