Brüssel. . Die Bundesregierung will die geplante EU-Richtlinie für Auto-Abgase entschärfen. Berlin will den Herstellern großvolumiger Modelle mehr Zeit für die Erreichung der nächsten CO2-Entgiftung verschaffen – und sorgt für Unmut bei den EU- Partnern. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer warnt.
Deutschland hat beim Versuch, die geplanten EU-Grenzwerte für Auto-Abgase zu entschärfen, weiter Zeit gewonnen. Die Mitgliedsstaaten vertagten am Freitag ihre Entscheidung. Nun sollen sich die Umweltminister in zwei Wochen mit dem Thema befassen.
Berlin will den Herstellern großvolumiger Modelle wie Daimler, BMW oder Porsche mehr Zeit für die Erreichung der nächsten Stufe der CO2-Entgiftung verschaffen und hat den Partnern einen entsprechenden Vorschlag zur Änderung der bisherigen Beschlusslage vorgelegt. Unter anderem hätten sich nun auch die Briten dafür stark gemacht, die Vorlage noch einmal zu verändern, hieß es in diplomatischen Kreisen.
Ab dem Jahr 2020 weniger Kohlendioxid-Ausstoß2
Die Mitgliedsstaaten hatten sich im Juni im Grundsatz mit dem Europa-Parlament über verschärfte Grenzwerte für Pkw verständigt. Danach sollte ab 2020 die Richtgröße für den Kohlendioxid-Ausstoß bei höchstens 95 Gramm pro Kilometer (2015: 130 Gramm) liegen. Schwerere Fahrzeuge dürften mehr CO2 freisetzen, und für E-Autos und andere besonders schadstoffarme Modelle gäbe es einen Bonus für die Flotte eines Herstellers.
Auf Druck der deutschen Industrie hatte sich die Bundesregierung quergelegt und zum Ärger mehrerer Partner im Sommer eine Verschiebung der endgültigen Beschlussfassung der Mitgliedsstaaten durchgesetzt. Letzte Woche hatte Berlin einen alten Vorschlag wieder auf den Tisch gelegt, wonach die 95-Gramm-Grenze erst 2024 – vier Jahre später – für die Neuwagen-Flotte verbindlich sein soll.
VCD-Auto-Umweltranking
Sollte dieser deutsche Vorschlag Wirklichkeit werden, würden rund 7,5 Millionen Neuwagen von der EU-Regulierung befreit. Diese Hochrechnung legte am Freitag der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg/Essen vor.
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnt vor laxen Anforderungen
„Die laxen Umweltanforderungen lassen Elektroautos auch im Jahr 2020 und danach scheitern“, warnt der Professor. Der erwartete Schub für CO2-sparende Hybridautos würde ebenfalls ausbleiben.
Dudenhöffer befürchtet zudem, dass Autobauer ihre Investitionen in die Brennstoffzellentechnik weiter aufschieben. „Die europäische Automobilindustrie wird damit bis weit nach dem Jahr 2030 wenige Impulse zur Einführung alternativer Antriebe setzen“, so der Autoexperte.