London. Das Traditionsunternehmen Dr. Martens war bislang ein britischer Familienbetrieb - nun wandert es in die Hände eines Finanzivestors. Der neue Eigentümer will weltweit expandieren. Produziert wird ohnehin schon lange überwiegend in Asien. Mit einem orthopädischen Schuh fing alles an.

Schwarze Business-Anzüge mit roten Punker-Stiefeln? Die Kult-Schuhmarke Dr. Martens wird für umgerechnet 350 Millionen Euro an den Finanzinvestor Permira verkauft. Der ist schon am schwäbischen Modekonzern Hugo Boss beteiligt, will dort aber in absehbarer Zeit aussteigen. Für die Eignerfamilie des britischen Traditionsunternehmens R Griggs, dem seit 1960 die Rechte an den "Docs" gehörte, war damit der zweite Versuch in zwei Jahren erfolgreich, das Unternehmen zu verkaufen. Dr.-Martens-Chef David Suddens sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Familie wolle ihr Geld künftig anderswo investieren.

Unter der Ägide von Permira könne Dr. Martens "die Kultur behalten, die wir die ganzen Jahre hatten, und uns um die Marke kümmern", sagte Suddens. Der neue Eigentümer wolle weltweit expandieren, nachdem Dr. Martens sich in Europa, den USA und in China gut entwickelt habe.

Kult-Stiefel mit deutschen Wurzeln

Die Kult-Stiefel haben deutsche Wurzeln: Der deutsche Arzt Klaus Märtens entwarf sie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als er unter einer Fußverletzung litt. Die Luftpolstersohle schnitt er aus Gummi-Beständen der deutschen Luftwaffe zurecht. Charakteristisch für die "Docs" sind die acht Schnürlöcher und die gelben Nähte. 1960 verkauften Märtens und sein Partner Herbert Funck die Marke an R Griggs. Zunächst bei Arbeitern und Soldaten beliebt, machte sie Pete Townshend von der Rock-Gruppe "The Who" 1996 auch bei Jugendlichen populär. Popsängerin Miley Cyrus trägt "Docs" in ihrem jüngsten Video "Wrecking Ball". Produziert werden die meisten Schuhe seit 2003 aber nicht mehr in Großbritannien, sondern in Asien. (rtr)