Essen. . Lange bevor der inoffizielle Winterschlussverkauf am Montag startet, bietet der Handel seine Winterklamotten bereits zu Schleuderpreisen an. Die Branche reagiert mit den großen Preisnachlässen auf das Wetter, das aus Sicht der Wirtschaft nicht winterlich genug ist. Die Kunden freut’s.

Der milde Winter freut Mieter und Hausbesitzer, die Heizkosten sparen und Autofahrer, die nicht ins Rutschen geraten. Der Textilhandel aber stöhnt, weil er auf seiner Wintermode sitzen bleibt. Warme Sachen sind deshalb zum Teil zu Schleuderpreisen zu haben – lange bevor der inoffizielle Winterschlussverkauf am kommenden Montag startet.

Der Kaufhof wirbt mit Preisreduzierungen von bis zu 70 Prozent. C&A verkauft alle ohnehin schon reduzierten Artikel zum halben Preis. Zum wiederholten Mal ist der Januar für den Handel viel zu mild. 2013 drehte der Winter erst im Februar und März so richtig auf. Dabei brauchen die Läden den Platz in den Regalen, um die bereits eintreffende Frühlings-Ware zu präsentieren.

„Wir wünschen uns natürlich einen früheren Winter“, sagt Jürgen Dax, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Textilindustrie (BTE). „Die Kunden sind hin- und hergerissen, ob sie leichte oder warme Teile kaufen sollen“, so Dax. Die Entscheidung wird ihnen mit gewaltigen Preisnachlässen erleichtert.

Wareneinkauf auf Kredit

Was die Verbraucher freut, ist für viele Händler eine wirtschaftliche Notwendigkeit. „Die meisten Händler kaufen ihre Ware auf Kredit ein“, sagt Verbandschef Dax. Und das schon im Dezember. „Wenn sie wegen des Wetters wenig verkaufen, tun die Zinsen weh.“ Die Folge: Mit dem Ende der Weihnachtstage regiert der Rotstift. Denn nach Einschätzung des Textilverbands haben in der Regel nur große Ketten die Möglichkeit, nicht verkaufte Ware an Hersteller zurückzugeben, die sie dann in Factory Outlets anbieten.

Doch die Textilbranche steht nicht nur wegen des milden Winters unter Druck. Konnte sie bis 2012 ihren Umsatz noch jährlich steigern, trat im ersten Halbjahr 2013 eine Stagnation ein. „Das zweite Halbjahr war noch etwas schlechter“, sagt Dax. Er rechnet für das Gesamtjahr mit einem Umsatzrückgang von einem Prozent auf 58 bis 59 Milliarden Euro. Während Textilhändler in 1a-Lagen der Innenstädte und Einkaufszentren gute Geschäfte machten, blieben die Kunden in kleinen Städten und Nebenzentren nach Beobachtungen des Textilverbands weg. Der boomende Online-Handel mache den kleineren Läden das Leben zusätzlich schwer.

Neun Monate Schnäppchenjagd

Und so wird der „Sale“ in Deutschland inzwischen fast schon Dauereinrichtung. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat ermittelt, dass die Schnäppchenjagd im vergangenen Jahr gut neun Monate gedauert habe. „Die Zeiträume der Sales werden immer länger“, sagt GfK-Forscher Bernd Lochschmidt.

Die Textilhändler stellen aber auch zunehmend ihr Sortiment um, um nicht zu sehr von den Kapriolen des Wetters abhängig zu sein. „Wir stellen uns flexibler auf, indem wir viele Basics wie Jeans oder Denim anbieten, die man das ganze Jahr über trägt“, sagte ein C&A-Sprecher dieser Zeitung. Da fällt es für das Gesamtgeschäft nicht so sehr ins Gewicht, dass Handschuhe, Mützen und Schals in diesem Winter bislang wie Blei in den Regalen liegengeblieben sind.