Frankfurt/Main. Nach dem Streik ist vor dem Streik: Bei Bahn und Lufthansa drohen die Gewerkschaften mit neuen Ausständen. Wann genau, das sagen sie noch nicht, doch die Sprecher der Gewerkschaften klingen so, als stünden neue Maßnahmen kurz bevor. Die Tourismusbranche ist verärgert und ruft nach dem Gesetzgeber.

Die Pläne vieler Reisender könnten demnächst wieder durcheinandergeraten: Eine Sprecherin der Lokführergewerkschaft GDL sagte am Montag, "Streiks werden immer wahrscheinlicher." Bei der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hieß es: "In den nächsten Tagen ist mit Streiks zu rechnen."

Konkrete Tage nannten beide Arbeitnehmervertretungen aber nicht. Laut Cockpit ist jedoch nicht damit zu rechnen, dass gleiche Strecken zum selben Zeitpunkt bestreikt werden.

Die GDL will nach eigenen Angaben mögliche neue Ausstände rechtzeitig ankündigen. Bisher habe die Bahn kein neues Angebot vorgelegt. Vergangene Woche hatte in der Nacht zum Mittwoch ein neunstündiger Streik der Lokführer den Bahnverkehr gelähmt und auch tagsüber noch zu zahlreichen Verspätungen und Ausfällen geführt.

Bisher sind alle Verhandlungen gescheitert

Die GDL fordert fünf Prozent mehr Geld und eine zwei Stunden kürzere Wochenarbeitszeit. Sie will auch für Zugbegleiter, Bordgastronomen sowie Disponenten verhandeln, die in den Leitzentralen Züge und Personal koordinieren. Daran scheiterten bislang die Verhandlungen.

Die Bahn hatte gemahnt, beide Seiten müssten sobald wie möglich ohne Vorbedingungen über Inhalte sprechen, ohne die Hürden durch Eskalation immer höher zu legen.

Der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit sagte, man sei gesprächsbereit, aber die Lufthansa bestehe auf Maximalforderungen im Konflikt um die Übergangsrente der Piloten. Nach dem Ausstand bei Lufthansa Cargo vergangene Woche prüfe die Gewerkschaft, "ein deutlicheres Zeichen zu setzen".

500.000 Lufthansa-Passagiere waren bisher betroffen

Cockpit hat seit April in sechs Streikwellen mehr als 4300 Flüge mit rund 500.000 betroffenen Passagieren ausfallen lassen. Im Tarifstreit geht es um die künftigen Übergangsrenten für 5400 Piloten und Co-Piloten der Fluggesellschaften Lufthansa, Lufthansa-Cargo und Germanwings.

Die Lufthansa hat die bisherigen Regeln zum Jahresende 2013 gekündigt. Sie will unter anderem erreichen, dass die Piloten frühestens mit 60 (bislang 55) Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Dazu wurden Übergangsregeln angeboten.

Unter beiden Tarifstreitereien leidet der Tourismus

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel, forderte am Montag bei einer Branchentagung in Berlin, die Bundesregierung müsse das "unsinnige Droh- und Erpressungspotential" kleiner Gewerkschaften beseitigen. Das Streikrecht stehe nicht infrage, aber kleine Spartengewerkschaften dürften die öffentliche Infrastruktur nicht lahmlegen. (dpa)