Essen. . Facebook wird am 4. Februar zehn Jahre alt. 1,2 Milliarden Menschen tauschen sich heute über das erfolgreiche Netzwerk aus, teilen miteinander, was ihnen gefällt. Von Jahr zu Jahr werden es mehr. Noch! Wissenschaftler sagen das Ende von Facebook voraus. Ob sie damit richtigliegen?

Es gibt da diese eine Szene im Hollywood-Streifen „The Social Network“, in der der Hauptdarsteller seinem Kumpel in einer eisigen Winternacht am Rande einer Party erzählt, wie für ihn die perfekte Internetseite aussieht: „Die breite Masse ist in Scharen zu Facemash geströmt. Aber nicht wegen der scharfen Bräute. Scharfe Bräute kann man sich überall im Internet ansehen. Es war deshalb, weil sie Bilder von Mädchen sahen, die sie kannten. Die Leute gucken im Internet gern, was ihre Freunde machen. Warum nicht eine Webseite bauen, die das anbietet? Vielleicht sieht man jemanden von der letzten Party.“

„Facemash“ ist der Urvater von „Facebook“. Und „The Social Network“, von Starregisseur David Fincher („Sieben“) 2010 gekonnt in Szene gesetzt, erzählt die Entstehungsgeschichte von Facebook. Der Protagonist, gespielt von Jesse Eisenberg, soll niemand geringerer als Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sein.

Ob sich die Unterhaltung wirklich so zugetragen hat? Eher unwahrscheinlich. Vielmehr ist es den Gesetzmäßigkeiten der Traumfabrik geschuldet, dass die Szenerie ein schäbiger Hinterhof sein musste, der von einer Straßenlaterne in schummriges Licht getaucht wurde.

Das erfolgreichste soziale Internet-Netzwerk der Welt

Wahr allerdings ist: Mark Zuckerberg ist der Gründer von Facebook. Und Facebook, wörtlich übersetzt so viel wie „Gesichtsbuch“, ist das erfolgreichste soziale Internet-Netzwerk der Welt. Es machte Zuckerberg, Sohn eines Zahnarztes und einer Psychotherapeutin, im Jahr 2009 zum jüngsten Selfmade-Milliardär aller Zeiten.

Ein Jahr später, als Facebook sechsten Geburtstag feierte, hatte das Netzwerk bereits über 500 Millionen Mitglieder. Rund vier Jahre später sind es mehr als doppelt so viele. Und es werden mehr – allen Unkenrufen zum Trotz.

Facebook werde irgendwann seine Bedeutung verlieren, hieß es denn auch jüngst wieder einmal in einer Studie, die an der renommierten Princeton-Universität verfasst wurde. „Wie eine ansteckende Krankheit“ habe sich Facebook in den letzten Jahren verbreitet, schreiben die Forscher darin, „aber wir werden langsam dagegen immun“.

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80 Prozent der Facebook-Nutzer würden das Netzwerk innerhalb der nächsten drei Jahre verlassen. Facebook werde irgendwann aussterben, „genauso wie die Beulenpest“. Ihre These unterstrichen die Forscher mit Daten und Fakten aus der Epidemieforschung.

Und mit einem Vergleich: Auch MySpace, Anfang der 2000er-Jahre die soziale Internet-Gemeinschaft schlechthin, habe irgendwann an Bedeutung eingebüßt – und spiele heute im Konkurrenzkampf der Internet-Netzwerke keine Rolle mehr.

Die Studie hat nur einen klitzekleinen Haken. Um eine Epidemie einzudämmen, bedarf es in der Regel eines Impfstoffes. Und im Falle von Facebook kann nur ein anderes Netzwerk dem Platzhirschen Nutzer abspenstig machen, wenn von ihm eine ähnliche Anziehungskraft ausgeht. Und ein solcher Konkurrent ist bislang nicht in Sicht. Bei MySpace war das anders. Facebook war der Impfstoff, der die Nutzer vom alten Netzwerk ins neue herüberwechseln ließ.

20 Minuten sind die Nutzer täglich auf Facebook

Facebook ist zehn Jahre nach seiner Gründung nicht mehr aus der Lebenswirklichkeit seiner Mitglieder wegzudenken. Auch wenn Jugendliche in den USA und anderswo dem Netzwerk laut einer Studie den Rücken zukehren, gerade in der dritten Welt und bei der Generation 50 plus legt Facebook weiterhin zu.

