Seattle. Amazon-Chef Jeff Bezos spielt weiter sein Spiel: Er investiert massiv, um Marktanteile zu gewinnen. Das geht auf Kosten des Gewinns. Die Anleger haben diese Strategie des Online-Händlers lange mitgetragen - nun aber wurde es ihnen angesichts der millionenschweren Unternehmensverluste zu viel.

Der weltgrößte Online-Händler Amazon hat seine Aktionäre mit einem hohen Verlust verärgert. Im zweiten Quartal schrieb das US-Unternehmen wegen hoher Investitionen in Dienste und Produkte rote Zahlen von 126 Millionen Dollar (94 Mio Euro). Vor einem Jahr lag das Minus bei 7 Millionen Dollar. Für das laufende Quartal rechnet Amazon sogar mit einem operativen Verlust von bis zu 810 Millionen Dollar. Die Aktie rutschte nach Bekanntwerden der Zahlen am Donnerstag nachbörslich um annähernd 10 Prozent ab.

"Wir arbeiten hart daran, das Einkaufserlebnis bei Amazon stetig zu verbessern", erklärte Firmengründer und -chef Jeff Bezos am Sitz in Seattle. Sein Ziel ist es, rasch Marktanteile zu gewinnen, neuerdings etwa durch Lieferungen am Sonntag in den USA. Amazon wuchs bis zuletzt tatsächlich rasant: Der Quartalsumsatz stieg um 23 Prozent auf 19,3 Milliarden Dollar. Bezos teurer Expansionskurs nagt aber am Gewinn und lässt Amazon immer wieder in die Verlustzone rutschen.

Die Aktie hatte an Wert verloren

In der Vergangenheit waren die Anleger grundsätzlich einverstanden mit der Strategie des Firmengründers. Sie honorierten niedrige Gewinne und auch rote Zahlen mit weiteren Kurssteigerungen. Doch die kritischen Stimmen mehren sich. Seit Jahresbeginn hatte die Aktie schon vor den jüngsten Zahlen ein Zehntel ihres Werts verloren. Die Aussicht auf einen noch größeren Verlust im kommenden Quartal ließ die Investoren nun flüchten.

Kritik muss sich Amazon auch aus anderen Ecken gefallen lassen: Gewerkschafter kritisieren die Arbeitsbedingungen, und einzelne Buchverlage beklagen eine Gängelung durch den Versandriesen: Während Verhandlungen waren ihre Buchtitel plötzlich schwer zu bestellen. Jüngst hatte Amazon in den USA sogar eine E-Book-Flatrate eingeführt, bei der Kunden für knapp zehn Dollar im Monat Zugang zu 600.000 Titeln bekommen.

Amazon steuert auf weiteres Umsatzplus zu

Auch für das laufende Quartal peilt Amazon ein kräftiges Umsatzplus zwischen 15 bis 26 Prozent an. Um das stemmen zu können, eröffnet der Konzern reihenweise neue Versandzentren oder entwickelt neue Produkte wie das eigene Smartphone Fire Phone. In ausgesuchten US-Städten liefert Amazon mittlerweile sogar Lebensmittel aus. Die Zahl der Mitarbeiter stieg bis Ende Juni auf 132.600 an, 35.600 mehr als vor einem Jahr.

