Paris. Der französische Autobauer PSA Peugeot Citroën war einst der große Stolz der Nation. Jetzt braucht der Konzern dringend Geld. Um zu überleben, will sich die europäische Nummer zwei mit einem chinesischen Hersteller verbünden. Und deshalb will auch auch der französische Staat mit einsteigen.

Der zweitgrößte europäische Autobauer PSA Peugeot Citroën steht vor einer der größten Veränderungen seiner Geschichte. Nach jetzt erstmals bestätigten Plänen will sich der angeschlagene Konzern im Zuge einer Kapitalerhöhung an den chinesischen Hersteller Dongfeng binden. Zudem plant der französische Staat eine Beteiligung an der von PSA dringend benötigten Finanzspritze. Die Regierung in Paris will um jeden Preis verhindern, dass die Chinesen die Kontrolle über das französische Traditionsunternehmen übernehmen. "Sich an PSA zu beteiligen, ist ein Akt von industriellem Patriotismus", erklärte Industrieminister Arnaud Montebourg am Dienstag.

Den Ankündigungen vorausgegangen waren monatelange Diskussionen hinter verschlossenen Türen. Das jetzt als "bevorzugtes Szenario" ausgewählte Projekt hätte zur Folge, dass die Peugeot-Familie wohl für immer die Kontrolle über den Konzern verliert. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen sollen Dongfeng und der französische Staat nach der Kapitalerhöhung um drei Milliarden Euro rund 14 Prozent an PSA halten. Der Anteil der Peugeot-Familie würde sich von aktuell 25 auf ebenfalls 14 Prozent verringern.

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"Donnerschlag" in der französischen Industrie

"Das ist ein Donnerschlag, wie man ihn selten in der französischen Industrie erlebt hat", kommentierte die Tageszeitung "Le Figaro". Leider entspreche er so gar nicht dem Traum von einer "idealen Welt", in der französische Unternehmen den Planeten erobern. Lange her ist die Zeit, als Citroën Kultautos wie die "Ente" (2CV) oder die legendäre Limousine "DS" ("Göttin") produzierte. Auch Peugeot, die Marke mit dem Löwen im Logo, machte zuletzt vor allem mit Absatzproblemen Schlagzeilen.

Der Einstieg der Chinesen gilt deswegen durchaus als Chance. Das boomende "Reich der Mitte" ist nach Frankreich mittlerweile der zweitwichtigste Absatzmarkt des in Europa immer weiter zurückfallenden Herstellers. Nur weil in China im vergangenen Jahr ein Plus von 26 Prozent verzeichnet werden konnte, fiel der weltweite Rückgang der Verkaufszahlen mit 4,9 Prozent noch vergleichsweise glimpflich aus. Mit einem Absatz von 2,82 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2013 liegt PSA meilenweit hinter Konkurrenten wie Volkswagen. Die Wolfsburger lieferten im vergangenen Jahr 5,93 Millionen Wagen ihrer Kernmarke aus (plus 3,4 Prozent).

Kommt jetzt eine Billig-Marke?

In Branchenkreisen wird nun gemutmaßt, dass PSA mit Hilfe der Chinesen bald eine Billig-Marke lancieren könnte. Als weiteres mögliches Gemeinschaftsprojekt ist der Export von in China produzierten Fahrzeugen in andere asiatische Länder im Gespräch. PSA arbeitet seit Längerem mit Dongfeng zusammen. Gemeinsam betreiben die Unternehmen bereits heute mehrere Werke in China.

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Als einer der wenigen einflussreichen Kritiker des Projekts wird PSA-Aufsichtsratschef Thierry Peugeot genannt. Er würde nach Informationen französischer Medien am liebsten versuchen, das für die Weiterentwicklung des Unternehmens benötigte Geld am freien Markt einzusammeln. Bei dieser Variante könnte die PSA-Familie ihre Vormachtstellung im Konzern womöglich halten und auch seine Stellung wäre gesichert. Dass sich Thierry Peugeot noch durchsetzt, gilt allerdings als höchst unwahrscheinlich. Selbst sein Cousin Robert Peugeot soll den Einstieg von Staat und Dongfeng befürworten. Er ist als Chef der Familienholding an den Planungen beteiligt.

Suche nach neuer Führung wird kompliziert

Eine Einigung mit Dongfeng über den Kaufpreis vorausgesetzt, soll es bis zur Jahresbilanz-Vorstellung am 19. Februar eine endgültige Entscheidung geben. Als eine der größten Herausforderungen wird unterdessen die zukünftige Führung des Unternehmens mit vermutlich drei sehr unterschiedlichen Großaktionären gewertet. Ein "Löwe mit drei Köpfen - das klingt komplex", kommentierte der "Figaro". In einem normalen Auto gebe es nur Platz für einen Fahrer. (dpa)