Tokio. Japan hat angekündigt, das Urteil des Internationalen Gerichtshofs zum Walfang zu respektieren. Jetzt könnte es aber wieder Ärger mit Walfanggegnern geben, denn eine Flotte von vier Booten hat sich aufgemacht, um Wale zu jagen. Offiziell gab die Regierung an, die Jagd diene allein der Forschung.
Erstmals seit einem historischen Urteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) zum Walfang ist in Japan wieder eine Walfangflotte zur Jagd auf die Meeressäuger aufgebrochen. Vier Boote liefen am Samstag aus dem Fischerhafen Ayukawa im Nordosten des Landes aus, um in Küstennähe auf Walfang zu gehen. Die Praxis dient offiziell der Forschung, ist aber anders als das angebliche Forschungsprogramm in der Antarktis, in dessen Rahmen Japan seit Jahren nach Walen jagte, nicht von dem Urteil des obersten UN-Tribunals betroffen.
Regierung will Walfang stärker wissenschaftlich ausrichten
Der IGH hatte im März einer Klage Australiens Recht gegeben und geurteilt, bei dem Antarktis-Programm würden "eher finanzielle Überlegungen als rein wissenschaftliche Kriterien" eine Rolle spielen. Umweltschützer begrüßten das Urteil des höchsten UN-Gerichts, Japan kündigte an, die Entscheidung zu respektieren. Vergangene Woche erklärte die Regierung jedoch, ihr Antarktis-Programm stärker wissenschaftlich ausrichten zu wollen, um seine Fortführung zu erlauben. Nun droht eine neue Konfrontation mit Walfanggegnern.
Der Fischerort Ayukawa, aus dem am Samstag die Boote aufbrachen, war beim Tsunami im März 2011 stark zerstört worden. Einwohner sagten, der Walfang sei für sie eine wichtige Einkommensquelle. Die Regierung verteidigt Walfang als Teil der kulturellen Tradition Japans. Laut einer Umfrage von Dienstag unterstützen 60 Prozent der Japaner die Praxis, jedoch essen nur 14 Prozent Walfleisch. Anders als im 19. Jahrhundert spielen Walprodukte kaum eine wirtschaftliche Rolle mehr und Walfleisch gehört nicht zur gewöhnlichen Nahrung der Japaner. (afp)