Düsseldorf/Essen. . Unternehmen wie Eon, RWE, Steag und Mark-E planen eine Reihe von Kraftwerksstilllegungen. Die Anlagen befinden sich unter anderem in Gelsenkirchen, Dortmund, Hagen, Herne, Herdecke, Hamm und Duisburg. Es geht vor allem um Gas- und Kohlekraftwerke. Auch der NRW-Landesregierung gibt das zu denken.
Die Liste der Kraftwerke, die vor dem Aus stehen, wird länger. Mittlerweile sind es 18 Standorte in NRW, die auf einer entsprechenden Liste der Bundesnetzagentur stehen. Energieversorger wie Eon, RWE, Steag und Mark-E wollen insbesondere Gas- und Steinkohlekraftwerke stilllegen. Die Anlagen befinden sich unter anderem in Gelsenkirchen, Dortmund, Hagen, Herne, Herdecke, Hamm und Duisburg.
In diesem Jahr hat Deutschlands größter Energieversorger Eon bereits drei Steinkohleblöcke in Datteln abgeschaltet. Bald sollen drei Blöcke in Gelsenkirchen (Scholven) und eine Anlage in Dortmund (Knepper) folgen. Eon werde sich keine Kraftwerke leisten, die kein Geld einbringen, betont Konzernchef Johannes Teyssen. „Wenn die Wirtschaftlichkeit infrage steht, werden wir handeln.“
RWE will auch Braunkohleblock vom Netz nehmen
Zu Wochenbeginn war bekannt geworden, dass der Essener Konzern RWE weitere Kraftwerke vom Netz nehmen will, darunter auch eine Braunkohleanlage in Hürth. Die NRW-Landesregierung verfolgt die Entwicklung sehr aufmerksam. „Dass von den Energieversorgungsunternehmen nach den Gaskraftwerken nun auch Kraftwerke mit relativ niedrigen Brennstoffkosten außer Betrieb genommen werden, sollte uns zu denken geben“, sagte NRW-Wirtschaftsstaatssekretär Günther Horzetzky dieser Zeitung.
„Selbst neue Anlagen laufen mit Verlust“, erläutert Stefan Sagmeister vom Essener Energie-Informationsdienstleister Energate. Er verweist unter anderem auf das neue Steinkohlekraftwerk von Trianel in Lünen. An Trianel sind viele Stadtwerke aus der Region beteiligt, denen die Folgen der Energiewende ebenfalls zu schaffen machen.
Wind und Sonne verdrängen Gas und Kohle
Weil zunehmend Wind- und Sonnenstrom auf den Markt drängt, sind die Börsenstrompreise gefallen. Das macht den erfolgsverwöhnten Energieversorgern zu schaffen. Wie Eon am Mittwoch mitteilte, verringerte sich der Halbjahresgewinn des Konzerns unter dem Strich von 1,9 auf 1,5 Milliarden Euro. Der Umsatz ging um 13 Prozent auf 56,1 Milliarden Euro zurück.
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Konzerne wie Eon und RWE verweisen auf den Beitrag der Großkraftwerke zur Versorgungssicherheit in Deutschland. Die Branche fordert von der Politik ein neues System, mit dem belohnt wird, dass die Unternehmen konventionelle Kraftwerke für die Zeit bereithalten, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht („Kapazitätsmarkt“). Die Kosten für das, was die Branche als Versicherung in Sachen Energieversorgung betrachtet, müssten aber aller Voraussicht nach die Verbraucher über ihre Stromrechnung begleichen.
Drohen den Stromverbrauchern neue Kosten?
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat sich bisher eher skeptisch zum Thema geäußert. „Konventionelle Kraftwerke leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland. Deshalb gibt es eine intensive Debatte darüber, mit welchen Mitteln der Bund sicherstellen kann, dass das auch so bleibt“, sagt NRW-Staatssekretär Horzetzky.
Wenn Unternehmen Kraftwerke vom Netz nehmen wollen, müssen sie diesen Schritt ein Jahr zuvor bei der Bundesnetzagentur anmelden. Die Behörde kann eine Stilllegung untersagen, wenn das Kraftwerk als systemrelevant eingestuft wird. Dann bleiben die Anlagen zwei weitere Jahre am Netz. Eine solche Einschätzung hat es bereits in mehreren Fällen gegeben, vor allem im Süden Deutschlands, wo bislang die Kernkraftwerke besonders wichtig waren. Werden die Unternehmen zum Weiterbetrieb verpflichtet, erhalten sie ebenfalls einen finanziellen Ausgleich, für den letztlich die Stromverbraucher aufkommen.