New York. Der deutsche Automobil-Zulieferer Continental könnte in den Skandal um General Motors rutschen. In den USA wird eine Conti-Tochter verklagt, weil von ihr produzierte Airbags für den amerikanischen Konzern nicht funktioniert haben sollen.

Im Rückruf-Skandal bei General Motors (GM) droht nun auch dem deutschen Autozulieferer Continental Ärger. In einer bei einem Bundesgericht im US-Bundesstaat Kalifornien eingereichten Klage wird eine Conti-Tochter beschuldigt. Von ihr produzierte Airbags für den amerikanischen Konzern sollen nicht funktioniert haben.

Hintergrund ist ein Zündschlossdefekt in GM-Fahrzeugen: Stößt der Fahrer etwa an den Zündschalter, geht unter Umständen der Motor aus. Auch Servolenkung, Bremskraftverstärker und Airbags fallen dann aus. Der Fehler wird mit 13 Todesfällen in Verbindung gebracht. 2,6 Millionen Autos der Opel-Mutter wurden zurückgerufen.

Nach Darstellung der Kläger stellte Conti Airbagsysteme für die betroffenen Wagen her. Demzufolge gehören dazu auch Sensoren, die bestimmen sollen, ob und wann ein Airbag bei einem Unfall aufgeblasen wird. Das System von Continental sei fehlerhaft, weil es sich ausschalte, wenn der Zündschlüssel in eine andere Position gebracht werde, heißt es in der Klageschrift.

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Anwalt Adam Levitt erklärte, Continental habe anscheinend bereits im Jahr 2005 von dem Fehler gewusst. Damals habe es ein Treffen mit GM gegeben, um nach einem Unfall zu ermitteln. Continental habe weder die Airbags überarbeitet noch die zuständige Behörde oder die Öffentlichkeit gewarnt, erklärte der Jurist.

Der Konzern war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Eine Sprecherin hatte Reuters zuletzt gesagt, es sei in der Branche weltweit üblich, dass Airbags bei ausgeschalteter Zündung nicht ausgelöst würden.

Zündschloss-Probleme auch bei Luxusmarke Cadillac

Continental ist nicht der erste Zulieferer, gegen den in dem Fall geklagt wird. Auch der Zündschalter-Hersteller Delphi Automotive ist betroffen. Wie aus Delphi-Unterlagen an die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA hervorgeht, gab es auch Probleme mit den Zündschlössern bei Fahrzeugen der Luxusmarke Cadillac. Demzufolge berichteten darüber GM-Ingenieure vor mehr als acht Jahren. Testfahrer hätten den Motor während der Fahrt aus Versehen mit den Knien abgestellt. Weder von GM noch von der Verkehrsaufsicht waren zunächst Stellungnahmen zu erhalten.

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GM hat wiederholt erklärt, die wegen der Zündschlossprobleme zurückgerufenen Autos könnten weiterhin sicher gefahren werden, sofern sich nur der Zündschlüssel am Schlüsselbund befindet. Dies sei durch mehr als 80 Tests belegt. Dabei sei allerdings nicht geprüft worden, ob eine Berührung des Zündschlüssels mit den Knien den Motor abwürgen könnte, räumte ein Konzernsprecher ein. Opferanwälte und Verbraucherschützer waren am Donnerstag vor einem texanischen Gericht mit ihrem Antrag gescheitert, den Betrieb der Fahrzeuge solange zu untersagen, bis Reparaturen vorgenommen wurden. Viele Kläger werfen GM vor, von dem Problem mehr als ein Jahrzehnt gewusst zu haben.