München. Siemens will seinen Energiesektor künftig aus den USA heraus steuern. Das berichten mehrere Medien. Danach soll die Shell-Managerin Lisa Davis in den Vorstand des Industriekonzerns berufen werden. Siemens-Chef Joe Kaeser, heißt es, wolle vom Fracking-Boom in den USA profitieren.

Siemens-Chef Joe Kaeser plant offenbar einen radikalen Umbau der Energiesparte des Konzerns. Nach Medienberichten will er dem Aufsichtsrat die Shell-Managerin Lisa Davis als neuen Energievorstand vorschlagen. Sie soll Michael Süß ablösen und die Geschäfte künftig von den USA aus führen. Mit Hilfe von Lisa Davis wolle Siemens vom Schiefergasboom in den Staaten profitieren, heißt es.

Nach Recherchen des „Manager Magazins“ habe es Süß abgelehnt, in die USA zu ziehen. Siemens-Chef Kaeser soll dem Energievorstand aber auch vorgeworfen haben, in der Vergangenheit zu sehr auf große Gaskraftwerke gesetzt zu haben. Sie zählten zwar zu den größten Gewinnbringern. Ihr Markt in Europa ist zuletzt aber geschrumpft. Nun will Siemens offenbar stärker Lösungen für eine dezentrale Energieversorgung anbieten, die im Rahmen der Energiewende von den Versorgern nachgefragt werden.

Am Fracking-Boom teilhaben

Kaeser will den Berichten zufolge aber auch am Fracking-Boom in den USA teilhaben. Mit Chemikalien werden dort Gas und Öl aus tiefen Gesteinsschichten gefördert. Die Methode ist in Deutschland umstritten. Die Tür zum wachsenden Fracking-Markt in Amerika soll nun Lisa Davis für Siemens aufstoßen. Sie arbeitet derzeit als Strategiechefin beim Ölkonzern Shell. Mit ihrer Berufung holt Kaeser zudem wieder eine Frau in den Vorstand von Europas größtem Industriekonzern.

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Der Energiesektor ist für Siemens das wichtigste Geschäft. Denn der Umsatz mit Gasturbinen, Kraftwerken, Windanlagen und Stromübertragung betrug im vergangenen Geschäftsjahr mit 84 000 Mitarbeitern knapp 27 Milliarden Euro und machte ein Drittel des gesamten Siemens-Umsatzes aus.

Umfassender Konzernumbau

In Mülheim bauen und entwickeln 5000 Beschäftigte Dampfturbinen und Generatoren. Dort sind auch die Entwicklung der Gasturbine und das Kraftwerks-Servicegeschäft angesiedelt. In Duisburg produzieren 2200 Beschäftigte Verdichter für die Öl- und Gasindustrie.

Der Siemens-Chef plant aber nicht nur, den Energiesektor neu aufzustellen. Am Mittwoch will er in Berlin seine Pläne für den Konzernumbau präsentieren. Kaeser will Siemens schlanker und schlagkräftiger machen, heißt es. Nach Medienberichten sollen die vier „Sektoren“, über die der Konzern seine derzeit 16 „Divisionen“ führt, abgeschafft werden. Die „Divisionen“ wiederum will Kaeser zu acht oder neun zusammenlegen.