Witten. . Während der Betonsanierung soll das unter Wehr trocken bleiben. Bei hohem Wasserstand wird der Durchfluss erhöht, um Überlaufen zu verhindern. Dann steigen Strömung und Risiko für Wassersportler.

Eigentümerin RWE Innogy GmbH, die Ökostrom-Sparte des Energieunternehmens, saniert in den nächsten Monaten das untere Überlaufwehr am Kraftwerk Hohenstein. Über die Stadt Witten und den Stadtsportverband hat das Unternehmen im Vorfeld alle Wassersportler vor einer möglichen stärkeren Strömung ober- und unterhalb des Wasserkraftwerks gewarnt.

Dass dieser Fall eintritt, hält Holger Schwarz (39), Ingenieur bei RWE Innogy, eher für unwahrscheinlich, kann diesen aber auch nicht ausschließen. Gearbeitet wird am unteren Wehr, dem Mühlengrabenwehr – ein festes, also nicht verstellbares Wehr, über das ab einem gewissen Pegel automatisch Wasser vom oberen Mühlengraben in die Ruhr abgeführt wird. Die Betonfläche mit leichter Neigung muss während der Sanierung trocken bleiben. „Deshalb haben wir die Maßnahme auch bewusst in den August und den September gelegt, das ist normalerweise eine regen- und wasserarme Zeit“, so Schwarz. Und: „Normalerweise arbeiten wir das Wasser im Kraftwerk ab, wo es durch die Turbinen fließt und Strom erzeugt – meistens liegen die Wehre trocken und werden nicht überspült.“

Keine Öffnung ohne Kontrollgang

Am Montag beispielsweise lag die Durchströmungsmenge bei 33 Kubikmetern Wasser pro Sekunde. „Die drei Maschinen können 75 cbm/Sek. abarbeiten. Wenn noch mehr Wasser kommt, läuft es automatisch über das feste Wehr ab“, sagt Schwarz. Für diesen Fall greifen die Kraftwerker zu Plan B: Sie ziehen das „Schütz“, die Stahltafel der Freischleuse (auf dem Foto: unter dem kleinen Dach), die direkt neben dem Kraftwerkszufluss liegt. Auf diese Weise können zusätzliche 30 bis 40 cbm/Sek. Wasser durchfließen, ohne dass die Bauarbeiter auf dem Mühlengrabenwehr nasse Füße bekommen. Schwarz: „Das ist die einzige Möglichkeit, zusätzlich Wasser abzulassen - das gibt uns einen Puffer.“ Unter normalen Umständen wird diese Freischleuse erst bei einem Durchfluss von 180 cbm/Sek. geöffnet. Während der anstehenden Bauarbeiten soll das schon bei 70 cbm/Sek. geschehen. „Vielleicht einmal, vielleicht auch keinmal“ rechnet der Ingenieur damit, „dass wir die Freischleuse ziehen müssen. Dafür muss schon viel Wasser die Ruhr herunterkommen“.

Sicherung mit Wasserbausteinen

Saniert wird, wie zuletzt 2008, der Deckbelag des Mühlengrabenwehrs. Durch Hochwasser haben sich dort Betonplatten (4 m x 5 m) gelöst. Sie werden nicht einfach ersetzt. Vielmehr werden Felsbrocken eingebaut, die mit Beton umgossen werden. Solche „verklammerten Wasserbausteine“ haben sich laut RWE bewährt.

Das Kraftwerk Hohenstein ist (neben dem bei Friedr. Lohmann in Herbede) eins von zwei Laufwasserkraftwerken in Witten.

Bauherr (1922 bis 1925) war die 1500 m flussabwärts ansässige Spatenfabrik Bredt & Co. Es versorgte die Spatenfabrik und das Gußstahlwerk mit Strom. 1928 erwarb VEW die Anlage, die den Strom ab dann ins reguläre Netz einspeiste. Im Jahr 2000 übernahm RWE.

Die drei Francis-Turbinen leisten zusammen 1,75 Megawatt – versorgen rund 3000 Haushalte mit grünem Strom. Das Kraftwerk ist seit 1986 ein Baudenkmal.

Sollte es aber dennoch nötig werden, gebe es Vorkehrungen. „Wenn wir die Schleuse öffnen sollten, sind wir auf jeden Fall vor Ort und kontrollieren, dass sich dort niemand oberhalb oder unterhalb der Schleuse aufhält“, verspricht der RWE-Fachmann. Außerdem werde dann für die Wassersportler eine zusätzliche Warntafel aufgestellt.

Auch eine Öffnung der Schleuse wird die Strömung in der Ruhr „nicht stark“ erhöhen, so Schwarz. Sie wirke sich vor allem lokal im Kraftwerkszulauf- und auslauf aus. „Oberhalb ist der Bereich sowieso abgesperrt und unterhalb können die Wassersportler die zusätzliche Strömung, die aus der Freischleuse kommt, rechtzeitig erkennen.“