Waterloo. Ist der verlustreiche Smartphone-Pionier Blackberry gerettet? Der kanadische Investor Prem Watsa - oft mit US-Finanzmogul Warren Buffett verglichen - bietet fast fünf Milliarden Dollar für das Unternehmen. Er will Blackberry von der Börse nehmen. Noch ist das Geschäft nicht in trockenen Tüchern.
Ein kanadischer Milliardär gibt dem angeschlagenen Smartphone-Pionier Blackberry neue Hoffnung. Die Investmentholding Fairfax Financial will Blackberry für 4,7 Milliarden Dollar (3,5 Mrd Euro) schlucken und von der Börse nehmen. Der Konzern mit dem deutschen Manager Thorsten Heins an der Spitze hatte zuletzt weiter Marktanteile verloren und einen Riesen-Verlust eingefahren.
Treibende Kraft hinter der am Montag verkündeten Übernahmeangebot ist Prem Watsa, Chef von Fairfax Financial. Der Manager mit indischen Wurzeln wird auch der "kanadische Warren Buffett" genannt, nach dem US-Starinvestor mit dem scheinbar untrüglichen Sinn fürs Geldverdienen.
Sechs Wochen Zeit zum Studieren der Bücher
Für die Übernahme hat Fairfax aber noch längst nicht alle Hürden genommen: Zunächst will die Finanzfirma die Bücher von Blackberry studieren, wofür sie sich sechs Wochen Zeit ausgebeten hat. Bis zum Abschluss einer Übernahme kann auch noch ein anderer Käufer auftauchen. Zunächst unterzeichneten beide Seiten nur eine Absichtserklärung. Allerdings müsste Blackberry eine Strafe von über 150 Millionen Dollar zahlen, wenn es sich für einen anderen Käufer entscheidet.
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Fairfax Financial will neun Dollar pro Aktie zahlen - das ist die Hälfte davon, was die Papiere noch zu Jahresbeginn kosteten und sogar weniger als noch am Freitagmorgen als der Kurs über zehn Dollar lag. Doch dann kündigte das Unternehmen einen Verlust von fast einer Milliarde Dollar sowie den Abbau von rund 40 Prozent der Jobs an, und die Aktie stürzte um über 17 Prozent ab. Auch jetzt sind die Investoren nicht sicher, dass der Deal zustande kommt - der Kurs stieg zunächst nur auf 8,82 Dollar. Vorbörslich tippelte die Aktie dann am Dienstag auf 8,95 Dollar hoch.
Holding besitzt bereits rund zehn Prozent der Aktien
Fairfax Financial besitzt bereits jetzt schon rund zehn Prozent an Blackberry. Die Übernahme will die Holding, die ihr Geld vor allem mit Versicherungen verdient, mit Hilfe von Krediten sowie zusammen mit anderen Investoren stemmen. Deren Namen wurden aber nicht genannt. Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf eingeweihte Personen, dass zwei kanadische Pensionsfonds mitmachen könnten.
Erleichtert wird eine Übernahme dadurch, dass Blackberry schuldenfrei ist und zuletzt dank harter Einsparungen immer noch 2,6 Milliarden Dollar auf der hohen Kante hatte.
Die Geräte verkaufen sich mittlerweile schlecht
Blackberry wurde im Smartphone-Geschäft durch den Erfolg von Apples iPhone und der Android-Handys vor allem von Samsung in eine kleine Nische gedrückt. Zuletzt lag der Marktanteil nur noch bei rund drei Prozent. Das neue Betriebssystem Blackberry 10 sollte die Wende bringen. Doch die Geräte verkaufen sich schlecht, und Blackberry muss fast eine Milliarde Dollar auf nicht verkaufte Bestände abschreiben.
Blackberry hatte bereits vor einigen Wochen angekündigt, einen Verkauf als Ganzes oder in Teilen auszuloten. "Wir sind der Überzeugung, dass diese Transaktion ein aufregendes neues Kapital in privatem Besitz eröffnen kann", erklärte Fairfax-Chef Watsa. Er saß als Großaktionär bis vor kurzem selbst im obersten Firmengremium von Blackberry, dem Verwaltungsrat.
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Rückzug von der Börse würde Umbau erleichtern
Ein Rückzug von der Börse würde dem Management mehr Freiheiten bei einem möglichen Umbau eröffnen, weil es dann keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer Anteilseigner nehmen müsste. Blackberry will sich vor allem auf Firmenkunden konzentrieren.
Der Smartphone-Hersteller aus Kanada würde damit dem Vorbild des amerikanischen PC-Bauers Dell folgen: Gründer Michael Dell kauft den Konzern mit Hilfe eines Finanzinvestors gerade ebenfalls zurück, nimmt ihn von der Börse und baut ihn um. Dell leidet unter den branchenweit schwachen PC-Verkäufen und orientiert sich deshalb in Richtung lukrativer Dienstleistungen für Firmenkunden. Allerdings spielt Dell auch in einer anderen Liga als Blackberry. (dpa)