Amazons Kindle-Fire

Das ist er: Amazon hat am Mittwoch ...
Das ist er: Amazon hat am Mittwoch ... © AFP
... seinen Tablet-PC Kindle-Fire vorgestellt.
... seinen Tablet-PC Kindle-Fire vorgestellt. © AFP
Firmenchef Jeff Bezos präsentierte ...
Firmenchef Jeff Bezos präsentierte ... © AFP
... das sieben Zoll große Gerät auf einer Pressekonferenz in New York. Mit dem Kindle-Fire ...
... das sieben Zoll große Gerät auf einer Pressekonferenz in New York. Mit dem Kindle-Fire ... © AFP
... möchte Amazon ...
... möchte Amazon ... © AFP
... Apple und seinem iPad Konkurrenz machen.
... Apple und seinem iPad Konkurrenz machen. © AFP
In der Einsteigerversion ...
In der Einsteigerversion ... © AFP
... soll das Kindle-Fire bereits für 199 Dollar zu haben sein - ...
... soll das Kindle-Fire bereits für 199 Dollar zu haben sein - ... © REUTERS
... umgerechnet etwa 150 Euro.
... umgerechnet etwa 150 Euro. © AFP
"Das sind Luxusprodukte zu einem nicht luxuriösen Preis", sagte Amazon-Chef Jeff Bezos. Marktführer iPad ... © AFP
... kostet mindestens 499 Dollar. Der Kindle-Fire ...
... kostet mindestens 499 Dollar. Der Kindle-Fire ... © AFP
... läuft mit dem Google-Betriebssystem Android. Außerdem ...
... läuft mit dem Google-Betriebssystem Android. Außerdem ... © REUTERS
... soll er mit einem neuen Internet-Browser mit dem Namen Amazon Silk ausgestattet sein.
... soll er mit einem neuen Internet-Browser mit dem Namen Amazon Silk ausgestattet sein. © AFP
Anders als das iPad und andere führende Tablets hat der Kindle Fire zwar eine Drahtlos-Internetverbindung, aber keinen Zugriff auf Mobilfunknetze. Auch eine Kamera fehlt.
Anders als das iPad und andere führende Tablets hat der Kindle Fire zwar eine Drahtlos-Internetverbindung, aber keinen Zugriff auf Mobilfunknetze. Auch eine Kamera fehlt. © AFP
In den USA kommt das Kindle-Fire Mitte November auf den Markt. Zu einem Verkaufsstart in Deutschland machte das Unternehmen keine Angaben.
In den USA kommt das Kindle-Fire Mitte November auf den Markt. Zu einem Verkaufsstart in Deutschland machte das Unternehmen keine Angaben. © AFP
Bei der Verbreitung von Inhalten setzt Amazon auf seinen eigenen Onlineshop.
Bei der Verbreitung von Inhalten setzt Amazon auf seinen eigenen Onlineshop. © AFP
Auf dem Kindle-Fire wird ein Zugang zum Online-Kaufhaus von Amazon vorinstalliert sein.
Auf dem Kindle-Fire wird ein Zugang zum Online-Kaufhaus von Amazon vorinstalliert sein. © AFP
Jeff Bezos stellte außerdem ein neues Kindle-Einsteigergerät vor, das in den USA nur noch 79 Dollar kosten soll und auf die übliche Tastatur verzichtet. Bisher kostete der billigste Kindle 114 Dollar. Außerdem ...
Jeff Bezos stellte außerdem ein neues Kindle-Einsteigergerät vor, das in den USA nur noch 79 Dollar kosten soll und auf die übliche Tastatur verzichtet. Bisher kostete der billigste Kindle 114 Dollar. Außerdem ... © AFP
... bringt Amazon ein monochromes Kindle mit Touch-Screen heraus, ...
... bringt Amazon ein monochromes Kindle mit Touch-Screen heraus, ... © AFP
das ab 99 Dollar erhältlich sein soll.
das ab 99 Dollar erhältlich sein soll. © AFP
1/20

Amazon gibt Anlegern insgesamt aber wenig Informationen über die Entwicklung einzelner Geschäftsbereiche. So veröffentlichte das Unternehmen noch nie Absatzzahlen seiner Geräte wie der Kindle-Tablets. Bei der eigenen Technik gab Bezos stets die Devise aus, man wolle sie Verbrauchern möglichst günstig anbieten und dann das Geld über den Verkauf von Diensten und Artikeln verdienen. Bei jüngsten Geräten wie der Fernsehbox Fire TV und dem Smartphone waren die Preise aber bereits vergleichbar mit denen der Konkurrenz.

Preiskampf bei der Cloud-Infrastruktur

Unklar ist auch, wie die Zahlen im Geschäft mit Cloud-Infrastruktur aussehen, in dem in den vergangenen Monaten ein Preiskampf ausgebrochen ist. Amazon ist ein führender Anbieter in dem Bereich und wird von vielen Firmen als technische Basis genutzt. (dpa)