Wolfsburg/München. Im Rennen um die Krone der Autobauer fährt Volkswagen Toyota und GM noch hinterher. Wenn es aber um Forschungsausgaben geht, steht VW einer Analyse zufolge schon heute weltweit an der Spitze - und zwar auch über alle anderen Branchen hinweg. Das ist auch ein Risiko.
Europas größter Autobauer Volkswagen steckt einer Studie zufolge so viel Geld in Forschung und Entwicklung wie kein anderer börsennotierter Konzern der Welt. Mit einem Volumen von 11,4 Milliarden US-Dollar (8,33 Mrd Euro) liegt VW in der Analyse klar vor dem südkoreanischen Samsung-Konzern (10,4 Mrd US-Dollar). Zu diesem Ergebnis kommt das Beratungsunternehmen Booz & Company, das die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) von Mitte 2012 bis Mitte 2013 verglich.
Die schärfsten VW-Konkurrenten Toyota und General Motors belegen die Plätze sechs und elf. Auf Rang drei in der Bestenliste folgt der Schweizer Pharmariese Roche (10,2 Mrd US-Dollar). Dahinter liegen die US-Computerriesen Intel und Microsoft auf den Plätzen vier und fünf.
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Deutsche Großunternehmen stecken 12 Prozent mehr in Forschung
Die deutsche Innovationsstärke kann sich laut der Analyse, die insgesamt 1000 Konzerne umfasst, durchaus sehen lassen. Demnach erhöhten die Börsenschwergewichte hierzulande ihre Innovationsbudgets um durchschnittlich 12 Prozent. Treiber ist dabei die Autoindustrie. Europaweit zogen die F&E-Etats nur um knapp 5 Prozent an, weltweit war es mit 6 Prozent halb so viel wie bei den deutschen Konzernen.
Spitzenreiter Volkswagen steckt Großteile seines F&E-Budgets in das Thema Spritsparen und intelligente Vernetzung, darunter etwa der Informationsaustausch und die Kommunikation von Autos untereinander.
Eine riskante Wette auf die Zukunft
Die Analyse sieht in der Langfristbetrachtung keinen zwingenden Zusammenhang zwischen F&E-Ausgaben und wirtschaftlichem Erfolg. Vielmehr sei große Forschungsintensität oft eine riskante Wette auf die Zukunft. "Umso bemerkenswerter ist es, dass die beiden weltweiten Topspender, Volkswagen und Samsung, ihre jeweiligen Wettbewerber im Fünfjahresschnitt nicht nur bei den F&E-Budgets, sondern auch bei harten finanziellen Parametern wie Umsatzwachstum, Rendite und Marktkapitalisierung zum Teil deutlich übertreffen", sagte der Sprecher der Geschäftsführung bei Booz, Klaus-Peter Gushurst.
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Aus deutscher Sicht folgt dem Spitzenreiter VW mit Daimler auf Rang 14 der nächste heimische Autobauer, Technikriese Siemens kommt auf Platz 22 und auf Rang 27 liegt mit BMW wieder ein Autohersteller. Der Pharmariese Bayer kommt auf Platz 40 und SAP, Europas einziger Softwarekonzern von Weltgeltung, liegt noch in den Top-50 (Rang 49).
Erstmals auch Abschreibungen berücksichtigt
Booz & Company änderte für die Untersuchung diesmal einen Teil der Methodik. Den Angaben zufolge sind nun erstmals auch Abschreibungen auf F&E-Investitionen in der Berechnung berücksichtigt. Damit ändern sich die Budgets teils erheblich, zum Beispiel bei Volkswagen und Daimler. Mit der neuen Berechnungsbasis hätte VW auch die vorherige Studie (2011/2012) schon angeführt. Staatliche Anreize beim Thema Forschung, etwa steuerlicher Art, werden seit langem heiß diskutiert. (dpa)