Berlin. . Noch sind es wenige, aber die Zahl der Rentner in der Grundsicherung nimmt ständig zu. Damit bekommt das Bild von der goldenen Rentnergeneration Risse. Betroffen sind besonders Frauen in Westdeutschland. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Altersarmut.
Das Bild von der goldenen Rentnergeneration bekommt Risse. Immer mehr Rentner landen in der Grundsicherung, besonders Frauen in Westdeutschland. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Ist Altersarmut ein großes Problem in Deutschland?
Bislang war der Anteil der sehr armen Rentner vergleichsweise gering. Darunter verstehen Fachleute jene Senioren, deren Einkommen unterhalb der Grundsicherung liegt, die bei Langzeitarbeitslosen je nach Wohnkosten bei etwa 680 Euro im Monat liegt.
Ende 2012 stockten nach Angaben des Statistischen Bundesamts 435 000 Rentner ihre Alterseinkünfte durch die Grundsicherung auf. Angesichts von rund 20 Millionen Rentnern insgesamt ist ihr Anteil mit gut zwei Prozent gering. Allerdings hat er sich seit Einführung der Grundsicherung vor neun Jahren um 80 Prozent erhöht.
Warum sind Frauen besonders betroffen?
Allein im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der armen Rentner um 6,6 Prozent an. Besonders stark schoss die Bedürftigkeit bei Frauen in Westdeutschland in die Höhe. Mittlerweile erhalten 3,3 Prozent der West-Frauen über 65 Jahre diese Sozialleistung (Männer: 2,5 Prozent).
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Im Osten ist der Anteil bei beiden Geschlechtern deutlich geringer. Frauen im Westen haben in der Regel keine großen Rentenansprüche erworben. 28 Prozent der Rentnerinnen erhalten aus eigenen Anwartschaften weniger als 600 Euro im Monat. Bei den Männern sind es nur gut acht Prozent. Grund sind meist berufliche Auszeiten der Frauen für die Familie oder lange Teilzeittätigkeiten.
Kann man von einem Trend zur Altersarmut sprechen?
Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband sieht in der Entwicklung der letzten Jahre nur einen Vorboten. Er warnt, dass „ab Mitte des nächsten Jahrzehnts eine Lawine von Altersarmut auf uns zu rollt“. Die Marke von einer Million Betroffenen werde sicher übertroffen.
Vor allem Langzeitarbeitslose oder Erwerbstätige, die häufiger aussetzen mussten, können nicht mehr ausreichend hohe Rentenansprüche erwerben. Dazu kommen die zum Teil geringen Verdienste. Rund sieben Millionen Niedriglöhner gibt es zum Beispiel derzeit. Die Deutsche Rentenversicherung sieht in Altersarmut noch kein Massenphänomen. In welchem Ausmaß sie zunehme, sei momentan nicht abzuschätzen, sagt ein Sprecher.
Lässt sich Altersarmut vermeiden?
Laut Schneider kann das Problem mit Reformen deutlich abgemildert werden. Er fordert Veränderungen bei der Grundsicherung. So müsse der Regelsatz dort von aktuell 382 Euro auf 440 Euro angehoben werden. Außerdem müsse es Freibeträge für weitere Einkünfte oder Vermögen geben. Denn im Gegensatz zu den Hartz-IV-Empfängern werde bei der Grundsicherung alles angerechnet.
Gibt es Pläne für Reformen bei den künftigen Koalitionsparteien?
Sowohl die Union als auch die SPD wollen eine Art Mindestrente für langjährig Beschäftigte einführen. Zuletzt wurde meist ein Betrag von 850 Euro dafür genannt. Doch der Plan hat gewaltige Haken und würde nach Einschätzung von Kritikern wenig zur Vermeidung von Altersarmut beitragen.
Was kann jeder selbst dazu beitragen?
Das Rentenniveau für alle Arbeitnehmer sinkt nach und nach ab. Zusätzliche Vorsorge ist auch bei knappem Einkommen oft unverzichtbar. Die Riester-Rente hilft bei allen Schwächen schon, um mit kleinen Sparbeiträgen die spätere Rente aufzubessern.