Essen. . 24 Prozent mehr Bauanträge genehmigten die Städte 2013 im Vergleich zum Vorjahr: Der Wohnungsbau in Nordrhein-Westfalen boomt. Trotzdem ist die Neubauquote noch zu niedrig, meinen Experten. Gerade im Segment der Mehrfamilienhäuser wird derzeit noch zu wenig gebaut.

Der Wohnungsbau in Nordrhein-Westfalen boomt: 2013 haben die Behörden 24 Prozent mehr Baugenehmigungen durchgewunken als im Vorjahr. Bezogen auf je 100 000 Einwohner wären es sogar 28,3 Prozent. Das sind knapp 50.000 Wohnungen. 2012 genehmigten die Städte nur rund 40.000. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Landesamt am Montag veröffentlicht hat.

Von einem Trend kann aber nicht die Rede sein: „Die Zahlen schwanken häufig deutlich von einem Jahr auf das andere“, sagt Claudia Key, Sprecherin des Landesamtes. Das bestätigt auch die Bausparkasse LBS. NRW sei im Vergleich zu anderen Bundesländern, in denen bereits in den vergangenen Jahren viele Neubauten errichtet wurden, immer noch auf einer „Aufholjagd“, wie Christian Schröder, Sprecher der LBS, erklärt.

Gerade große Erschließungsprojekte trieben die Zahl der Baugenehmigungen in den „Boomzonen“ nach oben. Als „markantes Beispiel“ nennt Christian Schröder Dortmund. Dort stieg die Zahl der Bauvorhaben für neue Wohngebäude von 379 um 110 Prozent auf 796.

© Miriam Fischer

Das liegt an Filetstücken wie Hohenbuschei im Stadtteil Brackel oder dem innerstädtisch gelegenen Phoenixsee. Auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf (+11,8 Prozent) lässt sich der Anstieg unter anderem mit Projekten wie dem Güterbahnhof Derendorf erklären. „Solche Projekte brauchen allerdings drei bis vier Jahre Vorlaufzeit“, so Christian Schröder.

Das Beispiel Phönixsee

Das Beispiel Phoenixsee: Zwar wird schon seit 2011 das Nordufer des Sees vermarktet, aber erst 2013 trat das Südufer in diese Phase ein. Von den rund 180 Grundstücken, die dort zum Verkauf stehen, haben schon knapp zwei Drittel den Besitzer gewechselt.

„Es gibt eine Menge Eigentümer, die dieses Jahr anfangen wollen zu bauen“, sagt Ludger Schürholz, Geschäftsführer der Phoenixsee Entwicklungsgesellschaft. Bauantrag und Baubeginn liegen dementsprechend immer eine gewisse Zeit auseinander.

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Das macht sich in anderen Städten der Region wie Essen (-11 Prozent), Duisburg (-33,9 Prozent), Mülheim an der Ruhr (-13,9 Prozent) und Oberhausen (-17,3) bemerkbar. Dort ist die Zahl der genehmigten Bauanträge durchweg zurückgegangen.

„2012 war bereits ein erstaunlich gutes Jahr“, so der stellvertretende Vorsitzende des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) für die Region West, Axel Quester. Die Zinsen auf dem Kapitalmarkt seien bereits 2012 niedrig gewesen, so dass bereits viel in Wohnraum investiert wurde. „Diese Häuser müssen jetzt gebaut und verkauft werden“, sagt Quester.

Mehrfamilienhäuser sind problematisch

Problematisch sind allerdings nach wie vor die Mehrfamilienhäuser. Überdurchschnittlich war zwar die Zunahme um 33,9 Prozent auf 25.000 neue Wohnungen, aber laut Experten täuscht dieser Anstieg. „Die Neubauquote ist in NRW noch zu gering“, wie Christian Schröder von der LBS betont: „Wir werden eine massive Nachfrage nach barrierearmen Wohnungen haben“, sagt er.

Rund 700.000 Wohnungen fehlen in NRW laut der LBS derzeit in diesem Segment. Die Nachfrage erklärt die Bausparkasse damit, dass die Gesellschaft immer älter wird, aber auch dadurch, dass die Zahl der Singlehaushalte weiter zunimmt.

Axel Quester vom IVD führt als einen Grund hierfür die niedrigen Quadratmetermieten zum Beispiel im Ruhrgebiet an. Trotz steigender Mieten seien sie immer noch so niedrig, dass sie kaum Anreize für Investoren schaffen.