Essen. Der deutsche Mobilfunkmarkt gerät heftig in Bewegung: Die EU hat die Fusion von O2 und E-Plus abgesegnet. Das könnte den Wettbewerb schwächen, Billigmarken drohen zu verschwinden. Dafür drängt nun der Elektronik-Riese Media-Saturn mit Macht in den Prepaid-Markt
Der deutsche Mobilfunkmarkt gerät heftig in Bewegung. Der Fusion von O2 und E-Plus steht nach der Freigabe am Freitag durch die Kartellwächter der EU nichts mehr im Wege. Künftig gibt es dadurch hierzulande nur noch drei Anbieter mit eigenem Netz. Verbraucherschützer warnen vor der Konzentration. Dennoch haben die Kunden immer mehr Wahlmöglichkeiten, weil die Zahl der Prepaid-Tarife, die Aldi, Tchibo und Co. anbieten, weiter wächst.
Auf dem heftig umkämpften Markt tummelt sich seit einigen Wochen auch der Elektronik-Riese Media-Saturn. Die Metro-Tochter will wie zahlreiche andere Handelsunternehmen mit Angeboten, die im voraus bezahlt werden, Kunden locken. Vorteil dieser Prepaid-Tarife: Es gibt keine Vertragsbindungen und langen Laufzeiten, die flexible Wechsel zu anderen Anbietern blockieren.
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„Die Kunden wollen von Monat zu Monat wechseln können und sich nicht dauerhaft binden“, sagt Media-Saturn-Sprecherin Eva Simmelbauer. Die Elektronikkette sieht sich als Marktführer beim Verkauf mobiler Endgeräte. Nun will sie auch bei den Dienstleistungen mitmischen. Denn laut Simmelbauer verfügt rund ein Drittel der Verbraucher in Deutschland noch nicht über ein internetfähiges Smartphone. Media-Saturn wirbt damit, dass Kunden des hauseigenen Tarifs in D-Netz-Qualität, das als leistungsfähiger gilt, telefonieren können. „Dafür sind wir auch etwas teurer“, so Simmelbauer. Das D-Netz betreiben Telekom und Vodafone, das E-Netz teilen sich O2 und E-Plus.
Media-Saturn hat weitere Tarifmodelle in der Schublade
Media-Saturn hat bereits weitere Tarifmodelle in der Schublade und plant auch, einen Datentarif speziell für Tablets anzubieten. „Für uns ist egal, von wem die Marktanteile kommen, so lange die Anteile zu uns kommen“, gibt sich Wolfgang Kirsch, Chef von Media-Saturn Deutschland, kämpferisch. Denn nicht nur Handelsunternehmen bringen eigene Mobilfunk-Angebote auf den Markt.
Der deutsche Markt wird sich mit der Übernahme von E-Plus durch Telefónica Deutschland (O2) neu ordnen. Die verbleibenden drei Netzbetreiber in Deutschland liegen mit ihren Umsätzen nahe beieinander (siehe Infokasten). Allen Dreien stehen Milliarden-Investitionen in die Leistungsfähigkeit der Netze ins Haus. Vor allem O2 hatte zuletzt ein Kostenproblem. Der Umsatz pro Kunde sinkt. Mit der Übernahme von E-Plus, so die Hoffnung, sollen langfristig fünf Milliarden Euro eingespart werden. Im Juli hatte die EU-Kommission die Fusion vorläufig erlaubt, gestern gab Brüssel dann endgültig grünes Licht.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband befürchtet, dass im Rahmen der Fusion einige der Billigmarken von E-Plus vom Markt verschwinden könnten, generell gehören dazu Base und Yourfone. Auch die deutsche Monopolkommission sieht es kritisch, dass mit E-Plus ein Anbieter von der Bildfläche verschwindet, der in der Vergangenheit immer wieder bei Preissenkungen vorgeprescht war.
Billigmarken könnten verschwinden
Doch wie finden sich die Verbraucher angesichts der unzähligen Tarife zurecht? „Die Vielfalt ist gut für die Kunden“, sagt Verena Blöcher vom Vergleichsportal Verivox, das regelmäßig die Angebote im Mobilfunk prüft. Wer viel auf dem Lande telefoniert, könne Probleme mit dem E-Netz bekommen. „Vodafone und Telekom sind teurer, bieten im Netz aber die bessere Qualität“, so die Verivox-Sprecherin.
Ansonsten rät Blöcher, die letzten beiden Mobilfunk-Rechnungen auszuwerten und dann zu entscheiden, ob man wirklich die Flatrate für alle Netze und eine unbegrenzte SMS-Zahl braucht. Die Expertin: „Es gibt nicht den Tarif für alle.“