München. Die Digitalisierung verändert den Fernsehmarkt rapide. Neben dem klassischen TV-Erlebnis rückt das Internetgeschäft in den Mittelpunkt. Fernsehanbieter müssen beide Geschäfte beherrschen.

Fernsehen und Internet ergänzen sich perfekt, sagt ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling. Und doch bereitet ihm die zunehmende Verschmelzung auch Kopfschmerzen. Der Manager will beide Welten zusammenbringen, denn langfristig sollen die Einnahmen aus dem Netz den Konzern unabhängiger vom klassischen Werbegeschäft machen. Dort verdienen die privaten TV-Anbieter noch immer den Löwenanteil ihres Geldes. Doch die Mediennutzung verändert sich durch das Internet rapide, die Fernsehanbieter ringen mit immer mehr Kanälen um die schwindende Aufmerksamkeit des Publikums.

Das schaut - gerade in den jungen und für Werbetreibende spannenden Zielgruppen - inzwischen immer weniger klassisches TV, dafür aber Videoclips im Internet oder Filme in Online-Videotheken. Gleichzeitig gibt es aber immer noch jene Zuschauer, die in der TV-Zeitschrift das Programm studieren und sich abends vor dem Fernseher auf dem Sofa zurücklehnen wollen. "Für uns bedeutet das schlichtweg, dass wir für verschiedene Kundenansprüche entsprechende Lösungen anbieten müssen", sagt ProSiebenSat.1-Chef Ebeling.

"Die Vielfalt und Fragmentierung von TV-Plattformen steigt"

Auf der Fernsehseite setzt Ebeling vor allem auf Auswahl: Mit den Sendern Sat.1 Gold für ältere Zuschauer, dem Frauensender Sixx und dem männlichen Pendant Maxx will der Konzernchef auch dieses Klientel bedienen. "Die Vielfalt und Fragmentierung von TV-Plattformen steigt." Ideen für weitere Sender gebe es reichlich, durchaus auch konkrete Pläne. Allerdings soll es einen zusätzlichen Kanal frühestens 2015 geben.

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Auch aus der Sicht der Landesmedienanstalten spielen Spartensender eine immer wichtigere Rolle für die klassische TV-Werbung. Mit der starken Fokussierung auf eine spezielle Zielgruppe könne auch die Reklame besser auf den Zuschauer zugeschnitten werden, heißt es im neuen Jahrbuch der Medienwächter. Abseits davon setzt Ebeling auf das Netz.

Ein Fünftel des Umsatzes aus dem Digitalgeschäft

Knapp ein Fünftel des Umsatzes stammt inzwischen aus dem Digitalgeschäft. Der Erlösanteil, der nicht aus der Fernsehwerbung stammt, liegt sogar bereits bei einem Drittel. Neben Plattformen wie Maxdome oder MyVideo setzt ProSiebenSat.1 auch auf ganz andere Felder wie Reiseportale. Seinen Urlaub kann man inzwischen über Veranstalter wie beispielsweise "weg.de" und "billiger-mietwagen.de" buchen. Auf all diesen Feldern gibt es reichlich Konkurrenz von Unternehmen, die nicht aus den klassischen Medien stammen, wie etwa Google, Amazon, aber auch Apple.

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Mit Sorge blickt Ebeling vor allem auf den Internetriesen Google: "Mir geht es um gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen", klagt er. Fernsehen sei eine der am stärksten regulierten Branchen überhaupt. Der Suchmaschinen-Dienst habe es da viel einfacher. "Google muss sich weder an die gleichen Jugendschutz- und Datenschutzgesetze noch an die gleichen Lizenzanforderungen und Urheberrechte halten wie wir", sagte Ebeling. Medienanstalten schlagen seit langem vor, die Themen Werbung und Jugendschutz für alle Anbieter zu regulieren. (dpa)