Frankfurt/Main. Die Vergütungsregeln deutscher Banken sind “schlecht“ bis “desolat“. Das geht laut Medienberichten aus einer Prüfung der Finanzaufsicht Bafin hervor. Offenbar gibt es kaum eine Großbank, bei der nicht Kritikpunkte an Gehaltsstrukturen und Vergütungen ausgemacht wurden.
Die Finanzaufsicht Bafin sieht die Vergütungsregeln deutscher Großbanken einem Medienbericht zufolge sehr kritisch. Das Ergebnis einer Bafin-Prüfung sei "schlecht" bis "desolat" ausgefallen, berichtet die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf Finanzkreise. Kaum eine Bank habe den Test ohne Beanstandungen gemeistert. Bei vielen Geldinstituten sei der Anteil der Boni am Einkommen der Top-Manager anscheinend zu hoch. Per Gesetz ist vorgeschrieben, dass Boni nur die Höhe des Festgehaltes erreichen und lediglich in Ausnahmefällen höher liegen dürfen. Diese Ausnahmen müssten allerdings von der Hauptversammlung beschlossen werden.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) will das Ergebnis ihrer Untersuchung am Montag in Bonn der Öffentlichkeit vorstellen. Am Samstag war bei der Bafin zunächst niemand für eine Bestätigung zu erreichen.
Deutsche Bank in der Kritik
Als Beispiel für ein von der Bafin gerügtes Institut führte die "Wirtschaftswoche" die Deutsche Bank an. Deutschlands größtes Finanzinstitut sei aufgefordert worden, die gesetzlichen Regelungen einzuhalten, hieß es. Die Bafin habe kritisiert, dass die Boni der Spitzenmanager zu hoch seien und vor allem die Investmentbanker weiterhin zu risikoreichen Geschäften animierten. Bafin-Managerin Frauke Menke wurde mit den Worten wiedergegeben, der Aufsichtsrat solle dringend seiner Pflicht nachkommen, das Vergütungssystem der Gesetzeslage anzupassen. Ein Sprecher der Bank sagte am Samstag: "Wir kommentieren das nicht."
Dem Bericht zufolge ist der Bafin auch die Bestimmung der sogenannten Risk Taker zu lax. Für diese Top-Banker mit Verantwortung für einen wichtigen Geschäftsbereich gebe es zusätzliche Auflagen bei der Vergütung. Bei der Deutschen Bank sei die Zahl der Risk Taker 2012 um rund 150 auf 1215 gesunken. Nach einer Auswertung der europäischen Aufsicht EBA seien Hunderte Banker, die mehr als eine Million Euro im Jahr verdienten, nicht als Risk Taker eingestuft. (dpa)