Berlin. Die Ökostrom-Umlage sinkt leicht. Verbraucherschützer fordern deswegen, dass die Strompreise für die Verbraucher gesenkt werden. Aber der Spielraum für Senkungen ist gering. Und in einzelnen Regionen kann es sogar zu Preiserhöhungen kommen.
Verbraucher und Wirtschaft in Deutschland können auf etwas Entspannung bei den Strompreisen hoffen. Die Ökostrom-Umlage sinkt erstmals, wenn auch nur leicht von 6,24 auf 6,17 Cent je Kilowattstunde. Das teilten die vier für die Verwaltung des Ökostrom-Kontos verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber am Mittwoch mit.
Nach Abzug der Erlöse für den produzierten Strom aus Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftanlagen ergebe sich für 2015 ein Umlagebetrag von 21,8 Milliarden Euro. Das Sinken wird bei der über den Strompreis zu zahlenden Umlage bei einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden allerdings nur 2,45 Euro weniger im Jahr ausmachen.
Sinkende Einkaufspreise für Strom, aber keine Entlastung der Bürger
Verbraucherschützer verweisen auf seit Jahren sinkende Einkaufspreise für Strom, was auch mit der starken Zunahme der Ökostrom-Produktion zusammenhängt. "Viele Versorger müssten nach unseren Berechnungen die Strompreise senken", sagte der Energieexperte der NRW-Verbraucherzentrale, Udo Sieverding, der dpa.
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Nach Berechnungen des Portals Verivox kann es wegen steigenden Netzentgelten durchaus in einzelnen Regionen sogar weiterhin zu Preiserhöhungen kommen. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden zahlt derzeit jährlich 993 Euro für Strom, bei 4000 Kilowattstunden sind es laut Verivox im Schnitt 1135 Euro. Die rechnerische Ersparnis durch die EEG-Umlage liege bei deutlich unter einem Prozent der Jahresstromrechnung.
Die Grünen warfen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vor, eine deutliche Entlastung der Bürger bei den Strompreisen zu verhindern. "Gabriel hat die großzügigen Befreiungen für die energieintensive Industrie ausgeweitet", sagte die energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Julia Verlinden, mit Blick auf die Ökostrom-Umlage für 2015. Die Industrierabatte von rund fünf Milliarden Euro im Jahr zahlen die anderen Verbraucher mit.
So funktioniert die Ökostrom-Umlage
So funktioniert das Umlagesystem: Betreiber von Solaranlagen, Windrädern, Wasserkraft- und Biogasanlagen erhalten auf 20 Jahre garantiert eine feste Vergütung. Über die Umlage wird die Differenz zwischen dem am Markt erzielten Preis und dem Vergütungssatz gewälzt.
Erneuerbare-Energien-GesetzBei dem neuen Umlagebetrag entfallen 2,7 Cent pro Kilowattstunde auf Solarenergie, 1,6 Cent auf Biomasse, 1,2 Cent auf Windkraft an Land und 0,5 Cent pro Kilowattstunde auf Wind offshore, also im Meer produzierten Windstrom. Hinzu kommt noch eine Liquiditätsreserve, um gegen Schwankungen abgesichert zu sein.
Auch weil die Umlage im laufenden Jahr einen hohen Liquiditätspuffer hat, war sie etwas zu hoch angesetzt. Erstmals war das Konto zum entscheidenden Stichtag 30. September mit knapp 1,4 Milliarden Euro im Plus, zum gleichen Zeitpunkt 2013 gab es noch ein dickes Minus von 2,2 Milliarden Euro.
Die Übertragungsnetzbetreiber rechnen damit, dass im kommenden Jahr die Ökostrom-Produktion weiter steigen wird, von 150 Terawattstunden 2014 auf etwa 160 Terawattstunden. Wichtigster Stromlieferant ist die Windkraft - insgesamt beträgt der Ökostrom-Anteil in diesem Jahr bisher bereits 27 Prozent. Wichtigster Energieträger sind weiterhin Braun- und Steinkohle mit einem Stromanteil von rund 45 Prozent. (dpa)