Leipzig. Hat Amazon die Unterschriftenaktion gegen Verdi gesteuert? Die Gewerkschaft wirft dem Logistikriesen vor, Amazon-Manager hätten die Beschäftigten beaufsichtigt, während diese ihre Unterschriften leisteten. Doch die Initiatoren widersprechen: “Das war unsere Aktion.“

Im Streit mit Amazon erhebt die Gewerkschaft Verdi schwere Vorwürfe gegen den Logistikkonzern: Beschäftigte in Leipzig sollen beim Unterzeichnen eines Briefes, in dem sich Arbeitnehmer von der Gewerkschaft distanzieren, vom Management des Unternehmens beaufsichtigt worden sein.

Dieser Umstand sei der Gewerkschaft "bekannt geworden", schreibt Verdi auf Facebook, ohne Quellen zu nennen. Zudem stammten zahlreiche Unterschriften von Menschen, die heute gar nicht mehr für Amazon arbeiteten. Das Unternehmen bestreitet die Vorwürfe: "Wir haben niemanden genötigt, zu unterschreiben", sagte ein Amazon-Sprecher. Das Unternehmen habe den Initiatoren erlaubt, die Listen beispielsweise in der Betriebskantine auszulegen, eine Beaufsichtigung habe es aber nicht gegeben.

Tausend Unterschriften gegen Verdi

Der von über tausend Amazon-Beschäftigten unterschriebene Brief hatte am Montag für Aufsehen gesorgt. Darin werfen die Beschäftigten Verdi eine «negative Darstellung» des Unternehmens in der Öffentlichkeit vor. Das berichtete die «Neue Osnabrücker Zeitung».

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Schon am Montag hatte der hessische Landesverband von Verdi die Unterschriften-Aktion als «Spaltung der Belegschaft» kritisiert. Mit Blick auf die Amazon-Zentrale hieß es: «Es ist die Frage, wer hinter dieser Aktion steht.» Es sei auch «keine Kunst», in einer Zeit, in der Tausende von Aushilfen bei Amazon arbeiten, 1000 Unterschriften zu sammeln.

Initiatoren wollen von Beeinflussung nichts wissen

Die Initiatoren der Unterschriftenaktion wiesen den Vorwurf zurück, vom Amazon-Management beeinflusst worden zu sein. " Ganz sicher nicht. Das war eine alleinige Aktion von uns», hieß es. Sie betonten zudem, dass sich in die Unterschriftenlisten auch viele langjährige, festangestellte Mitarbeiter eingetragen hätten - und nicht etwa Saisonkräfte, die auf eine Festanstellung hofften.

Ein Amazon-Sprecher kommentierte die Aktion am Montag positiv: «Wir begrüßen diese Aktion, denn sie zeigt, wie die Mehrheit unserer Mitarbeiter denkt. Dass sie faire und gute Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren haben.» (dor, mit Material von dpa)