San Francisco. Unter dem Druck neuer günstiger Smartphones haben viele Experten schwächere iPhone-Verkäufe erwartet. Doch die Rechnung von Apple, sein Telefon teuer zu lassen statt mehr Marktanteilen nachzujagen, scheint aufzugehen. Beim iPad sank der Absatz allerdings.

Apple zeigt der Konkurrenz wieder die Fersen und erfreut die Anleger mit einer höheren Gewinnbeteiligung. Dank überraschend starker iPhone-Verkäufe steigerte der US-Konzern nach Angaben von Mitttwoch den Umsatz zu Jahresanfang um fünf Prozent auf 45,6 Milliarden Dollar - ein Rekord für ein Quartal außerhalb des lukrativen Weihnachtsgeschäfts. Zugleich erhöhte das Unternehmen aus dem Silicon Valley den Gewinn um sieben Prozent auf 10,2 Milliarden Dollar, während Smartphone-Primus Samsung zuletzt erneut weniger verdiente.

Zwar lassen innovative Produktneuheiten weiter auf sich warten, doch ließen vor allem anziehende Geschäfte in China und Japan die Kassen klingeln. Konzernchef Tim Cook will die Anleger nun stärker an Apples prall gefüllten Geldspeichern beteiligen. Die Aktie legte daraufhin nachbörslich sieben Prozent zu.

Die Zahl der verkauften Smartphones übertraf mit 43,7 Millionen die Erwartung von Branchenexperten um mehr als fünf Millionen. Die Zuwächse in dem Geschäft kommen immer mehr aus den Entwicklungsländern - und dort sind vor allem günstige Smartphones gefragt. Der durchschnittliche Preis eines verkauften iPhones sank zwar leicht auf 597 Dollar, ist aber immer noch deutlich höher als der Branchendurchschnitt.

Apple erfolgreich mit Einstiegsmodell 4S in Entwicklungsländern

Cook betonte, Apple habe den Marktanteil im Smartphone-Geschäft in vielen Ländern gesteigert, und zwar nicht nur in reifen Märkten wie den USA oder Deutschland, sondern auch in Ländern wie Indien und Vietnam. Apple bietet als Einstiegsgerät sein älteres Modelle iPhone 4S an. Es habe sich in Entwicklungsländern gut verkauft, hieß es ohne konkrete Angaben zum Produkt-Mix.

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Neben dem abebbenden Smartphone-Boom in den Industrieländern macht ein verschärfter Preiskampf in den Schwellenländern wie China der Branche zu schaffen. Der südkoreanische Rivale Samsung musste deswegen zu Jahresanfang nach einer fast zwei Jahre langen Serie mit Rekordergebnissen das zweite Quartal in Folge einen Gewinnrückgang hinnehmen. Aber gerade das China-Geschäft ist ein Grund für Apples Erfolg im abgelaufenen Quartal. Dort hatte Apple eine neue Allianz mit dem größten Mobilfunk-Anbieter China Mobile geschlossen, die bereits Früchte trägt. Auch die neue Kooperation mit dem japanischen Mobilfunkriesen NTT Docomo zahlt sich bereits aus.

Nachfrage nach iPads sinkt 

Zugleich verkaufte das Unternehmen mit 4,1 Millionen Macs fünf Prozent mehr Computer. Dagegen sank die Zahl der verkauften iPads um 16 Prozent auf 16,4 Millionen. Die Zahl der Kunden, die ihre Kreditkarten-Daten bei Apples Download-Plattform iTunes hinterlegt haben, stieg auf 800 Millionen. Das gibt dem Konzern eine breite Basis, wenn er wie erwartet ein mobiles Bezahlsystem starten sollte. Cook sprach ohne weitere Details von neuen Produkten für iTunes-Nutzer.

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Noch im Quartal zuvor konnte Apple zum Schrecken der Anleger die hohen Erwartungen nicht erfüllen und musste viel Prügel einstecken. Doch trotz des nun überraschenden Ergebnisses bleibt die Frage, wann Cook einen neuen Verkaufsschlager aus dem Hut zaubern wird. Denn viele Branchenexperten verweisen darauf, dass das langfristige Schicksal der Firma mit dem Apfel-Logo davon abhängen wird, ob sie wieder mit echten Produktneuheiten aufwarten kann. Angekündigt hat Cook für dieses Jahr bereits etwas. Spekuliert wird etwa über eine Computer-Armbanduhr.

Um die Anleger, von denen zuletzt viele das Fehlen innovativer Neuheiten beklagten, zu erfreuen, kündigte Cook an, das Aktien-Rückkaufprogramm um 30 Milliarden auf 130 Milliarden Dollar aufzustocken, einen Aktiensplit vorzunehmen sowie seine Dividende kräftig zu erhöhen. Das sei zwar für viele Anleger zunächst das vorrangige Thema, sagte Daniel Ernst vom Analysehaus Hudson Square. "Doch die zentrale Frage für das Unternehmen und die Aktie ist, was für ein neues Produkt kommt, und wann es kommt."

Aktionäre sollen von Rekordumsatz profitieren

Mit der kräftigen Aufstockung des Rückkaufprogramms gibt Apple dem Druck des aggressiven Finanzinvestors Carl Icahn nach, der sich umgehend hocherfreut über dieses Vorgehen und den Geschäftsverlauf zeigte. Icahn fordert seit längerem, deutlich mehr Geld aus den gigantischen Barmittel-Reserven an die Aktionäre auszuschütten. Um sich noch mehr Gehör zu verschaffen, stockt er seit Monaten regelmäßig seinen Apple-Anteil auf.

Apple tut jedoch noch deutlich mehr für das Wohl der Aktionäre: Der Konzern stockt seine Dividende um rund acht Prozent auf. Zudem nimmt er einen Aktiensplit vor. Für eine alte Aktie sollen die Anleger sieben neue bekommen. Dadurch werden die Anteilsscheine deutlich billiger und vor allem für Kleinanleger interessanter. (rtr/dpa)