Essen. . Das Überangebot am Kartoffelmarkt ist groß. Die Einnahmen der Bauern decken derzeit kaum die Produktionskosten. Auch Apfelbauern rechnen mit sinkenden Erzeugerpreisen. Zwar spüren sie noch keine direkten Auswirkungen durch das russische Handelsembargo. Doch das scheint nur eine Frage der Zeit.

Die Haupternte der Kartoffeln hat begonnen – und auch wenn sie wetterbedingt ein wenig stockt, wissen die Landwirte, dass im Boden große Mengen Kartoffeln von guter Größe und Qualität liegen. „Eigentlich bräuchten wir eine Woche Freibadwetter, damit die Erde trocknet“, sagt Natascha Kreuzer von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Momentan sei der Boden zu feucht, um mit den schweren Maschinen die Erdäpfel aus den Dämmen sieben zu können. „Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Wir wissen ja, dass die Erträge ziemlich gut werden.“

Im Frühjahr konnten die Knollen aufgrund milder Temperaturen früh in den Boden gesetzt werden, es herrschten optimale Bedingungen für zügiges Wachstum. „Wir konnten mit der Ernte der Frühkartoffeln rund drei Wochen eher beginnen als in normalen Jahren“, sagt Martin Dahmen, Vorsitzender der Rheinischen Erzeugergemeinschaft Kartoffeln (REKA).

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Eigentlich könnte das Jahr 2014 also ein erfreuliches Kartoffeljahr sein, ist es aber nur bedingt. „Die Superernte beschert uns schlechte Preise“, sagt Dahmen. Große Abnehmer sicherten sich schon zum Jahresbeginn Vertragsware. Preise und Abnahmemengen würden dabei schon im Vorfeld festgelegt. Die Mengen, die die Kartoffelbauern darüber hinaus produzieren, sind hingegen teils enormen Preisschwankungen ausgesetzt.

Landwirte schreiben rote Zahlen

Derzeit herrsche am Markt ein großes Überangebot. Bei den sogenannten Frittenkartoffeln, die zu Kartoffelprodukten weiter verarbeitet werden, zeigt sich die Entwicklung besonders stark. Erzeuger erhielten für 100 Kilo nur zwei bis drei Euro, sagt Dahmen. „Bei Entstehungskosten von sieben bis acht Euro schreiben die Landwirte momentan tiefrote Zahlen.“

Ebenfalls rückläufig sei der Erzeugerpreis bei Speisekartoffeln. Momentan liege er zwischen zwölf und 13 Euro. Die Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft mbH (AMI) spricht sogar von noch niedrigeren Preisen: Demnach erhielten die Bauern nur drei bis zehn Euro. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag der Erzeugerpreis bei durchschnittlich 17 Euro pro 100 Kilo, 2012 sogar bei 22 Euro.

Rekordverdächtige Apfelernten

Was die Kartoffelbauern ärgert, dürfte den Verbraucher freuen, denn Kartoffeln werden auch für ihn billiger: 32,6 Prozent weniger als im Vorjahr musste er in diesem August bezahlen. Ein Beispiel: Wer vorwiegend festkochende Kartoffeln im Drei- bis Fünf-Kilo-Sack kauft, zahlt für einen Kilo durchschnittlich 38 Cent. 2013 kostete das Kilo mit 64 Cent fast doppelt so viel.

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Von den Erd- zu den normalen Äpfeln: Auch die Streuobstbauern gehen in diesem Jahr von sehr guten Erträgen aus. Sie konnten mit der Ernte ebenfalls früher beginnen als üblich. Je nach Sorte läuft sie noch bis Oktober. „Im Moment haben wir optimales Wetter: kühle Nächte, tagsüber viel Licht – da bekommen die Früchte noch eine schöne Färbung“, sagt Eberhard Schmücker, Obstbauer aus Bottrop. Nicht nur die Qualität seiner Äpfel, sondern auch die Erntemengen seien zufriedenstellend. „Wir haben ungefähr so viele Äpfel wie im vergangenen Jahr; das ist sehr gut, aber nicht besonders auffällig.“

EU-weit hingegen „wird die Ernte wohl rekordverdächtig sein“, sagt Peter Muß, stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbands Rheinischer Obst- und Gemüsebauern. „Für Deutschland lässt sich ein Plus von etwa 29 Prozent feststellen.“ Der Erzeugerpreis sei derzeit noch zufriedenstellend und vergleichbar mit dem aus dem Vorjahr, doch das kann sich schnell ändern. Sorge bereite den Bauern der Importstopp Russlands. „Im Moment zeigen sich durch das Embargo noch keine direkten Auswirkungen“, sagt Muß. Der Druck auf Deutschland als großes Importland könnte aber steigen. „Andere Erzeugerländer wie Polen oder Holland und Belgien werden sich neue Kanäle suchen.“ Der deutsche Bauernverband erwartet fallende Apfelpreise.