Hamburg. Binnen weniger Stunden gelang es Reportern von NDR Info Tausende Datensätze auf dem Schwarzmarkt im Internet zu kaufen. Damit wollten die Journalisten beweisen, dass der Handel mit persönlichen Angaben von Verbrauchern weiter blüht. Über Call Center gelangten sie an Adressenhändler.

Auch ein Jahr nach Bekanntwerden der ersten Fälle von Datenmissbrauch in Deutschland blüht der Handel mit persönlichen Angaben von Verbrauchen laut NDR weiter. Reporter von NDR Info gelang es nach Angaben des Senders vom Dienstag binnen weniger Stunden, auf dem Schwarzmarkt im Internet tausende Datensätze zu kaufen. Diese enthielten neben Adresse und Geburtsdatum auch Bankverbindungen. Die Angaben stammen laut NDR offenbar von Gewinnspielanbietern, Versicherungen oder Zeitschriftenverlagen. Über Call Center gelangten sie häufig an Adresshändler. Insgesamt sei den Reportern zwei Millionen Daten angeboten worden.

Datenschutzbeauftragter: Aufsichtsbehörden sind überfordert

Betroffene berichteten nach Angaben des Senders von einem massiven Missbrauch ihrer Daten. Unter anderem hätten Glücksspielfirmen ohne Zustimmung regelmäßig Geld von den Konten der Verbraucher abgebucht. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar zeigte sich von den Recherche-Ergebnissen wenig überrascht. Angesichts der Masse an illegalen Daten auf dem Schwarzmarkt seien die Aufsichtsbehörden überfordert.

Vor einem Jahr waren die ersten Fälle von Datenmissbrauch bekannt geworden. Damals hatte ein Call-Center-Mitarbeiter eine CD mit 17. 000 Adressen und Bankverbindungen der Kieler Verbraucherzentrale zugeschickt. Seine Initiative löste eine bundesweite Debatte über den Datenschutz aus. Im Juni verabschiedete der Bundestag ein Gesetz, das den Missbrauch persönlicher Angaben erschweren soll. (afp)