Essen/Köln. Sie soll dem Diebstahl entgegenwirken und einige Filialen profitieren schon davon: die Wegfahrsperre für Einkaufswagen. Doch die Kunden sind von der Sperre überaus genervt. Aktuell hat sie in einer Kölner Rewe-Filiale für Ärger gesorgt - und wurde kurzerhand wieder abgeschafft.
Ein kurioser Gedanke: Man schiebt den Einkaufswagen durch den Supermarkt und plötzlich rollt er nicht mehr weiter. Das ist in einigen Supermärkten in Deutschland keine Seltenheit, so etwa in Kassel, Münster oder auch Köln. Denn sie haben eine Wegfahrsperre für Einkaufswagen eingeführt, die sich aktiviert, wenn man ihn über ein Magnetfeld am Ausgang schiebt. Manchmal aber auch schon im Laden selbst.
Das System soll Einkaufswagen vor Diebstahl sichern. In Deutschland gibt es laut Schätzung des Hauptverbandes des deutschen Einzelhandels (HDE) zufolge davon pro Jahr etwa 100.000. Die 100 bis sogar 250 Euro teuren Transporthilfen werden meist aus Bequemlichkeit bis vor die Haustür geschoben, dann aber nicht mehr zurückgebracht. In selteneren Fällen haben es die Diebe auf das Altmetall abgesehen.
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Das Sicherheitssystem ist aber keine neue Idee: Es ist nun schon mehr als zehn Jahre her seit die ersten Wegfahrsperren für Einkaufswagen hierzulande eingeführt worden sind. So richtig etabliert hat sich das Ganze in Deutschland aber noch nicht. Vorreiter war damals ein Kölner Supermarkt des ehemaligen Plus Warenhandelsgeschäft, deren Filialen seit 2010 von Edeka-Tochter Netto Marken-Discount geführt werden.
Geschäfte wie Aldi oder Lidl sind auf den Zug aufgesprungen und sicherten ihre Einkaufswagen in so manchen Filialen mit hoher Diebstahlquote ab, um den Verlust zu minimieren. Häufigste Methode: das Magnet-Blockiersytem an den Rädern. Rollt der Kunde mit dem Wagen über eine Magnetschiene, wird es aktiviert und er kann nicht mehr weiter geschoben werden. Dadurch ist in den betreffenden Filialen die Zahl der Diebstähle auf einige wenige Exemplare gesunken.
Erschwertes Einkaufen durch die Sperre
So weit, so gut. Bedacht worden ist aber ein wichtiger Aspekt nicht: die Kunden. Denn die leiden unter dem Blockiersystem. Ein aktuelles Beispiel lässt sich laut "Express" in Köln finden. Dort würden aktuell einige Filialen die Wegfahrsperre testen, sähen sich aber mit dem Ärger der Kunden konfrontiert. Eine Rewe-Filiale in Köln-Sülz habe das System nach fünf Monaten sogar wieder abgeschafft.
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Das Problem sei nicht nur, dass sich viele darüber aufregten, das Eingekaufte nicht mehr mit dem Einkaufswagen zum Auto bringen zu können. Vor allem der Getränkeabsatz sei in der Filiale stark gesunken, da die Kunden schwere Kisten selbst bis dahin tragen müssten. Auch das altbekannte Leid mit der nicht immer einwandfreien Technik habe mit hineingespielt. Es sei vorgekommen, dass die Sperre schon während des Gangs durch den Supermarkt einsetzte.
Doch es gibt auch Beispiele, in denen sich das Konzept bewährt hat, wie der Kölner "Express" weiter berichtet. Der Filialleiter eines selbstständigen Rewe-Marktes hätte früher ein Mal im Jahr einen kompletten Satz Einkaufswagen kaufen müssen; durch das Blockierstsytem brauche er das nun nicht mehr. Dort funktioniere das Konzept schon seit 2006. Das liegt aber nicht an starken Kunden, die den Einkaufswagen über das Magnetfeld tragen. Hier wurde das Magnetfeld auf die Parkplatzausfahrt verlegt.
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Auch in England sei die Wegfahrsperre etabliert, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Hohe Strafen für Supermarktbesitzer, deren Wagen auf den Straßen gefunden werden, würden Erfolge bei der Suche nach Einkaufswagen bringen. Zudem gebe es eine App, mit der verlassene Einkaufswagen fotografiert und ausfindig gemacht werden können. Von solchen Methoden ist man hierzulande aber noch weit entfernt.