Essen/Düsseldorf. Die Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall plant Zukäufe im großen Stil. Der dickste Fisch, den man an Land zu ziehen gedenkt, könnte die Marinesparte von Thyssen-Krupp sein. Der Konzern fertigt in seinen Werften praktisch das gesamte Arsenal der Bundesmarine: Fregatten, Korvetten, U-Boote.
Die Düsseldorfer Rheinmetall AG zählt zu den ältesten Aktiengesellschaften in Deutschland. Seit der Gründung 1889 firmiert das Unternehmen ununterbrochen als AG. In diesem Jahr blickt man also auf 125 Jahre Firmenhistorie zurück. Öffentlichkeitswirksam gefeiert wird das nicht. Schließlich verdient der Konzern fast die Hälfte seines Geldes in einer Branche, die sich gerne wegduckt, wenn Scheinwerferlicht auf sie fällt: die Rüstungsindustrie.
Die Aufmerksamkeit könnte sich aber bald drastisch erhöhen. Denn ausgerechnet im Jubiläumsjahr steht Rheinmetall wohl vor dem größten Sprung in der Unternehmensgeschichte. Folgt man einem Bericht des „Handelsblatt“, wollen die Düsseldorfer, die etwa die Hälfte des Jahresumsatzes von 4,6 Milliarden Euro (2013) in der zivilen Produktion von Autoteilen erwirtschaften, zum nationalen Rüstungs-Champion aufsteigen.
Auch interessant
Auch Krauss-Maffei im Visier
Wie es in dem Blatt heißt, peilt Rheinmetall-Chef Armin Papperger die Übernahme anderer führender deutscher Wehrtechnik-Produzenten an. Im Visier hat der nach eigenen Angaben weltführende Hersteller von Glattrohrpanzerkanonen den Münchener Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW), mit dem man schon jetzt den Kampfpanzer Leopard 2 und allerlei andere auf Tiernamen getaufte Militärfahrzeuge baut. KMW hatte allerdings neulich eine Fusion mit dem französischen Konkurrenten Nexter verkündet, die jedoch von der Bundesregierung kritisch beäugt wird. Auch zwei Airbus-Töchter würden ins Portfolio von Rheinmetall passen.
Der dickste Fisch, den man an Land zu ziehen gedenkt, wäre aber die Marinesparte von Thyssen-Krupp. Der Essener Konzern fertigt in seinen Werften praktisch das gesamte Arsenal der Bundesmarine: Fregatten, Korvetten, U-Boote – hochmoderne Marineschiffe also, nach denen sich flottenverliebte Staatenlenker weltweit die Finger lecken. 1,3 Milliarden Euro setzt Thyssen-Krupp damit um. Laut „Handelsblatt“ soll es erste Sondierungsgespräche geben. Auf Nachfrage dieser Zeitung lehnten beide Konzerne gestern dazu zwar jeglichen Kommentar ab. Überdeutliche Dementis aber klingen anders.
Auch interessant
Rückhalt in der Politik
Sollten die Planspiele aufgehen, würde Rheinmetall seinen Rüstungsumsatz von derzeit 2,1 Milliarden Euro verdoppeln. Für abwegig halten Branchenkenner den Aufbau eines nationalen Rüstungskonzerns nicht. Vor dem Hintergrund sinkender Wehretats und politisch gewollter Exportbeschränkungen für Waffentechnik würde das Sinn machen, heißt es. In der Politik fand der Rüstungsdeal erste Schützenhilfe: Im „Handelsblatt“ begrüßte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, die Überlegungen.
Auch Thyssen-Krupp könnte gehobenen Hauptes vom Feld gehen. Der Verkauf der profitablen Marinesparte würde nicht nur Milliarden in die Kasse des unter Druck geratenen Technologie-Konzerns spülen und Vorstandschef Heinrich Hiesinger beim fälligen Konzernumbau helfen. Thyssen-Krupp würde sich auch auf einem Schlag aus jeglichem Waffengeschäft verabschieden und wäre damit raus aus der Branche, die nicht gern im Scheinwerferlicht steht.