Essen. Brötchentüten, Nudelkartons und Pappteller sind häufig mit gesundheitsgefährdenden Substanzen belastet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat bereits vor einem Jahr vor ihnen gewarnt. Jetzt will der Bund eine entsprechende Verordnung verschärfen.

Die Debatte um gesundheitsgefährdende Druckfarben in Lebensmittelverpackungen begann, als 2012 Giftstoffe in mit Schokolade gefüllten Adventskalendern nachgewiesen wurden. Eineinhalb Jahre später reagiert die Bundesregierung und will Grenzwerte für aromatische Amine festlegen. Der Verbraucherorganisation Foodwatch reicht das aber nicht aus.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt insbesondere vor primären aromatischen Aminen, die als Verunreinigungen in Farbpigmenten vorkommen. Sie gelten als krebserregend. Die Behörde spricht von einem „Gesundheitsrisiko“, weil die Substanzen in bunten Aufdrucken auf Brötchentüten, Nudelkartons, Papptellern und Servietten auch auf Lebensmittel übergehen können.

Amt warnte schon vor einem Jahr

„Verbraucher sollten so wenig wie möglich in Kontakt mit diesen Substanzen kommen“, mahnte das BfR bereits am 24. Juli 2013. Ein Jahr später reagierte das Bundesernährungsministerium nun und formulierte den „Entwurf einer Einundzwanzigsten Verordnung zur Änderung der Bedarfsgegenständeverordnung“. In dem Papier räumt das Ministerium ein, „dass Lebensmittel des deutschen Marktes häufig mit Druckfarbenbestandteilen in Mengen belastet sind, die gesundheitlich vertretbare Schwellen überschreiten“.

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Demnach wurden Chemikalien wie Benzophenon, 4-Menthylbezonphenon, Amine und Mineralölkohlenwasserstoffe in Verpackungen nachgewiesen. Sie stehen im Verdacht, Schäden an Niere, Leber oder Lymphknoten hervorzurufen und auch Krebserkrankungen zu verursachen. Der Bund will deshalb eine Positivliste mit Stoffen in Druckfarben aufstellen, die bei Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden dürfen. Zudem soll eine Höchstmenge definiert werden, die aus der Verpackung in die Lebensmittel eindringen darf. Die Überwachung obliege dann den Landesbehörden, sagte ein Sprecher des Bundesernährungsministeriums dieser Zeitung.

Foodwatch fordert Barriereschicht aus Kunststoff

Der Verbraucherorganisation Foodwatch geht der Entwurf nicht weit genug. „Die neue Verordnung ändert nichts daran, dass Schadstoffe aus dem Recycling in Verpackungsmaterial gelangen“, sagt Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von Foodwatch. Das Altpapier-Recycling sei ein weltweiter Markt. Deshalb mache es keinen Sinn, dass Grenzwerte für Schadstoffe in Druckfarben nur in Deutschland gelten. Über die Aufarbeitung während des Recycling-Prozesses gelangten Chemikalien auch aus Farben, Klebern und Etiketten wieder in Lebensmittel-Verpackungen.

Foodwatch fordert deshalb die Hersteller auf, Kartons und Tüten mit einer Barriereschicht aus Kunststoff zu überziehen, die verhindert, dass Schadstoffe in die Lebensmittel gelangen. Die Bundesregierung habe diesen Vorschlag aber nicht aufgenommen, bedauert Matthias Wolfschmidt. Er vermutet, dass die Lebensmittelindustrie die Kosten für die Barriereschicht scheue.