Edmonton. Der indischstämmige Selfmade-Milliardär Prem Watsa gilt als kanadischer Warren Buffett. Er will für 3,5 Milliarden Euro den abgestürzten Smartphone-Hersteller Blackberry übernehmen. Es ist das wahrscheinlich riskanteste Geschäft des Mannes, der einst als Waise nach Kanada kam.
Als Prem Watsa vor über vierzig Jahren als junger Mann von Indien nach Kanada auswanderte, hatte er angeblich nur acht Dollar in der Tasche. Heute ist er einer der reichsten Männer der Welt – und einer der kühnsten zugleich. Für rund 3,5 Milliarden Euro will der 63-jährige Manager aus Toronto jetzt den ganz großen Coup wagen und den taumelnden Smartphone-Hersteller Blackberry übernehmen.
Für Watsa ist es das größte Geschäft seines Lebens und das wahrscheinlich riskanteste zugleich. Denn der einstige Mobilfunk-Pionier Blackberry aus dem kanadischen Waterloo war zuletzt weit hinter die Konkurrenten von Apple und Samsung zurückgefallen und gilt bestenfalls als Sanierungsfall, schlechtestenfalls als Pleite-Kandidat. Knapp eine Milliarde Dollar Miese hatte Blackberry allein im letzten Quartal gemacht.
Als Waise aus Indien gekommen
Doch wenn die Kanadier jemandem die Rettung oder zumindest Teil-Rettung von Blackberry zutrauen, dann ist es Watsa. 1972 war er als Waise aus dem indischen Hyderabad nach Kanada gekommen. Nach dem Wirtschafts-Studium dann sein sagenhafter Aufstieg.
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Watsa machte schnell Karriere in der Versicherungsbranche und gründete später seine eigene Firma. Heute nennen die Kanadier den öffentlichkeits-scheuen Manager gern „unseren Warren Buffett“ - in Anlehnung an den legendären US-Starinvestoren mit dem untrüglichen Instinkt für’s Geldvermehren.
Watsa werden ähnliche Eigenschaften zugeschrieben. Als Chef der Investmentfirma Fairfax Financial kauft er zielgerichtet unterbewertete Firmen auf, bringt sie auf Vordermann und verkauft die später zu einem höheren Preis weiter. Watsa kaufte bereits zehn Prozent der Blackberry-Aktien und investierte zuletzt auch in irische Banken, kriselnde Zeitungshäuser und den schwächelnden Computerhersteller Dell.
Sein Gespür für das richtige Timing ist in Kanada geradezu legendär. 1987 sagte Watsa als einer der ersten Experten den bevorstehenden Börsen-Crash voraus. Danach prognostizierte er vor den meisten anderen den Abstieg der Industrienation Japan. Ein Jahr vor der großen Finanzmarktkrise 2008 hatte er wieder den richtigen Riecher: Er verkaufte fast alle Aktienbestände und legte die Erlöse in sicheren Renten an.
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Die Zeitung Toronto Life nannte ihn einmal anerkennend den „reichsten und klügsten Mann in Kanada“. Die Zahlen scheinen das zu untermauern. Zwar ist sein persönliches Vermögen unbekannt. Doch seit Watsa 1985 an das Ruder von Fairfax Financial trat, konnte er den Wert der Firma um durchschnittlich 20 Prozent im Jahr steigern. Dabei investiert er quer durch alle Branchen: hauptsächlich in Versicherungen, aber auch in die Gastronomie, die Forstwirtschaft, das Reisegeschäft – oder die Telekommunikation.
Watsa besuchte die selbe Universität wie die beiden Blackberry-Gründer
Dem einstigen Vorzeigeunternehmen Blackberry fühlt sich Watsa seit Jahren verbunden. Der Indo-Kanadier besuchte die selbe Universität wie die beiden Blackberry-Gründer Mike Lazaridis und Jim Balsillie in Waterloo und fungiert bis heute als deren Kanzler. Letztes Jahr war er in den Vorstand von Blackberry eingetreten und schrieb in einem Brief an Investoren, er glaube an ein Comback des Unternehmens.
Wie das genau gelingen soll, dazu hat sich Watsa bislang nicht geäußert. Sechs Wochen hat er laut Absichtserklärung jetzt Zeit, die Bücher von Blackberry zu prüfen und vom Kauf zurückzutreten - oder diesen einem anderen Anbieter zu überlassen. Dass dies passieren könnte, glaubt in Kanada jedoch kaum jemand. Wenn sich Watsa einmal zu einem Wagnis entschlossen hat, dann zieht er es in der Regel auch durch.
Als Prem Watsa in einem Interview einmal nach seinem Erfolgsrezept gefragt wurde, antwortete er: „Als Einwanderer entwickelt man Fähigkeiten, von denen man nicht geglaubt hat, sie je zu besitzen.
Und man macht Dinge, von denen man nicht gelaubt hat, sie jemals zu tun.“ Der Kauf des Smartphone-Pioniers Blackberry dürfte dazu gehören.