Essen. Wer am zweiten Weihnachtsfeiertag morgens verschlafen zum Bäcker tapert, wird eine unangenehme Überraschung erleben: verschlossene Türen. Das neue Ladenöffnungsgesetz schreibt vor, dass stattdessen am 1. Feiertag Brötchen verkauft werden dürfen. Viele Bäcker sind über die neue Regelung verärgert.
Bäckermeister Hermann Niehaves aus Menden ist sauer. In diesem Jahr darf er seine Brötchen erstmals nicht am zweiten Weihnachtsfeiertag verkaufen. Das neue Ladenschlussgesetz der rot-grünen Landesregierung will es so: Bei zwei zusammenhängenden Feiertagen ist nur der erste verkaufsoffen, am zweiten bleiben die Läden zu.
"Das ist gegen den Bedarf und gegen die Menschen", sagt Niehaves. Seiner Erfahrung nach würden die Menschen sich für den ersten Feiertag noch mit Vorräten eindecken, bräuchten also keinen Bäcker. Zudem seien viele unterwegs. Am zweiten Feiertag dagegen würden viele gern in Ruhe frühstücken - mit frischen Brötchen.
Tankstellen als letzte Anlaufstelle für Brötchen-Freunde
Niehaves ist nicht der einzige, der sich an der Neuregelung stört. "Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt hatten", gibt Peter Karst, Geschäftsführer des Bäckerinnungsverbands Westfalen-Lippe, unumwunden zu. Wahlfreiheit war es, was sich die Bäcker gewünscht hatten. Doch der Gesetzgeber kam dem Wunsch nicht nach.
Feiertag | Öffnungszeiten |
Heiligabend | bis 14 Uhr |
1. Weihnachtsfeiertag | fünf Stunden Zeitkorridor gemäß der örtlichen Regelung, wie an Sonntagen |
2. Weihnachtsfeiertag | geschlossen |
Silvester | wie an Werktagen, keine gesetzliche Beschränkung der Öffnungszeiten |
Neujahr | fünf Stunden Zeitkorridor gemäß der örtlichen Regelung, wie an Sonntagen |
Letzter Ausweg für Brötchen-Junkies sind am zweiten Weihnachtsfeiertag wohl die Tankstellen. Die dürfen nämlich auch an sich nicht verkaufsoffenen Feiertagen "Reiseproviant" verkaufen. Ob darunter tatsächlich auch gewöhnliche Brötchen fallen, darüber gibt es seit Jahren Streit mit den Bäckern, die ebenso lange schon diese Sonderregel Sturm laufen. Innungs-Geschäftsführer Karst spricht von "Wettbewerbsverzerrung" und hofft, dass die Ordnungsämter konsequent prüfen, ob die Tankstellen die Vorschriften einhalten.
Mancher Bäcker schließt über Weihnachten einfach komplett
Andere Bäcker ersparen sich und ihren Kunden den Wirrwarr um die Öffnungszeiten - und schließen über die Feiertage komplett. So auch die Essener Bäckereien Peter und Holtkamp, deren Filialen erst am 27. Dezember wieder öffnen. "Das war bei uns schon immer so - und wird sich auch erstmal nicht ändern", heißt es aus der Unternehmenszentrale von Bäcker Peter.
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Auch Bäcker Niehaves hat sich letztendlich für diese radikale Lösung entschieden. Würde er am ersten Feiertag Brötchen anbieten wollen, müsste schon Heiligabend mit der Produktion begonnen werden, erklärt er, "das würde den Familien meiner Mitarbeiter das Weihnachtsfest kaputt machen."