Düsseldorf. . Der Online-Handel boomt, doch die Verlierer dieses Trends sind die Geschäfte in kleinere und mittleren Städten. Der Handelsverband HDE rechnet damit, dass bis 2020 jeder zehnte Laden aufgeben müssen. Verödete Innenstädte werden so zum Problem, mit dem sich Kommunalpolitiker befassen müssen.

Der boomende Online-Handel vertreibt die Kunden aus den mittleren und kleinen Innenstädten. Der Handelsverband HDE rechnet damit, dass bis 2020 deutschlandweit 50 000 Läden verschwinden werden. Das entspricht einem Zehntel der Handelsstandorte, die es derzeit noch gibt.

In der Sommer-Umfrage des HDE gaben knapp drei Viertel der 1200 befragten Händler an, dass die Zahl der Kunden zurück gehe. Über 30 Prozent sprechen sogar von starken Rückgängen. „Die Innenstädte koppeln sich ab“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth in Düsseldorf. Er beobachtet einen „schleichenden Bedeutungsverlust“.

Einzelhandel im Umsatzplus

Die negative Entwicklung fällt ins Auge, weil die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Einzelhandel gut sind. Lohnsteigerungen, die niedrige Inflation und die geringe Sparquote treiben den Konsum. Im fünften Jahr in Folge verzeichnet der deutsche Einzelhandel ein Umsatzplus – im ersten Halbjahr 2014 betrug es preisbereinigt 1,6 Prozent auf 221,7 Milliarden Euro.

Als Wachstumstreiber erwies sich einmal mehr der Online-Handel, der um 17 Prozent auf 38,7 Milliarden Euro zulegte. 18 Prozent der Umsätze mit Handelswaren ohne Lebensmittel spielen sich im Internet ab. Der HDE rechnet damit, dass sich die Zahl bis 2020 auf 30 Prozent erhöhen werde.

Zuwächse beim Online-Handel

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Diese Online-Umsätze fehlen dem stationären Handel. „Wir müssen die digitale Welt in die Läden holen“, fordert Verbandsgeschäftsführer Genth. Denn nur 30 Prozent der Händler verfügen zusätzlich über eine Online-Plattform und profitieren vom Boom im Internet.

Aber nicht nur die Verlockungen des bequemen Einkaufs per Mausklick setzen den stationären Handel unter Druck. Die Kaufleute zeigen sich zunehmend unzufrieden mit den Innenstadt-Standorten. Fast 60 Prozent fordern eine bessere Erreichbarkeit – insbesondere mit dem Auto. Nahezu jeder zweite Händler erwartet, dass die Stadtverwaltungen mehr in City und Vororte und deren Infrastruktur investieren. Geschäftsführer Genth: „Man darf den Handel finanziell nicht mit hohen Mieten und hohen Gewerbesteuersätzen überfordern.“ Nötig seien auch bundeseinheitliche Regeln bei den Ladenöffnungszeiten und den Ausnahmen für die Sonntage.