Essen. Facebook kauft WhatsApp - beide Unternehmen versprechen aber, dass alles beim Alten bleibt. Wer dem beliebten Messenger trotzdem den Rücken kehren will, hat zahlreiche Alternativen. Abhörsicher ist man zum Beispiel mit Apps mit sogenannter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Seit die Nachricht über den Verkauf von WhatsApp an Facebook in der Welt ist, sind Datenschützer in Deutschland aufgeschreckt. Einige empfehlen, beide Programme zu boykottieren und auf deutsche oder europäische Angebote auszuweichen. Doch das ist leichter gesagt als getan.

„Ich warne davor, die beiden Dienste zu nutzen“, sagt Thilo Wichert, der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein. Er gehe davon aus, dass Facebook die Da­ten der WhatsApp-Nutzer für kommerzielle Zwecke ausbeute.

Mit Daten Geld verdienen

Auch Peter Schaar, einst Deutschlands oberster Datenschützer und nun Vorsitzender der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz (EAID), will das nicht ausschließen. Die rund 450 Millionen Kundendaten von WhatsApp seien „eine Menge Holz“, sagte Schaar in WDR 2. Und Facebook sei spezialisiert darauf, solche Daten zu personalisieren und Geld damit zu verdienen.

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In erster Linie durch speziell zugeschnittene Werbung. Denn ob der eigene Geburtstag, die selbst geschossene Fotoserie aus Thailand, die Buchempfehlung an den Freund oder der „Gefällt mir“- Klick auf das neue Album von Künstler XY, das soziale Netz speichert alles und vergisst nichts. Ein Datenschatz, der richtig ausgewertet und miteinander verknüpft Werbung ohne Streuverluste ermöglicht. Im vorliegenden Fall etwa für Asien-Flüge, Bücher mit ähnlichem Inhalt oder ein Festtagsessen. „Über Facebook lassen sich wahnsinnig gezielt einzelne Kundengruppen ansprechen“, schwärmte jüngst Ben Moehlenhoff, von der Hamburger Online-Werbeagentur eprofessional.

Flüge zu unterschiedlichen Preisen

Facebook kann aber auch dabei helfen, ein und dasselbe Produkt zu unterschiedlichen Preisen zu verkaufen. So arbeiten Reiseveranstalter seit einiger Zeit mit Hochdruck daran herauszufinden, ob ein gewünschter Flug aus privaten oder beruflichen Gründen gebucht wird. Letztere sind – zur gleichen Zeit, auf der gleichen Strecke – deutlich teurer, weil sie oft termingebunden und dringend sind.

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Nun also kann Facebook auf ei­ne halbe Milliarde WhatsApp-Daten zugreifen – Tendenz steigend. Inwieweit sie sich verwerten lassen, ist für Außenstehende schwer zu beurteilen, denn außer Telefonnummern ist angeblich nichts dau­erhaft gespeichert. Wie weit einzelne Nachrichten überhaupt ausgewertet und zugeordnet werden können, ist unklar.

Zugriffsrechte lassen sich sperren

Und einen Teil der Zugriffsrechte von WhatsApp kann man sperren. Bei iPhones mit bordeigenen Mitteln, bei Android-Handys mit der App „SRT AppGuard“. Im In­ternet gibt es viele Anleitungen dazu – einfach bei Google „WhatsApp Zugriffe sperren“ eingeben.

Natürlich gibt es auch Alternativen zu WhatsApp. „Threema“ zum Beispiel, das die Nachrichten sogar verschlüsselt versendet. Das hilft aber wenig, so lange die Konkurrenz in Sachen Verbreitung so weit hinterherhinkt wie derzeit. Obwohl sich die Nutzerzahlen nach eigenen Angaben am Freitag verdoppelt haben, sind derzeit gerade einmal 400.000 Kunden bei Threema registriert. WhatsApp selbst ist in den letzten Monaten um eine Million Nutzer gewachsen. Jeden einzelnen Tag.