Berlin. . Am Dienstag geben die Netzbetreiber endgültig bekannt, um wie viel Cent die Kosten für Ökostrom steigen, die jeder Privathaushalt tragen muss. Eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gilt als sicher, doch der Weg ist unklar – drei Modelle in der Analyse.

Ein Thema der Koalitionsverhandlungen ist bereits gesetzt – ob die Politiker es toll finden oder nicht. Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes muss kommen. Das zeigt die Veröffentlichung, die am Dienstag (15. Oktober) bevorsteht: Dann geben die Stromnetzbetreiber endgültig bekannt, um wie viel Cent die Kosten für Ökostrom steigen, die jeder Privathaushalt tragen muss. Mittlerweile ist der Termin zum lästigen Ritual geworden: Jahr für Jahr steigt die Umlage im Erneuerbaren-Energien-Gesetz – diesmal von gegenwärtig 5,3 auf vermutlich 6,3 Cent pro Kilowattstunde verbrauchten Stroms.

Die wachsenden Öko-Kosten haben einen Anteil daran, dass der durchschnittliche Gesamtpreis pro Kilowattstunde seit dem Jahr 2000 auf mehr als das Doppelte gestiegen ist: rund 29 Cent. Fragt sich nur, wie die erwartete Reform des EEG aussehen wird. Drei grundsätzliche Varianten stehen im Raum.

Das Quoten-Modell 

Erstens: das Quoten-Modell: Dieses befürworten unter anderem das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) aus Essen und die Monopolkommission der Bundesregierung.

Während die Betreiber von Ökokraftwerken nach dem aktuellen Gesetz 20 Jahre lang für jede von ihnen ins öffentliche Netz eingespeiste Kilowattstunde Strom eine feste Vergütung von neun Cent (Wind), 14 Cent (Solar) oder auch 25 Cent (Biomasse) erhalten, fiele dieser garantierte Fördersatz nach dem Quotenmodell weg. Die Stromversorger würden allerdings verpflichtet, Jahr für Jahr eine steigende Menge Ökostrom einzukaufen – aus welchen Quellen, das bliebe ihnen überlassen. Schätzungsweise würden sie vor allem Windstrom kaufen, der an Land produziert wird. Das ist heute die günstigste Variante.

Vorteil: Die Kosten für Ökostrom könnten sinken. Nachteil: Um später die angestrebte verlässliche, nahezu komplette Versorgung Deutschlands mit klimaschonender Elektrizität zu erreichen, darf man sich nicht nur auf eine Energiequelle konzentrieren. Was ist, wenn der Wind nicht weht?

Das Prämien-Modell 

Zweitens: das Prämien-Modell: Dieses favorisiert der Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW). Anstatt der heutigen, garantierten Einspeisevergütung für Wind- und Sonnenstrom erhielten die Ökostrom-Produzenten nur noch eine gewisse Prämie zusätzlich zum Börsenpreis für Strom. Der Börsenpreis liegt weit unter den Produktionskosten für Ökoenergie. Die Prämie würde vermutlich nicht so hoch ausfallen wie die aktuelle Vergütung. Viele Öko-Firmen müssten deshalb mit geringeren Einkünften zurechtkommen. Dafür spricht auch, dass Versteigerungen darüber entscheiden sollen, welche Produzenten ihren regenerativen Strom tatsächlich liefern dürfen – die Billigsten erhielten den Zuschlag.

Vorteil: Die Kosten fallen geringer aus. Nachteil, ähnlich wie beim Quoten-Modell: Die Sonnenenergie könnte auf der Strecke bleiben, weil die Versorger vor allem Windstrom einkaufen.

Das Modell EEG 2.0 

Das Modell EEG 2.0: Dieses Modell stammt vom Diskussionsforum Agora Energiewende. Dessen Experten schlagen vor, die Systematik des Erneuerbare-Energien-Gesetzes beizubehalten, es aber stark zu reformieren. Es bliebe bei einer 20- oder 25-jährigen Einspeisevergütung für die politisch gewünschten Energieträger – vor allem Wind und Sonne. Deren Zusammenspiel kann eine größere Versorgungssicherheit gewährleisten als die Konzentration auf Wind. Allerdings würde die Vergütung massiv gekürzt. Agora hat ausgerechnet, dass eine Förderung von maximal 8,9 Cent pro Kilowattstunde reicht, um konkurrenzfähige Öko-Kraftwerke zu bauen. Ein ganzer Wust von Vergünstigungen und Ausnahmeregeln im heutigen EEG würden gestrichen. Die Umlage, die Verbraucher zahlen, soll so auf dem Wert von 2014 stabilisiert werden.

Vorteil: Die Kosten sinken, die Energiewende geht aber weiter. Nachteil: Die Gefahr der Überförderung besteht weiterhin, da es an marktwirtschaftlichen Impulsen, beispielsweise Auktionen, fehlt.