Velbert. . Deutschlandweit steigt die Zahl der Rentner, die auf Grundsicherung angewiesen sind. In Velbert scheint die Zahl aber stabil zu bleiben. Ein Gespräch mit der Velberter Tafel-Chefin Renate Zanjani.
Die Zahl der Rentner in Deutschland, die auf Grundsicherung angewiesen sind, ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Rund 465 000 Senioren brauchen finanzielle Unterstützung, das sind 6,6 Prozent mehr als noch 2012. Und immer häufiger hört man Klagen älterer Mitmenschen, dass ihnen das Geld ausgeht: „Geld für Restaurantbesuche oder gar einen Urlaub ist gibt es schon lange mehr“, heißt es oft. Besonders verwitwete Frauen, die sich um die Kindererziehung gekümmert haben, blicken in leere Brieftaschen. Velbert stemmt sich jedoch noch gegen den Trend, die Zahl der hilfsbedürftigen Senioren hat zumindest nicht zugenommen.
Die Scham ist groß
Eine, die das Leid hautnah mitbekommt, ist Renate Zanjani. Die Mitarbeiterin beim Diakonischen Werk sowie Leiterin der Tafel und der Kinderkochkurse kommt sehr häufig mit den Menschen ins Gespräch, die sich ohne einen Besuch bei der Tafel am Ende des Monats oft nichts mehr zu Essen kaufen könnten. Auch sie sowie ihre Kollegen bemerken einen höheren Anteil an älteren Bedürftigen. „Ungefähr die Hälfte sind Rentner“, sagt Renate Zanjani und ergänzt, dass „in Velbert-Mitte Frauen und Männer in gleichen Teilen das Angebot nutzen, in Neviges hingegen der Frauenanteil um einiges höher ist.“
Im Jahr 2012 sind 1151 Tafelkarten – davon 599 für die über 50-Jährigen – für die sechs Anlaufstellen in Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath ausgeteilt worden – insgesamt 337 Tonnen Lebensmittel wurden in 28 669 Tüten verpackt. „Ich bin mir sicher, dass wesentlich mehr Menschen diese Unterstützung brauchen, sich aber nicht trauen zu uns zu kommen“, vermutet die Leiterin der Tafel.
Die Scham sei groß bei den Betroffenen, konnten sie sich doch ihr bisheriges Leben selbst versorgen. Renate Zanjani macht den Betroffenen auf ihre Weise Mut. „Ich lobe viel und sage, dass es genau die richtige Entscheidung war, hier hin zu kommen. Denn dann haben sie Geld für andere Dinge“, erzählt die Mitarbeiterin des Diakonischen Werkes. Geld für den Friseur oder ein neues Paar Schuhe – für Hilfsbedürftige alles andere als selbstverständlich. „Ich höre oft den Satz ,Die tun es ja auch noch’ und viele schieben so den Kauf neuer Kleidung vor sich her. Ein ehrenamtlicher Friseur könnte hier viele Menschen glücklich machen“, bittet Renate Zanjani.
Ein Gesprächsdauerbrenner bei den Mittagessen ist die Stromnachzahlung. Ein neues Paar Schuhe oder der Besuch beim Friseur lassen sich aufschieben, doch ohne Strom lässt es sich kaum leben. „Wir helfen vor Ort und suchen nach Lösungen“, garantiert die Leiterin.