Berlin. Die deutsche Bevölkerung spart so wenig wie seit den zwölf vergangenen Jahren nicht mehr. Das ergibt sich aus der Sparquote des Statistik-Bundesamtes, die im dritten Quartal auf 8,5 Prozent gefallen ist. Experten begründen die geringe Sparneigung unter anderem mit niedrigen Zinsen.
Wegen sicherer Jobs und niedriger Zinsen sparen die Deutschen so wenig wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Die Sparquote fiel im dritten Quartal auf 8,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.
In den vergangenen Jahren legten die Verbraucher noch durchschnittlich mehr als zehn Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante.
"Hauptgrund für diese Entwicklung ist der Arbeitsmarkt: Angesichts der Rekordbeschäftigung steigt die Jobsicherheit, weshalb weniger gespart wird", sagt der Deutschland-Chefvolkswirt der Großbank UniCredit, Andreas Rees. Hinzu kämen die niedrigen Zinsen, die Sparen wenig attraktiv machten, ergänzt Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel.
Für Tagesgeld gibt es derzeit teilweise nur noch 1,0 Prozent Zinsen. Grund dafür ist die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: Sie hat wegen der Krise in vielen Euro-Ländern den Leitzins erst in diesem Monat auf das Rekordtief von 0,25 Prozent halbiert.
Menschen besorgen sich mehr auf Pump
Die Sparneigung ist auch nach einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) derzeit gering. "Für die Verbraucher ist es nicht sehr attraktiv, Geld in Form der klassischen Sparanlagen anzulegen", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. "Stattdessen finanzieren immer mehr Bundesbürger in Zeiten niedriger Zinsen ihre Anschaffungen auf Pump."
Derzeit nutzt jeder dritte Haushalt einen Ratenkredit für größere Anschaffungen wie Autos, Küchen oder Fernsehgeräte. Vor einem Jahr waren es nur 29 Prozent.
Die Wirtschaftsweisen gehen davon aus, dass der private Konsum 2014 um 1,4 Prozent spürbar zulegen wird. Für das zu Ende gehende Jahr wird ein Plus von 1,0 Prozent erwartet. (rtr)