Hattingen. . Noch immer steht bis zu 30 Prozent Getreide auf den Feldern, obwohl es längst abgeerntet sein müsste. Landwirten entstehen durch die Trocknung der Körner nach den Regenfällen im August zusätzliche Kosten.

„Das Getreide ist eine Katastrophe“, sagt Peter Oberdellmann. Seit Wochen müsste es geerntet sein, aber noch immer steht der Weizen auf den Feldern vieler Hattinger Landwirte. „Ich bin seit 40 Jahren Landwirt, aber das habe ich noch nicht erlebt“, betont Frank Haarmann-Drenhaus. Während der eine ein Drittel des Weizens verloren hat, sind viele andere froh, wenn sie „plus minus Null“ aus dem Jahr gehen.

„Rund 20 bis 30 Prozent des Weizens, Hafers und der Triticale stehen im Ennepe-Ruhr-Kreis immer noch auf den Feldern“, weiß Dirk Kalthaus, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen. Aufgrund der andauernden Niederschläge im August bleibt die Getreideernte eine Hängepartie. „Mit jedem Windstoß fällt etwas Korn raus“, erklärt Landwirt Hartmut Oberste-Lehn, warum das vollreife Getreide so schnell wie möglich geerntet werden muss.

Für die Bauern ist in den nächsten Tagen, für die trockenes Wetter angesagt ist, deshalb schnelles Handeln angesagt. Das weiß auch Hans Kamperhoff: „Das Korn sieht böse aus. Es keimt schon, weil man es einfach nicht vom Feld kriegt.“ Mit 20 Prozent Verlust rechnet der Landwirt deshalb.

Für die Landwirte ist die Ernte Abwägungssache: Das Korn kann nur geerntet werden, wenn es nicht regnet, die niederschlagsfreie Zeit wollen aber viele auch so lang wie möglich nutzen, um die Feuchtigkeit aus dem Getreide zu kriegen. Denn nur mit einer Restfeuchte von 14 Prozent ist es lagerfähig. „Das waren dieses Jahr keine Erntetage, sondern Erntestunden. Fast alles Getreide musste nachgetrocknet werden“, berichtet Oberdellmann – ein zusätzlicher Kostenfaktor für die Landwirte. Mit heißer Luft werden die Körner getrocknet. „Die Energie, die man dafür braucht, hat die Gewinne, wenn man überhaupt von welchen sprechen kann, aufgefressen“, betont er. Und während Jochen Schulte froh ist, alles Getreide vom Feld zu haben, muss sich Frank Haarmann-Drenhaus für die trockenen Tage zusätzliche Erntehilfe holen: „Diese Kosten kommen dann auch noch dazu“, seufzt er.

„Gewinner ist das Grünland. Da steht jetzt der dritte Schnitt an“, sagt Wilhelm Schulte-Hunsbeck. Die Milchbauern seien in diesem Jahr im Vorteil, nachdem im letzten Jahr die lange Trockenheit den Ackerbauern in die Karten spielte, bestätigt auch Oberste-Lehn. Allerdings muss auch das Heu erst noch geerntet und getrocknet werden. Der Landwirt hofft auf eine längere Regenpause, denn: „Es braucht bald eine Woche, um das Heu zu trocknen.“