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Aktuellen Zahlen zufolge schaut allein in Deutschland jedes zweite Mitglied mindestens einmal täglich auf seinem Profil vorbei, checkt, welche Bilder seine Freunde ins Netz gestellt haben, wo sie den Tag verbracht oder welche Artikel sie im Netz gelesen und geteilt haben.

Dafür, das sagt die Statistik ebenfalls, opfern sie täglich etwa 20 Minuten. In derselben Zeit werden übrigens auf Facebook weltweit eine Million Links geteilt und immerhin 10,2 Millionen Kommentare formuliert. Und die meisten Nutzer (fast 950 Millionen) machen das alles mittlerweile von unterwegs.

Auf jeden Fall per Smartphone oder Tablet-Computer, was Facebook zwang, nicht nur ein eigenes Programm für mobile Geräte herauszubringen, sondern auch sein Werbekonzept zu überdenken. Denn ursprünglich war Facebook so gebaut, dass man nur vom heimischen PC darauf zugreifen konnte. Wer konnte 2004 schon wissen, dass das Internet irgendwann in die Hosentasche passen würde?

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg machte sich Feinde 

Am Anfang hatte Gründer Mark Zuckerberg gar nicht im Sinn, seine Seite mit Werbung vollzustopfen. Denn Werbung, vor allem, wenn sie prominent platziert wird, stößt Nutzer eher ab, als dass sie auf ihre Betrachter anziehend wirkt.

Facebook überzeugte von Anfang mit einem aufgeräumten Design, mit einer Reduktion auf das Wesentliche. Auch das typische Facebook-Blau, es gehörte ebenfalls von Beginn an dazu. Die Werbung kam erst später. Wer wachsen will, braucht eben Partner, die Geld in die Firma schießen. Und die wollen natürlich Gewinne sehen.

Aber Zuckerberg machte sich auch Feinde. „You don’t get to 500 Million Friends without making a few enemies.“ – „Du kannst nicht 500 Millionen Freunde finden, ohne Dir ein paar Feinde zu machen.“ Das war das Motto, mit dem David Fincher vor vier Jahren für seinen Film warb.

Ein Motto, das auch für Zuckerbergs Leben gelten kann. Nicht nur, weil er die Idee zu seinem Netzwerk von Kommilitonen „entlieh“, die ihn später dafür verklagten und denen er Millionen Dollar gezahlt haben soll. Auch mit ehemaligen Weggefährten überwarf er sich. Wie auch im Film beschrieben, zerstritt er sich mit seinem ehemaligen Finanzchef, einem Kommilitonen aus seiner Zeit an der renommierten Harvard-Universität.

„Gefällt mir“ wird berühmt

Was danach folgte, ist eine außerordentliche Erfolgsgeschichte. Zuckerberg und seine Mitstreiter dachten das Netzwerk konsequent weiter, statteten es mit immer neuen Funktionen aus. So können sich Facebook-Nutzer seit April 2008 in einem eigenen Chat unterhalten oder seit Februar 2009 Dinge, die ihnen gut gefallen, mit dem sogenannten Like-Button, dem Gefällt-mir-Knopf, versehen.

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„Gefällt mir“ ist seitdem zu einem geflügelten Wort geworden. Im September 2011 startete Facebook dann die Timeline, auf der alle Ereignisse im virtuellen „Leben“ des Nutzers verzeichnet sind – von der Geburt bis ins Hier und Jetzt. Und der User entscheidet, was er mit seinen Online-Freunden teilen möchte. Auch wenn viele mit dieser Funktion des Netzwerks noch immer heillos überfordert sind und mehr preisgeben, als ihnen eigentlich lieb sein dürfte.

Dabei befriedigt Facebook, die virtuelle Innenschau, zwei Grundbedürfnisse des Menschen perfekt: sich anderen zu präsentieren. Und anderen dabei zuzuschauen, wie sie sich inszenieren oder blamieren.

Umsatz von 2,6 Milliarden US-Dollar

Das Unternehmen Facebook zählt mittlerweile fast 6000 Mitarbeiter, machte allein im Schlussquartal 2013 einen Umsatz von rund 2,6 Milliarden US-Dollar (ein Plus von 63 Prozent gegenüber den drei Monaten zuvor) und erlöste bei seinem Börsengang am 18. Mai 2012 insgesamt 16 Milliarden Dollar – der bislang weltweit erfolgreichste Börsengang eines Internet-Startups.

