Hamburg. . Großdemonstrationen der Taxifahrer brachten dem Startup Wundercar ungeahnte Aufmerksamkeit und neue Kunden. Trotz aller Kritik will das Hamburger Unternehmen sich in ganz Europa ausdehnen.

Die umstrittene Mitfahr-App Wundercar will in Deutschland den Expansionskurs forcieren und gleichzeitig die Fahrgäste strenger unter die Lupe nehmen. Nach Berlin und Hamburg soll das Wundercar-Angebot in weiteren Städten angeboten werden, teilte das Unternehmen am Freitag in Hamburg mit. Die Nutzer des Dienstes sollen in einer Abstimmung entscheiden, welche Stadt die nächste ist. Bis zum Ende des Jahres will Wundercar in zwölf europäischen Großstädten präsent sein und in Deutschland auch in den ländlichen Regionen vorankommen, wo der öffentliche Nahverkehr weniger dicht getaktet ist.

Zudem würden künftig alle Nutzer, die zum ersten Mal eine Fahrt anfragen, automatisch überprüft, sagte Wundercar-Chef Gunnar Froh. Das könne zum Beispiel anhand ihrer E-Mail-Adresse oder ihres Facebook-Profils geschehen. Die Fahrer unterliegen laut Froh ohnehin einem strengen Auswahlverfahren. Auf einen akzeptierten Fahrer kämen acht abgelehnte. Bislang seien in Berlin und Hamburg jeweils mehr als 100 Fahrer registriert. Die App werde von mehreren tausend Kunden genutzt.

Bei Wundercar können sich die Kunden Mitfahrgelegenheiten organisieren. Die Taxifahrer hatten gegen Wundercar und andere Angebote in der vergangenen Woche mit europaweiten Demonstrationen protestiert. Sie sehen durch Amateure, die nicht den strengen Regeln des Personenbeförderungsgesetzes unterliegen, ihr Geschäft bedroht.

"Wir sehen uns als Teil der Sharing Economy", sagt dagegen Froh. Es gehe nicht nur um den Transport, sondern die Begegnung zwischen Fahrgast und Fahrer stehe im Mittelpunkt. Die Gäste zahlen an den Fahrer die Betriebskosten für die Strecke; davon behält Wundercar 20 Prozent. Da das nur Centbeträge sind, werde es bis zum Erreichen der Gewinnschwelle einige Jahre dauern, sagte Froh. (dpa)