Essen/Hagen. Behördliche Genehmigungen bleiben aus, der Staat kann seine Rechnungen nicht bezahlen: Der “Shutdown“ in den USA zeigt erste Auswirkungen auf die Wirtschaft. Unternehmer in NRW beobachten das Geschehen jenseits des Atlantiks genau, auch wenn sie derzeit noch keine Folgen spüren.

Die wichtigste Volkswirtschaft der Welt gelähmt durch einen zähen Streit über den Haushalt. Seit Tagen sind wichtige Behörden der USA quasi arbeitsunfähig, weil ihre Mitarbeiter in den Zwangsurlaub geschickt wurden. "Shutdown" heißt das Phänomen, das - sollten die USA tatsächlich zahlungsunfähig werden - unvorstellbare Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben könnte.

Doch schon jetzt stellt sich die Frage: Welche Auswirkungen hat der Haushaltsnotstand auf deutsche Unternehmen? Schließlich sind die USA einer der wichtigsten Handelspartner, im vergangenen Jahr exportierten deutsche Unternehmen Güter im Wert von 86,8 Milliarden Euro in die USA.

Bei der Firma Avit in Essen blickt man gelassen auf das Geschehen jenseits des Atlantiks: "Unsere Kunden planen in anderen Dimensionen", sagt Andreas Wasmuth, Einkaufsleiter beim Hersteller von Spezialschrauben für den Kraftwerks- und Schiffbau. Solche Projekte würden über einen Zeitraum von mehreren Jahren geplant - ein paar Tage Shutdown würden sich da nicht bemerkbar machen.

Probleme für Zulieferer von Rüstungs- und Luftfahrtunternehmen denkbar

Auch in Südwestfalen sind die Auswirkungen der amerikanischen Haushaltskrise noch nicht spürbar. Frank Herrmann, Geschäftsführer des Fachbereichs Internationales der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer, hat bei den Unternehmen in Hagen und im Umland nachgehört: "Bislang sind mir keine Probleme gemeldet worden", berichtet er. Die Zollabwicklung funktioniere reibungslos.

Die Lähmung der Regierungsbehörde könne sich aber durchaus noch auf das Geschäft der Unternehmer in der Region auswirken, fürchtet er. Er habe bereits von US-Unternehmen gehört, die ihre Mitarbeiter in Zwangsurlaub geschickt hätten, weil ihre Produktion blockiert sei. Das gelte vor allem für die Branchen Rüstung, Luftfahrt, Raumfahrt, die häufig auf behördliche Genehmigungen angewiesen seien. Mittelfristig dürfte das auch zu Problemen bei deren Zulieferern führen.

Verzögerungen bei der Visa-Vergabe

Deshalb beobachtet auch Wulf-Christian Ehrich von der IHK Dortmund die Entwicklung in den USA mit Sorge. Aus heutiger Sicht sieht er aber noch keinen Grund für Panikmache. Kollegen der Außenhandelskammer in New York hätten ihm von Verzögerungen bei der Visa-Vergabe berichtet. Ansonsten seien aber noch keine konkreten Probleme bekannt.

Wie seine Kollegen erwartet auch Ehrich, dass der Haushaltsstreit in den USA noch rechtzeitig gelöst wird. "Damit wäre das Problem zumindest erst einmal verschoben."