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Auch wenn der Aktienkurs danach erst einmal auf Talfahrt ging. Aber Mark Zuckerberg ist noch immer Chef dieses Unternehmens, seines Unternehmens. Übernahmeangebote schlug der Firmengründer, der im Mai 30 Jahre alt wird, seit dem Start vor zehn Jahren aus.

Statt zu verkaufen, ging Zuckerberg später selber auf Einkaufstour und erwarb auch Firmen, die Facebook gefährlich werden konnten. So schnappte er sich etwa im April 2012 den beliebten Internet-Fotodienst Instagram für eine Milliarde US-Dollar. Facebook, so schallt es aus der Internet-Gerüchteküche, könne künftig sogar Video- und TV-Angebote auf seiner Plattform integrieren.

Zudem könnten Firmen dazu ermuntert werden, ihre Produkte direkt auf Facebook verkaufen, anstatt sie dort nur zu bewerben. Damit erwüchse das Netzwerk zu einer ernsthaften Konkurrenz für das Online-Auktionshaus Ebay und Amazon, den Platzhirschen unter den Onlinehändlern. 1,2 Milliarden Nutzer sind eine kritische Masse, die man nicht unterschätzen sollte. Doch das ist (noch) Zukunftsmusik.

Die schönen und nicht so schönen Facebook-Geschichten 

Facebook ist aber nicht nur ein Geschäftsmodell, das Netzwerk weiß auch schöne, nicht so schöne und zuweilen kuriose Geschichten zu schreiben. Zu den weniger heiteren zählen etwa jene Facebook-Parties, zu denen unbedarfte Nutzer statt ihrer Freunde die gesamte Online-Gemeinschaft einladen – und die dann für mächtig Schlagzeilen sorgen.

Wie in Magdeburg: Ein 21-Jähriger machte den Ort einer Party öffentlich, zu der eine junge Frau eingeladen hatte. Als bereits mehrere Tausend zugesagt hatten, auf ein oder zwei Bierchen vorbeizuschauen, schritt die Polizei ein – und verbot die Zusammenkunft kurzerhand.

Das half aber nicht. Immerhin 500 „Gäste“ reisten an und mussten durch ein Aufgebot von 800 Beamten davon abgehalten werden, den Ort des Geschehens zu erreichen. Kostenpunkt für die nicht ganz unerhebliche Aktion der Ordnungshüter: rund 215.000 Euro. Der junge Magdeburger hatte allerdings Glück im Unglück: Ihm wurden nur etwas mehr als 9500 Euro in Rechnung gestellt.

Schöner ist da schon die Geschichte vom Baumarkt-Besucher, der sich in eine Verkäuferin verknallte. Weil er sich aber nicht traute sie anzusprechen, klagte der Trierer sein Leid auf der Facebook-Seite des Marktes. Und erhielt prompt Unterstützung: 400 andere Mitglieder des sozialen Netzwerks gaben ihm Tipps, wie er seine Angebetete am besten ansprechen könne.

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Geholfen hat’s allerdings nicht, denn die Hornbach-Angestellte war bereits vergeben. Wenn er schon nicht auf ihr Namensschild geachtet habe, so hätte ihm doch wenigstens der Ring an ihrem Finger auffallen müssen, erklärte die Gesuchte per Facebook, als sie auf ihren Verehrer aufmerksam wurde.

Oliver, der Baumarkt-Kunde, wurde dennoch für seinen Mut belohnt. Ein Online-Reiseportal schenkte ihm einen Wochenendtrip für zwei in ein romantisches Hotel – aber nur unter einer Bedingung: wenn er sich endlich traue, eine Frau direkt anzusprechen.

Wollte Mark Zuckerberg nur Frauen kennenlernen?

Mark Zuckerberg wurde in einem Interview einmal gefragt, ob es stimme, dass er Facebook nur gegründet habe, um Frauen kennenzulernen, oder, um es mit Regisseur David Fincher zu sagen, an „scharfe Bräute“ heranzukommen. Ganz Gentleman, verneinte der Facebook-Gründer natürlich. Er habe Facebook gegründet, um die Welt zu einem offeneren Ort zu machen, sagte Zuckerberg damals.

Es gibt da diese eine Szene im Hollywood-Streifen „The Social Network“, in der der Hauptdarsteller seinem Kumpel in einer eisigen Winternacht am Rande einer Party erzählt, wie für ihn die perfekte Internetseite aussieht. Immerhin 1,2 Milliarden Menschen müssen das ganz ähnlich sehen...