Berlin. . Seit 2006 sind die Ausgaben für Energie um fast ein Viertel gestiegen. Das hat das Sozio-ökonomische Panel errechnet. Im europäischen Vergleich zahlen deutsche Haushalte im Schnitt 46 Prozent mehr für Strom als die Nachbarn. Auch die IG Metall plädiert dafür, die Ökostromrabatte für Unternehmen zu drosseln, damit der Strompreis nicht weiter steigt.

Mieter müssen für Energie immer tiefer in die Tasche greifen. Nach Angaben des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesumweltministerium, Florian Pronold (SPD), auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Caren Lay sind die Preise für Strom, Gas und andere Brennstoffe seit 2006 um 23,6 Prozent gestiegen.

Danach hätten Privathaushalte im Jahr 2006 monatlich durchschnittlich 93 Euro für Heizung ausgegeben, was einem Anteil am verfügbaren Haushalts-Nettoeinkommen von 4,2 Prozent entspreche. 2011 seien es monatlich im Schnitt 111 Euro gewesen und damit 4,5 Prozent des Haushaltseinkommens, so Pronold unter Verweis auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP).

Debatte um Heizkostenzuschuss

„Die Heizkosten explodieren und belasten gerade Haushalte mit weniger Geld immer stärker“, sagte Linken-Fraktionsvize Lay der Passauer Neuen Presse. „Der von Schwarz-Gelb abgeschaffte Heizkostenzuschuss beim Wohngeld muss wiedereingeführt werden. Es darf nicht sein, dass eine warme Wohnung für immer mehr Menschen zum Luxus wird.“ Union und SPD hatten in den Koalitionsverhandlungen eine Wiedereinführung des Heizkostenzuschusses erwogen, dann aber drauf verzichtet.

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Nach Berechnungen des Berliner Vergleichsportals Top Tarif zahlen Deutsche im Schnitt 46 Prozent mehr für Energie als andere Europäer. Ein dreiköpfiger Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden zahle hierzulande durchschnittlich rund 1022 Euro für Strom zahlen. Der EU-Schnitt liege bei etwa 700 Euro.

IG Metall fordert nachvollziehbare Ausnahmekriterien

Damit der Strompreis nicht weiter steigt, spricht sich nun auch der Vize-Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, dafür aus, die milliardenschweren Ökostrom-Rabatte für Unternehmen zu drosseln. Die Befreiung von 2700 Betrieben im kommenden Jahr sei nicht begründbar, so Hofmann. Die Ausnahme-Kriterien müssten nachvollziehbar sein. „Alles andere ist nicht gerecht gegenüber den privaten Kunden, die ihre volle Stromrechnung zahlen müssen.“

Industriestrom einspeisen

Eine Bedingung für Rabatte müsse sein, dass ein Unternehmen im internationalen Wettbewerb stehe, erläuterte er. „Eine regionale Privatbahn XY gehört sicher nicht dazu.“ Sinnvoll wäre eine Wiedereinführung der Schwellenwerte von jährlich zehn Gigawatt für die Mindestabnahmemenge von Strom und 15 Prozent Anteil der Energiekosten an der Bruttowertschöpfung, ab dem ein Unternehmen als energieintensiv gilt.

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Er appellierte auch an den Gesetzgeber, die Einspeisung von industriell erzeugter Energie und Wärme in das öffentliche Netz zu erleichtern. Die Unternehmen suchten verstärkt nach eigenen Lösungen, wie das Beispiel der neuen Gasturbine im Daimler-Werk Sindelfingen zeige. „Wir brauchen aber ein stärkeres Miteinander von eigenerzeugter industrieller und öffentlicher Energie- und Wärmeerzeugung und -verbreitung.“ Bürokratische Hürden in den Kommunen müssten dazu abgebaut werden.