Essen. Toyota holt erneut Millionen Autos in die Werkstätten zurück. Bei einem früheren Rückruf mussten sich die Japaner noch Vertuschung vorwerfen lassen. Jetzt gehen sie von Anfang an in die Offensive, um einen neuerlichen Image-Schaden zu vermeiden.

Der weltgrößte Autobauer Toyota hat offenbar aus Fehlern der Vergangenheit gelernt und ruft 6,39 Millionen Autos in die Werkstätten. 2009/2010 hatten sich die Japaner noch den Vorwurf gefallen lassen müssen, Rückrufe wegen klemmender Gaspedale und rutschender Fußmatten verzögert zu haben.

Aktuell hat Toyota Probleme mit wackelnden Sitzschienen und einem Befestigungspunkt an Lenksäulen. Betroffen sind in Deutschland rund 92 000 Fahrzeuge der Modelle Yaris und Urban Cruiser, die zwischen Januar 2005 und August 2010 gebaut wurden. Beim Geländewagen RAV4 und beim Pick-up Hilux – Baujahre 2004 bis 2010 – können die Kabelbäume brechen. Halter der betroffenen Fahrzeuge will Toyota anschreiben. Unfälle im Zusammenhang mit diesen Schwachstellen habe es nicht gegeben.

Probleme bei vielen Herstellern

„Die Reizschwelle ist sehr niedrig geworden. Wir haben unsere Messung von Qualität verbessert“, begründete ein Konzernsprecher die frühzeitige Rückrufaktion, obwohl nur an 0,02 Prozent der potenziell betroffenen Autos Schäden aufgefallen seien.

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Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte der Universität Duisburg-Essen, bescheinigt der Branche ein gewachsenes Bewusstsein für die Sicherheit: „Vertuschen, so etwa wie die klemmenden Gaspedale von Toyota oder die defekten Zündschlössern bei GM, funktioniert nicht mehr.“ Rückrufaktionen werde es aber auch in Zukunft geben. „Immer mehr gleiche Teile in immer mehr Modellreihen erhöhen das Risiko für große Rückrufe“, so Dudenhöffer.

Identische Bauteile

Um die Fertigung einfacher zu machen und durch Großbestellungen bessere Preise beim Einkauf auszuhandeln, setzen die meisten Autobauer inzwischen auf identische Bauteile in verschiedenen Modellen. Tritt bei einem Bauteil ein Fehler auf, kann so gleich ein Großteil der Palette betroffen sein. Bei Volkswagen etwa, heißt es, wurde ein zurückgerufenes Getriebe in den fünf absatzstärksten Konzernmarken verwendet.

Aber auch bei anderen Herstellern häufen sich Rückrufe. Ford hatte jüngst 434 700 Halter vor allem in Nordamerika wegen verschiedener technischer Probleme angeschrieben. BMW rief Anfang April 232 000 Autos wegen möglicherweise defekter Verschraubungen im Motorraum zurück. Volkswagen rief im Herbst weltweit 2,6 Millionen Autos mehrerer Marken zurück.